Henri de Toulouse-Lautrec: Messalina







Toulouse-Lautrec stammt aus einer der ältesten Adelsfamilien Frankreichs In seiner Kindheit brach er sich beide Beine. Seine Eltern waren Cousin und Cousine, was ihm zum genetischen Nachteil wurde. Als Erwachsener erreichte er nur eine Grösse von 1,50 m. Henris adeliger Vater war das pure Gegenteil von ihm. Henri trank später in seinem Leben, er rauchte und bei Nacht arbeitete er immer, wohl um sich gegen seinen Vater aufzulehnen.


Henri de Toulouse-Lautrec,  Messalina, Öl auf Leinwand. 92 x 68 cm, entstanden 1900.

Der Wechel vom «Establishment» ins «Etablissement»
1882 verliess Toulouse-Lautrec das elterliche Palais und ging nach Paris. Er besuchte Ausstellungen von Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir und Edouard Manet. Er war fasziniert von der Stadt und den Etablissements um den Montmartre und machte die Gegend zwischen Pigalle, Moulin Rouge und dem Place Blanche zu seiner zweiten Heimat. 1888 begann Toulouse-Lautrec seine Motive auszuwählen: Menschen aus dem Zirkus, aus Vergnügungslokalen und Situationen aus dem Milieu der Halbwelt.


Das Melancholische und das Geniale liegen oft nahe
Der fünfunddreissigjährige Lautrec findet 1899 in einer Entziehungskur nur vorübergehende Heilung. Er ahnt, dass ihm nicht mehr viel Zeit verbleibt, um so bewunderungswürdiger, dass er sie nicht ungenutzt zerrinnen lässt. In Bordeaux, nicht weit von Arcachon und Taussat an der See, wo er Erholung sucht, und auch nicht fern von Schloss Malromé, wo seine Mutter immer für ihn da ist, findet er einen neuen Schwerpunkt seiner Arbeit. Ein längerer Aufenthalt dort um die Jahrhundertwende, wird besonders fruchtbar. Vor allem zieht ihn die Oper an, in der «Messalina» von Isidore de Lara (1858-1935) mit Mademoiselle Ganne in der Hauptrolle der Tageserfolg ist. Dieser Aufführung verleiht Lautrec mit drei grösseren Szenenbildern eine hohe künstlerische Würde. Drei kleinere Ölskizzen besitzt das Museum von Albi. Damit vollzieht sich in seiner Kunst nochmals ein Wandel. Der Farbe, mit der Lautrec mehr zeichnete als malte, wird mit einem breiten Malwerk in grossen Flächen eine beherrschende Rolle eingeräumt, hier dem reichgestuften Türkisgrün der Vordergrundsfiguren vor dem gesättigten Rot des Hintergrundes, nur das Gesicht der Sängerin im Rampenlicht mit dem kirschroten Mund gibt dem Bild die Lautrecsche Pointe. Von hier ist der Weg zu den Fauves nicht mehr weit. Zu diesen Bildern sind auch im Theater entstandene Vorstudien erhalten.





Biografisches:
* 1864, 1878 Unfall, der ihn zum Krüppel macht. 1881 Übersiedlung nach Paris. Schüler im Atelier von Bonnat und Cormon. Einfluss von Degas, Forain und dem japanischen Holzschnitt. Bekanntschaft mit Bernard und van Gogh. 1885 Niederlassung auf dem Montmartre. 1891 erste Plakate, 1892 erste Farblithographien. 1893 Mitarbeit an der Revue Blanche. 1895 in London. Bekanntschaft mit Wilde und Beardsley.(sb/mc/th)







Sammlung Bührle , Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr

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