«Medienkontrolle hemmt Medienwachstum nicht»

von Gérard Al-Fil
Am 9. Arab Media Forum vom 12 bis 13. Mai trafen in Dubai über 2,500 Journalisten und Medienunternehmer zusammen und diskutierten über Status Quo und Zukunft ihrer Zunft.


Trotz enormer Fortschritte in diesem Segment im Mittleren Osten (der relativ liberale TV-Kanal Al-Dschasira aus Katar zählt neben CNN zu den globalen Top-Nachrichtensendern, Dubai hat mit seiner Media City in der Region Massstäbe gesetzt), sind arabische Medien noch immer auf ihrem langen Marsch zur «vierten Gewalt» unterwegs. Und doch können angeblich lupenreine Medienregime nicht immer als Massstab herhalten.


Wie demokratisch ist Indien wirklich?

Die im Nahen Osten übliche Medienkontrolle sei aber kein Hindernis zu mehr Wachstum, wie Jonathan Fenby, China-Direktor am Londoner Institut für BRIC research service Trusted Sources, findet. «1955 gab es in China 92 Radio-Sender. Heute sind es fast 1,000», rechnet der ehemalige Guardian-Journalist gegenüber Moneycab vor. «Die Liberalisierung unter Deng Xiao Ping zielte auf die Industrie ab, die Landwirtschaft und die Rolle Chinas als Handelsmacht in der

Welt, aber nicht auf die Medien», fügt Fenby hinzu.

 

Die Medienwelt in Indien könnte eigentlich das Anti-Beispiel liefern. Die «Times of India» ist mit einer Auflage von 3,14 Millionen Exemplaren die englischsprachige Zeitung mit der weltweit höchsten Auflage. Doch die angeblich «grösste Demokratie der Welt», als die sich der Subkontinent gerne sieht, sei von Korruption und Vetternwirtschaft zersetzt, wie N Ram, der selbst Inder ist und das Blatt «The Hindu» als Chefredakteur leitet, beklagt. Ram: «Bei den letzten Kongresswahlen in Indien im April 2009 kauften Abgeordnete ganze Zeitungen und Online-Portale, um im medialen Rampenlicht gut dazustehen.» 

 

Enormes eNews-Potenzial

2025 werden China und Indien, mit gemeinsam 2,5 Milliarden Einwohnern auch «Chindia» genannt, knapp 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erzeugen. Deshalb: «Das Medienpotenzial ist enorm. In Indien nutzen erst 7,1 Prozent der Einwohner das Internet, im Reich der Mitte etwa 29 Prozent», sagt Ram. Auch die arabische Welt hat noch Luft nach oben. Al-Dschasira, obwohl längst als Benchmark der Nachrichtensender unter 300 Milionen Arabern akzeptiert, darf aus Saudi-Arabien, Tunesien und Irak nicht senden.

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