Kunstmuseum Bern: Mahjong – Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg

Mahjong, der Titel der Ausstellung, ist ein chinesisches Nationalspiel, das in der Tradition tief verwurzelt ist und sich heute zu einem der populärsten Online-games entwickelt hat. Die Ausstellung wie das Spiel regen an zum Entdecken von Zusammenhängen und ermöglichen den Zugang zu Kultur und Leben im modernen China. Die Ausstellung gibt einen Überblick über ein Vierteljahrhundert chinesischer Avantgarde (1979 ? 2004), die in dieser Dichte und Qualität alles bisher Gesehene übertrifft. Um die Orientierung zu erleichtern, ist die Ausstellung in zwölf überschaubare thematische Blöcke gegliedert, die den Interessensgebieten des Sammlers entsprechen.


Ausstellung in 12 Kapiteln







1 Ikonen der 70er Jahre vs. Ikonen der 80er Jahre
2 Mao und die Kulturrevolution
3 Machtspiele
4 Mythen und Legenden
5 Individuum vs. Gesellschaft
6 Konsumismus
7 Leben im heutigen China
8 Stadt vs. Land
9 Revidierte Traditionen
10 Westliche Kunst aus chinesischer Sicht
11 Schrift als Malerei
12 Das Medium Körper





Liu Wei, It Looks Like a Landscape, 2004, digital b/w photography
 
Weltpremiere
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern zeigt zum ersten Mal grössere Werkgruppen aus der einzigartigen Sammlung Sigg. Sie bietet einen faszinierenden Überblick über eine aussergewöhnlich energiegeladene Kunstszene und eine lebendige Begegnung mit dem sich rasant entwickelnden Reich der Mitte. Zahlreiche Sonderveranstaltungen (Performances, Vorträge zum kulturhistorischen und gesellschaftlichen Hintergrund sowie zu zeitgenössischer Architektur in China, Film- und Videoprogramm usw.) ergänzen die Ausstellung. Vom internationalen Standpunkt aus betrachtet, ist diese erstmalige Präsentation der Sammlung ein Meilenstein in der westlichen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer chinesischer Kunst. Ein wichtiger Katalog, herausgegeben vom Hatje Cantz-Verlag, enthält neben einem Interview mit dem Sammler, Essays der Kuratoren, Erklärungen und Einzelanalysen der Werke, auch allgemeine Einführungen in die soziopolitische sowie die künstlerische Entwicklung Chinas in den letzten drei Jahrzehnten.& $$PAGE$$







Die nach Mao-Ära
Die Sammlung Sigg besteht aus über 1200 Werken von ca. 180 Künstler/innen, läuft quer durch alle künstlerischen Medien – Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografie, Video, Installation, Performance -, integriert aber auch Kuriositäten wie 330 Holzschnitte und 2000 Plakate mit Reproduktionen von Mao-Darstellungen aus der Zeit der Kulturellen Revolution (1966-76). Die Sammlung Sigg ist nicht das Produkt einer westlichen Perspektive, sondern widerspiegelt, und das trägt zu ihrer Einzigartigkeit bei, die gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen seit der wirtschaftlichen Öffnung Chinas nach dem Ende der Mao-Ära und der kulturellen Revolution.


Wang Jin
Fighting the Flood, 1994
colour photo, 190 x 125 cm


Im Auge des asiatischen Riesen
So bietet die Ausstellung im Kunstmuseum Bern, die zum ersten Mal grössere Werkgruppen aus der Sammlung Sigg zusammenträgt, nicht nur einen faszinierenden Überblick über eine energiegeladene Kunstszene, sondern auch eine lebendige Begegnung mit dem rasant sich entwickelnden asiatischen Riesen. Zahlreiche Sonderveranstaltungen (Performances, Vorträge zum kulturhistorischen und gesellschaftlichen Hintergrund sowie zu zeitgenössischer Architektur in China, Film- und Videoprogramm, chinesische Gastronomie, usw.). ergänzen das Ausstellungsangebot. Ein wichtiger Katalog mit Texten namhafter Autoren und zahlreichen Abbildungen erscheint zur Ausstellung.







