Jordan: Too-big-to-fail-Problematik der Grossbanken ist akut

Strengere Regulierungsanforderungen für die Grossbanken hätten die Krise zwar nicht verhindern können, sie hätten jedoch ihre negativen Folgen verringert. Staatliche Rettungspakete, der Verlust von Arbeit, Vermögen und Vertrauen wären in diesem Ausmass nicht erforderlich gewesen, sagte Jordan am Mittwoch in Bern am Forum für Universität und Gesellschaft.


Nachhaltige Verbesserung nur mit Lösung für «too big to fail»
Neben den bereits Ende 2008 beschlossenen strengeren Eigenkapitalvorschriften und der für Juni 2010 vorgesehenen Einführung der neuen Liquiditätsvorschriften müsse eine Lösung für die sogenannte too-big-to-fail Problematik (TBTF) in der Schweiz gefunden werden. Nur in diesem Fall könne von einer wirklichen und nachhaltigen Verbesserung gesprochen werden.


TBTR – too big to rescue
Ziel sei es sicherzustellen, dass kein Institut so systemrelevant ist, dass sich Staaten aus Furcht vor den volkswirtschaftlichen Kosten gezwungen sehen, es im Falle eines drohenden Untergangs zu retten. Jordan führt in diesem Zusammenhang Begriff too-big-to-rescue (TBTR) ein. TBTR bedeute, dass ein Institut für einen Staat ein untragbares Risiko darstellt und eine Rettung die finanziellen Möglichkeiten des Staates übersteigen würde. Die Kombination von TBTF und TBTR stelle für ein Land einen «Supergau» dar, so Jordan weiter.


Im Spannungsfeld zwischen TBTF und TBTR
Die Schweizer Grossbanken bewegen sich Jordan zufolge im Spannungsfeld zwischen TBTF und TBTR. Die beiden Grossbanken hätten eine zentrale Position im inländischen Kredit- und Depositenmarkt und eine Verschuldung, die mehr als vier Mal grösser als das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz sei.


Drei mögliche Ansätze
Die TBTF-Problematik sei deswegen akut, mahnte Jordan. Er sehe drei mögliche Lösungsansätze für ihre Entschärfung. Erstens müsse bei der Grösse der systemrelevanten Institute angesetzt werden. Dies könne zum Beispiel durch mit steigender Grösse zunehmende Eigenkapitalanforderungen erfolgen. Solche progressiven Eigenmittelanforderungen könnten so gestaltet werden, dass manche Banken einen starken Anreiz erhielten, ihre Grösse und Systemrelevanz zu reduzieren. Dadurch werde das Problem von too-big-to-fail direkt bei seiner Wurzel angegangen.


Geordnete Liquidiation muss möglich werden
Zweitens solle überprüft werden, ob und wie durch veränderte Organisationsstrukturen einzelne, für die Schweizer Volkswirtschaft wichtige Teile grosser Banken im Krisenfall weitergeführt werden können, ohne dass die ganze Bank durch den Staat unterstützt werden müsste. Drittens müsse die geordnete Liquidation von grossen internationalen Finanzinstituten möglich werden. Klar vordefinierte und international koordinierte Liquidationsverfahren könnten hierzu beitragen, so Jordan weiter.


Politischer Wille notwendig
Es brauche jedoch den politischen Willen dazu, diese einschneidenden Änderungen durchzuführen. «Wir dürfen uns daher auch nicht vom Widerstand der Banken aufhalten lassen», sagte Jordan wörtlich. Denn erstens würden die Folgen der nächsten Krise für die Schweiz noch weitaus dramatischer sein, wenn heute nichts getan werde und zweitens sei es aus Gründen der volkswirtschaftlichen Effizienz und der Ordnungspolitik absolut zentral, das TBTF-Problem zu lösen. (awp/mc/pg/32)

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