Feigenblattkultur oder Blattdessous


Das wohl am häufigsten dargestellte Laub in der Kunstgeschichte ist dasjenige der «Ficus carica», der Essfeige. Das Blatt ist gross, von drei- bis fünflappiger Gestalt und tief eingeschnitten.

Von Tanja Hess


Doryphoros (Speerträger), röm. Marmorkopie, H 212 cm, Vatikanische Museen (li.), Neapel, Nationalmuseum (re).
Praktisch ist es also nicht, das Feigenblatt, für den Verwendungszweck, den es in der Kunst gefunden hat. Kein Wunder also, handelt es sich beim Feigenblatt auch mal um ein Ahorn- oder gar Weinblatt, was seinen Zweck dann viel besser erfüllt.

Nackte Antike
Die antiken Skulpturen aus dem fernen Griechenland wurden im 18. und 19. Jahrhundert mit einem Blatt versehen. Dass Adam und Eva am Ursprung dieser Tradition stehen ist naheliegend und wirft doch Fragen auf. Es ist das Bewusstwerden der Nacktheit mit dem Sündenfall, welches zur Folge hatte, dass man in der Not zum Nächstgelegenen greift. Doch damit lässt sich das Feigenblatt des schönen Adonis noch nicht erklären. Den Feigen wird eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben und es liegt vielleicht näher, dass die Überlieferung vor diesem Hintergrund stattgefunden hat.

Aphrodite unddie Kunstwelt Die notdürftigen Dessous kamen richtig in Mode in den boomenden Antikensammlungen der europäischen Städte des 18. Jahrhundert. Ganze Museumsbestände wurden in Windeseile belaubt: Blechlaub, Steinlaub, Gipslaub oder gar Papierlaub war in der Verlegenheit recht. Man wollte die Intimität der Schönheit vom Blick des Betrachters schützen.
Im Gegenzug fand um die Jahre 1900 eine richtige Entlaubungswelle im Feigenblatt-Kult statt welche ihm ein Ende bescherte, denn es gehörte zum Sport des aufgeschlossenen Museumsbesucher, sich ein Blatt zu ergattern.
So schnell wie die Belaubung der Antikensammlungen um sich griff, so rasch, wohl von einem ziemlichen Peinlichkeitsgefühl über das Dezenzgebot veranlasst, fand auch die Entlaubung der Sammlungen statt. Vielleicht viel zu schnell, denn heute ist kaum noch ein Feigenblatt erhalten, was doch eigentlich auch wieder schade ist.

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