Der Sammler und die Künstler
Der Schweizer Uli Sigg, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Ringier-Gruppe, ist seit den späten siebziger Jahren mit China und seiner Kultur vertraut. 1980 etablierte er das erste Joint-Venture-Unternehmen zwischen China und dem Westen; 1995?98 war er Schweizer Botschafter in Peking. Auch heute ist Sigg weiterhin in China tätig und spielt für die chinesische Kunst über seine Sammlertätigkeit hinaus eine wichtige Rolle als Vermittler, Förderer und Mäzen der Künstler. Seit Ende der 70er Jahre, den Anfängen der chinesischen Gegenwartskunst, verfolgte Uli Sigg die dortige Szene, um dann ab den neunziger Jahren, zusammen mit seiner Frau Rita, als Erster systematisch die chinesische Kunst zu sammeln. Die Sammlung umfasst mittlerweile zu Klassikern gewordene Avantgarde Arbeiten bis zu Werken der unmittelbaren Gegenwart aus allen Medien – Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografi e, Video, Installation, Performance. Entstanden ist so eine Sammlung chinesischer Gegenwartskunst, die mit rund 1200 Werken von 180 Künstlerinnen und Künstlern an Umfang und Niveau ohne Parallele ist.


Zhou Tiehai, Portrait of Uli Sigg, airbrush on paper


Mahjong ist der Name des chinesischen Nationalspiels
Sein Ursprung soll in die Ming-Dynastie zurückreichen. Auf jeden Fall ist dieses legendäre Spiel tief in der chinesischen Kultur verwurzelt. Es wurde in den 1920er Jahren in den gesamten asiatischen Raum exportiert, fasste damals ebenfalls in Amerika Fuss und ist heute – in stark vereinfachter Form – eines der populärsten online-games (Google gibt im September 2004 unter «Mahjong» nicht weniger als 695’000 Ergebnisse an). Das Spiel besteht aus 144 Steinen, die in feste Kategorien unterteilt sind: die drei zu den «Farbsteinen» gehörenden Gruppen der Zahlen (oder Schrift), Kreise, und Bambus sowie die sog. «Trümpfe» der Hasardsteine (Blumen und Jahreszeiten), Winde und Drachen. Es geht darum, erlaubte – das Spiel besteht wie jedes andere Spiel aus Zufall und Regeln – Stein-Kombinationen herzustellen. Die Kompetenz der Mitspielerinnen und Mitspieler besteht im Erkennen der besten (d.h. punktereichsten) Kombinationsmöglichkeiten.


Mahjong ist zutiefst chinesisch
Mahjong bildet die perfekte Metapher für unsere Ausstellung. Eine Sammlung strebt immer das Ideal der Vollständigkeit an (die 144 Steine) und bildet im Laufe der Zeit cluster. Diese spezifischen Interessengebiete des Sammlers verdichten sich in der Ausstellung zu 12 Kapiteln. Eine an mehreren Orten gezeigte Sammlungspräsentation erlaubt und erfordert verschiedene, jeweils adäquate Auslegeordnungen: Die Steine werden jeweils neu gemischt, das Spiel entwickelt sich von Mal zu Mal anders. Mahjong ist wie die zeitgenössische chinesische Kunst, die versucht, die eigene Tradition zu verarbeiten und die neusten technischen Medien zu integrieren: Mahjong ist zutiefst chinesisch und durch seine unglaubliche Verbreitung im Internet global.


Eine Ausstellung, die wie Mahjong funktioniert, kann es sich erlauben, ebenso seriös wie verspielt mit den Werken umzugehen. Sie verlangt die aktive Teilnahme des Betrachters, der Querverbindungen aufdecken und Zusammenhänge herstellen soll. Die Ausstellung muss derart gestaltet sein, dass die Besucherinnen und Besucher spontan zum Mitspielen angeregt werden. (kb/mc/th)





Kunstmuseum Bern
Hodlerstrasse 12
3000 Bern 7



Dienstag 10 – 21 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 10 – 17 Uhr Montag geschlossen

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