Konjunktursorgen drücken US-Öl unter 60 Dollar

Dies hiess es von Experten. Im frühen Nachmittagshandel stand der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate mit Auslieferung im August bei 59,84 Dollar und damit fünf Cent niedriger als am Freitag. An der Rohstoffbörse in London hielt sich der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent dagegen etwas besser. Hier kostete ein Fass 60,83 Dollar und damit 31 Cent mehr als am Freitag. In den Vereinigten Staaten startet derzeit die Berichtssaison mit der Veröffentlichung von zahlreichen Quartalsbilanzen. An den Rohstoffmärkten spekulieren die Investoren laut Experten auf eher schwache Geschäftszahlen in der grössten Volkswirtschaft der Welt. Das habe die Sorge vor einem weiteren Abrutschen der Konjunktur verstärkt.


Ölmarkt weiterhin in «sehr stabilem Abwärtstrend»
Trotz des Beginns der Ferienzeit mit einer traditionell starken Nachfrage nach Kraftstoffen stecke der Ölmarkt in «einem sehr stabilen Abwärtstrend», sagte der Rohstoffexperte Mike Wittner von der Societe Generale. Die Talfahrt werde vor allem durch die Sorge vor einer weiteren Verschärfung der Wirtschaftskrise angetrieben. In dieser Marktphase könnten nur ausserordentlich positive Konjunkturnachrichten den Trend an den Rohstoffmärkten durchbrechen und die Ölpreise wieder nennenswert steigen lassen, sagte Wittner.


Fällt WTI bald auf 55 Dollar
Experte Wittner erwartet sogar ein weiteres Abrutschen des US-Ölpreises auf etwa 55 Dollar je Fass. Zeitweise sei sogar ein Rückfall bis auf die Marke von 50 Dollar nicht ausgeschlossen. Mittlerweile habe sich gezeigt, dass die Preisrallye im Juni eine «klare Übertreibung war», sagte der Anlagestratege Daniel Liu von MF Global in Singapur. Von den Jahreshöchstständen im Vormonat ist der US-Ölpreis mittlerweile rund 14 Dollar abgerutscht. Allein in der vergangenen Woche verzeichneten die Kurssysteme beim Rohöl einen Preisverfall von etwa 11 Prozent.


Auch OPEC-Öl günstiger
Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) ist zuletzt ebenfalls unter die Marke von 60 US-Dollar gesunken. Nach Berechnungen des OPEC-Sekretariats vom Montag kostete ein Barrel (159 Liter) am Freitag im Durchschnitt 59,86 US-Dollar. Das sind 72 Cent weniger als am Donnerstag. Zuletzt hatte OPEC-Öl am 26. Mai weniger als 60 Dollar gekostet. Die OPEC berechnet ihren täglichen Korbpreis auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells.


Weg frei für Nabucco-Gaspipeline
Mit einer Regierungsvereinbarung haben fünf Staaten am Montag in Ankara den Weg für die strategisch wichtige Gaspipeline Nabucco freigemacht. Die Grundlage für den Bau sei nun geschaffen, sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei wollen mit der Übereinkunft staatliche Hürden für den Bau der etwa 3300 Kilometer langen Leitung beseitigen. Die Europäische Union unterstützt das bis Projekt, da etwa acht Milliarden Euro kosten soll. Die Pipeline werde zur Energiesicherheit Europas und der Türkei beitragen, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Ankara. Sie öffne aber auch die Tür für eine neue Ära in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei.


Inbetriebnahme 2014
Nabucco soll von 2014 an Gas vom Kaspischen Meer bis nach Österreich an Russland vorbei transportieren. Die Pipeline soll Europas Abhängigkeit von russischen Energiereserven mindern. Die an dem Projekt beteiligten Unternehmen haben erklärt, aus Aserbaidschan, dem Nordirak und Turkmenistan Zusagen für Gaslieferungen zu haben. (awp/mc/ps/22) 

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