Hochtief verschärft Abwehrschlacht gegen ACS

Das bestätigte ein Sprecher des grössten deutschen Baukonzerns auf Anfrage in Essen. Dadurch könnte sich der ACS-Einstieg bei Hochtief deutlich verteuern. Hochtief ist mit 54,5 Prozent an dem börsennotierten australischen Bauunternehmen beteiligt. ACS hatte dagegen erklärt, keine vollständige Übernahme von Leighton anzustreben. «Nach australischem Recht besteht für ACS keine Verpflichtung zu einem Übernahmeangebot für Leighton», sagte eine ACS-Sprecherin. Mit dem Versuch, das spanische Unternehmen zu einem Übernahmeangebot für Leighton zu zwingen, wolle Hochtief die feindliche ACS-Offerte so teuer wie möglich machen, sagte Ingbert Faust, Analyst bei der Frankfurter Investmentbank Equinet. Die Erfolgsaussichten eines solchen Vorgehens seien jedoch zweifelhaft.


Milliardenschweres Angebot für Leighton erforderlich
Bei einem Börsenwert des australischen Unternehmens von umgerechnet rund sieben Milliarden Euro müsste ACS ein milliardenschweres Angebot für die australischen Leighton-Aktionäre vorlegen. Die Entscheidung über den Hochtief-Antrag liegt nun bei der australischen Börsenaufsicht. Beobachter rechnen jedoch nicht mit einem kurzfristigen Ergebnis der Hochtief-Bemühungen. Die Rechtslage ist zudem kompliziert. Hochtief könne sich bei seinem Ansinnen nur auf den Ausnahmefall der sogenannten «unacceptable circumstances» berufen, hiess es. Diese seien aber nur gegeben, wenn das eigentliche Ziel des Übernahmeangebots der indirekte Erwerb der Leighton-Beteiligung und nicht die Übernahme von Hochtief in seiner Gesamtheit wäre.


EU-Kommission eingeschaltet
Der spanische Konzern hatte vor knapp drei Wochen überraschend angekündigt, seinen Hochtief-Anteil mit einem Übernahmeangebot an die Hochtief-Aktionäre auf über 30 Prozent erhöhen zu wollen. Anschliessend soll dann mit Zukäufen an der Börse die Beteiligung auf über 50 Prozent aufgestockt werden. Aktionärsschützer haben vor einer Übernahme der Offerte gewarnt und die EU-Kommission in den Streit eingeschaltet. Die Brüsseler EU-Behörde soll nun prüfen, ob die angekündigte Übernahme-Offerte von ACS mit den Binnenmarkt-Regelungen der Europäischen Union vereinbar ist. Vor dem Hintergrund eines befürchteten massiven Arbeitsplatzabbaus vor allem in Deutschland hatten mehrere hundert Hochtief-Beschäftigte am Montag in Essen gegen die geplante Übernahme demonstriert.


Schützenhilfe aus dem NRW-Wirtschaftsministerium
Noch in dieser Woche will sich NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) mit Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter treffen. Voigtsberger hatte zuvor angekündigt, alle Wege prüfen zu wollen, um die geplante Übernahme abzuwehren. Die für den Freitagnachmittag in Düsseldorf vorgesehene Zusammenkunft sei jedoch schon länger geplant gewesen, hiess es. Eine Hochtief-Sprecherin verwies auch auf weiter laufende Gespräche in Berlin. Zu Einzelheiten wollte sie keine Stellung nehmen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte zuvor den Hilferufen des Unternehmens eine Absage erteilt. Hochtief-Konzernchef Lütkestratkötter warnte unterdessen in einem Interview mit der «Bild-Zeitung» vom Mittwoch vor einer Zerschlagung von Hochtief mit Hilfe deutscher Steuergelder. «Es wäre ein unglaublicher Vorgang, wenn Hochtief von einem spanischen Konzern übernommen wird, der seine Wirtschaftskraft in erheblichem Masse auch deutschen Steuermitteln verdankt», sagte er. Es gehe um tausende Arbeitsplätze, die bedroht seien.  (awp/mc/ps/19)

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