Konjunkturelle Erholung dürfte laut Studie uneinheitlich verlaufen

Während in China die Investitionen wieder sehr stark stiegen und von einer Kreditklemme nicht gesprochen werden könne, dürfte die US-Wirtschaft erst Ende 2009 ein positives Wachstum erzielen, sagte Chief Investment Officer Christian Heger von HSBC Global Asset Management in Deutschland. Schliesslich sei der Geldschöpfungsprozess in den Vereinigten Staaten unterbrochen und die Haushalte seien massiv überschuldet.


Umfangreiche Konjunkturprogramme stützen
Stützend wirkten in den Vereinigten Staaten hingegen der deutliche Abbau der Kapazitäten im Unternehmenssektor und die umfangreichen staatlichen Konjunkturprogramme. In der Euro-Region aber könnte die Erholung wegen der Probleme am Arbeitsmarkt sogar bis 2010 auf sich warten lassen.


Probleme im Bankensektor erst zur Hälfte erledigt
Angesichts der uneinheitlichen Konjunkturverläufe seien die Grundlagen für eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft nach wie vor nicht gegeben, fuhr der HSBC-Experte fort. Hauptgrund für die unstete Entwicklung seien die anhaltenden Probleme im Bankensektor, genügend Kredite zu vergeben bei verstärktem Eigenkapitalmangel. So sind nach einer Schätzung des IWF von den vermutlich 4.000 Milliarden Dollar abzuschreibenden Krediten gerade einmal knapp die Hälfte in den Bilanzen bereinigt, bemerkte der Experte.


US-Konsumenten bleiben historisch hoch verschuldet
Auch bei einem anderen strukturellen Ungleichgewicht ist laut Heger eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Trotz anziehender Sparquote bleibe der amerikanische Konsument historisch hoch verschuldet. Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen könne er die Rolle des weltweiten Wachstumstreibers auf absehbare Zeit nicht mehr spielen. Ein Ersatz, etwa in Form des chinesischen Konsumenten, sei allenfalls in mehreren Jahren in Sicht.


‹W›-Verlauf der Konjunktur ist noch möglich
Alles in allem dürfte daher das zweite Halbjahr 2009 dem HSBC-Experten zufolge von einer holprigen Stabilisierung der Weltwirtschaft auf niedrigem Niveau geprägt sein. Mit Blick auf 2010 sei sogar ein erneuter konjunktureller Rückschlag möglich. Falls nämlich die staatlichen Konjunkturprogramme auslaufen sollten, ohne dass die Privatwirtschaft eine entsprechende Dynamik entwickelt habe, drohe der Weltwirtschaft doch noch das befürchtete «W». Dies würde bedeuten, dass es im zweiten Halbjahr 2010 vor allem im Euroland, aber auch in den USA, mit der Wirtschaft erneut wieder bergab gehen könnte, bevor sie zum zweiten Mal zu einer Erholung ansetzen würde.


Dennoch hätten die umfangreichen Konjunkturprogramme und die historisch einmaligen Massnahmen der Notenbanken zur Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität weltweit die Zuversicht der Unternehmen und Konsumenten spürbar angehoben. Zudem zeigten sich am amerikanischen Immobilienmarkt erste Stabilisierungstendenzen, betonte Heger.


Kapazitäts-Anpassungen eröffnen Chancen am Aktienmarkt
Nach einer Konsolidierung in den Sommermonaten sollte deshalb seiner Meinung nach das vierte Quartal an den Aktienmärkten wieder freundlicher verlaufen. Angesichts der nur zögerlichen Konjunkturerholung dürften zunächst zahlreiche Unternehmensberichte in den kommenden Wochen dem vorausgeeilten Optimismus an den Märkten einen empfindlichen Dämpfer versetzen. Da aber viele Unternehmen den veränderten Rahmendaten durch eine Anpassung der Kapazitäten Rechnung trügen, stünden die Chancen auf eine tatsächliche Erholung der Gewinne ab 2010 nicht schlecht. Anleger dürften versuchen, diesem Potenzial bereits durch Käufe gegen Ende 2009 Rechnung zu tragen. Dann könnte der DAX Heger zufolge ein Niveau von etwa 5.200 bis 5.300 Punkten erreicht haben.


Bei der Sektorgewichtung bevorzugt der HSBC-Experte defensive Titel. Einige Aktien etwa aus den Branchen Pharma, Telekom und Versorger seien aktuell günstiger als zu Jahresbeginn zu haben. Zyklische Werte seien erst wieder nach einer deutlichen Korrektur attraktiver. (awp/mc/pg/22)

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