Peter Pauli, CEO Meyer Burger AG: «Wir gehen davon aus, dass Akquisitionen auch ihre Zeit benötigen und überstürzen nichts»

von Patrick Gunti


Die Meyer Burger AG präsentiert für das Geschäftsjahr 2006 starke Zahlen: Bei einem Umsatz von 82,6 (VJ 59,5) Mio CHF und einem Auftragseingang von 169,7 (67,4) Mio weist Meyer Burger für 2006 einen EBIT von 8,0 (4,3) Mio CHF aus. Die EBIT-Marge erreichte 8,2 (6,0)%. Der Reingewinn wurde von 2,7 auf 5,6 Mio CHF gesteigert.


Herr Pauli, Ihr Unternehmen hat für 2006 beeindruckende Zahlen vorgelegt. Welches waren die wesentlichen Elemente, die zu diesem Resultat geführt haben?

Die wesentlichen Elemente des Umsatzwachstums waren die sehr gute wirtschaftliche Entwicklung in Asien, allen voran in China, und das positive Investitionsklima in Europa.


Wie verteilt sich der Umsatz auf die verschiedenen Regionen?


Mit einem Anteil von 65 Prozent erwirtschaften wir den grössten Teil unseres Umsatzes in Asien und Ozeanien. Europa folgt mit 32 Prozent, in Amerika sind es 3 Prozent.


«…jedoch arbeiten wir an einer langfristigen Entwicklung, die noch viel Aufbauarbeit erfordert. Somit reagieren wir auf kurzfristige Ausschläge eher gelassen.» (Peter Pauli, CEO Meyer Burger AG)


Meyer Burger profitiert von der stark wachsenden Solarindustrie. Die letzten zwei Jahre sollen aber erst der Anfang gewesen sein, der grosse Boom steht erst noch bevor. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?


Wir sind überzeugt, dass die zunehmende Ausrichtung auf erneuerbare Energien und die verschiedenen staatlichen Förderprogramme in der Solarindustrie auch in den kommenden Jahren wichtige Wachstumstreiber in unserem Bereich sein werden. Jedoch arbeiten wir an einer langfristigen Entwicklung, die noch viel Aufbauarbeit erfordert. Somit reagieren wir auf kurzfristige Ausschläge eher gelassen.


Wie sehen Ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr aus?


Im Jahr 2007 werden wir die Wachstumsstrategie weiter fortsetzen. Unter der Annahme, dass die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch im laufenden Jahr intakt bleiben, streben wir ein Netto-Umsatzwachstum von über 30 % und auf EBIT Stufe eine Marge von 9 – 11 % an.


Das Unternehmen ist enorm gewachsen – jetzt will Meyer Burger auch mittels Akquisitionen weiter wachsen. Geht dabei Ihr Augenmerk in Richtung Ausbau zum Systemanbieter in der Waferproduktion?


Wir haben unseren Fokus auf die Solarindustrie gesetzt und verfolgen hier das Ziel, uns zum integrierten Systemanbieter für die Waferherstellung zu entwickeln. Zur Erreichung dieses Ziels prüfen wir verschiedene Unternehmen innerhalb des Waferherstellungsprozess.


Wie weit sind die Akquisitionspläne gediehen?


Wir haben wohl Ziele identifiziert und auch erste Gespräche geführt, welche jedoch unter Vetraulichkeitsvereinbarungen fallen und somit nicht kommuniziert werden dürfen. Wir gehen davon aus, dass Akquisitionen auch ihre Zeit benötigen und überstürzen nichts. Wir setzen auf nachhaltige Entwicklung und nicht auf kurzfristige Meldungen. Wir werden informieren, sobald wir Akquisitionen von potenziellen Unternehmen, welche in den strategischen Fit wie auch Management Fit von Meyer Burger passen, realisieren können.


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Alleine im letzten Jahr hat sich die Mitarbeiterzahl um fast 100 auf über 280 erhöht. Wie wird sich die Zahl – ohne Akquisitionen – entwickeln?

Wir gehen von weiteren punktuell geplanten Rekrutierungen aus. Allerdings wird sich der Wachstum des Personalbedarfs gegenüber 2006 deutlich verlangsamen.


