Obama: Bernanke bleibt Notenbankchef

Der 55-Jährige habe angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit der grossen Depression in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit mutigen Aktionen und unkonventionellem Vorgehen reagiert. Keine seiner Entscheidungen sei leicht gewesen, sagte Obama. Noch sei die US-Wirtschaft auch noch weit entfernt von einer vollständigen Erholung. Bernanke bedankte sich nach Obamas kurzer Rede für die «standfeste Unterstützung einer starken und unabhängigen Notenbank». Ziel bleibe, die Stabilität der Finanzmärkte vollständig wiederherzustellen und eine «starke Grundlage für Wachstum und Stabilität der Wirtschaft» zu schaffen.


Senats-Zustimmung gilt als sicher
Bernankes Amtszeit endet am 31. Januar. Obamas Vorschlag muss noch im US-Senat abgesegnet werden. Dessen Zustimmung gilt als sicher. Der oberste US-Währungshüter war am 1. Februar 2006 noch von dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush als Nachfolger des legendären Fed-Chefs Alan Greenspan in das wichtige Amt berufen worden. Der Fed- Chef ist eine der mächtigsten Figuren in der internationalen Finanzwelt.


Kein anderer Kandidat
Die «New York Times» berichtete, dass Obama die Entscheidung bereits vor gut einem Monat getroffen und Bernanke in der vergangenen Woche unterrichtet habe. Der Präsident habe den Posten keinem anderen Kandidaten angeboten. Eine zweite Amtszeit Bernankes habe keinesfalls als sicher gegolten. Als möglicher Mitbewerber wurde unter anderem Obamas Vertrauter, Wirtschaftsspitzenberater und Ex-Finanzminister Larry Summers, gehandelt.


Gegner im Kongress
Gerade im Kongress hat Bernanke Gegner. Sie werfen der Notenbank vor, in ihrer Rolle als Aufseherin über die Bankenwelt versagt und die Krise mit heraufbeschworen zu haben. Und Bernanke habe es zu weit getrieben, als er nicht nur Hunderte Milliarden Dollar in die Märkte pumpte, sondern auch Mega-Zocker wie den krisengeschüttelten Versicherungsgiganten American International Group (AIG) rettete.


Unterstützung durch Fachkollegen
Fachkollegen dagegen stützten Bernanke: Eine Umfrage des «Wall Street Journals» unter 46 renommierten Ökonomen der Privatwirtschaft von Anfang Juli ergab, dass mehr als 90 Prozent von ihnen für eine zweite Amtszeit waren.


Respekt für Bernankes Reaktion auf Krise
Die Immobilien- und Kreditkrise war eineinhalb Jahre nach Bernankes Amtsantritt im Sommer 2007 über die grösste Volkswirtschaft der Erde hereingebrochen. Anfangs von der Wall Street für seine Trägheit gescholten, wird Bernanke in der Fachwelt inzwischen Respekt gezollt. Der 55-Jährige senkte rapide den Leitzins und setzte ein Füllhorn neuer Instrumentarien ins Werk, um die US-Wirtschaft nicht in den Abgrund schlittern zu lassen.


Harvard – MIT – Stanford – Princeton
Bernanke wurde am 13. Dezember 1953 in Augusta (US-Bundesstaat Georgia) geboren. Er studierte an der Harvard-Universität und dem ebenso renommierten Massaschusetts Institute of Technology, wo er mit Prädikatsexamen und Promotion abschloss. Nachdem er von 1979 bis 1985 in Stanford lehrte, erhielt er schliesslich einen Ruf an die Princeton-Universität. Dort forschte und lehrte Bernanke 17 Jahre lang. Der Wirtschaftswissenschaftler beschäftigte sich vor allem mit Geldpolitik. Zudem schrieb er drei Bücher über Makroökonomie und war mehrfach Mitglied in Wirtschaftsgremien der Regierung. (awp/mc/pg/01)

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