Silizium ist der Grundstoff für die Solarzellen und Meyer Burger stellt  hochpräzise Drahtsägen zum Trennen der Silizumblöcke her. Immer dünnere sogenannte Wafer sind gefordert, um den Verbrauch des teuren Siliziums zu optimieren. Liegen in diesem Bereich die Schwerpunkte im Bereich Forschung und Entwicklung und welche Mittel fliessen in diesen Bereich?


Die Forschung und Entwicklung nimmt innerhalb der Gesamtstrategie von Meyer Burger einen Schwerpunkt ein. In den vergangenen Jahren haben wir uns dank verschiedener erfolgreicher Forschungs- und Entwicklungsresultate eine technologisch führende Marktposition erarbeitet. Die jährlichen Investitionen für Forschung und Entwicklung betragen rund 6 % vom Umsatz.


Maschinen für die Solarzellenfabrikation sind mit einem Anteil von 75 % das wichtigste Produkt von Meyer Burger. Aber auch in der Halbleiterindustrie  sowie den optischen und keramischen Industrien sind Ihre Dienste gefragt. Welche Pläne haben Sie mit diesen Geschäftsbereichen?


Wir streben in der Halbleiter- und Optikindustrie eine technologische Führungsposition an und wollen mit dem Markt wachsen.


«Die Forschung und Entwicklung nimmt innerhalb der Gesamtstrategie von Meyer Burger einen Schwerpunkt ein.» (Peter Pauli, CEO Meyer Burger AG)


Die Anleger zeigen sich von Meyer Burger überzeugt. Der Aktienwert (siehe Chart) erklimmt täglich neue Höchststände. Haben Sie einen entsprechenden Verlauf erwartet?


Wir sind von diesem Verlauf positiv überrascht, hätten uns aber gerne eine etwas sanftere Aktienkursentwicklung gewünscht, da wir auf nachhaltiges und langfristig stabiles Wachstum setzen.


Klimawandel, erneuerbare Energien: Immer mehr private und institutionelle Anleger investieren in Nachhaltigkeit – wie nachhaltig ist dieser Trend?


Wir möchten die Investitionstätigkeit der Anleger nicht kommentieren. Aufgrund der diversen Klima und Energieversorgungs-Schwierigkeiten gehen wir aber davon aus, dass Nachhaltigkeit ein Thema unserer Gesellschaft bleiben muss und damit nachhaltig wird.


Herr Pauli, wir bedanken uns für das Interview.





Zur Person:


Ausbildung
– Diplom-Ingenieur FH


Mandate
– Seit April 2005: Vizepräsident des Verwaltungsrats der SiC Processing (Wuxi) Ltd., China
– Seit August 2002: Mitglied des Verwaltungsrats der Meyer Burger AG


Zum Unternehmen:
Meyer Burger ist eine führende Anbieterin von Spezialsägemaschinen und Systemlösungen mit Draht-, Band- und Trennsägen für das Trennen von harten und spröden Materialien wie Silizium, Saphir und anderen Kristallen in Wafer, Prismen und andere Formen. Die Angebotspalette umfasst Präzisionssägemaschinen in verschiedenen Ausführungen, Ersatz- und Verschleissteile, Verbrauchsmaterial, Berillungsservice, Prozess Know-how, Wartung, Kundendienst, Schulung und weitere Dienstleistungen. Die Maschinen, Kompetenzen und Technologien von Meyer Burger werden hauptsächlich in der Solarindustrie (Photovoltaik), der Halbleiter- und der Optikindustrie eingesetzt. In diesen drei Absatzmärkten sind dünnste Wafer aus Silizium, Saphir oder anderen Kristallen  zur Herstellung von Solarmodulen oder hochleistungs-LED’s notwendig.


Als global tätiges Unternehmen ist Meyer Burger mit ihrem Hauptsitz und Produktionsstätten in der Schweiz, Tochtergesellschaften in China und Japan sowie Servicestützpunkten in Deutschland und auf den Philippinen mit eigenen Mitarbeitenden vor Ort präsent. In Taiwan und den USA arbeitet Meyer Burger mit selbständigen Vertriebs- und Servicepartnern zusammen, die in das globale Meyer Burger Servicenetzwerk eingebunden sind. In anderen wichtigen Ländern stützt sich das Unternehmen auf ausgewählte unabhängige Agenten. Meyer Burger beschäftigt derzeit über 280 Mitarbeitende.

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