Roman Schwarz, CEO Tele2: «Die finanzielle Situation in der Schweiz sieht gut aus»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Schwarz, die Schweizer Telekommunikationsszene bewegt sich wieder und die Nerven scheinen blank zu liegen. Die «Digital Phone» Ankündigung der Cablecom wurde von Ihnen gekontert mit dem Hinweis auf die Schwachstellen im Kundenservice von Cablecom. Machen Sie sich zum Verbündeten der Swisscom?

Roman Schwarz:
Für uns als sehr kundenorientiertes Unternehmen ist ein schneller und kompetenter Kundendienst entscheidend. Es geht nicht, dass Kundenanfragen verloren gehen oder Anfragen regelmässig in der Warteschlaufe enden. Klar kann es einmal vorkommen, doch es muss die Ausnahme sein.
Wir sind ganz sicher keine Verbündeten der Swisscom, so kämpfen wir für die Liberalisierung der letzten Meile, für niedrigere Interkonnektionstarife und die Möglichkeit, eine Rechnung an unsere Kunden zu senden. Die Swisscom sehen wir hier als Bremserin, die sich nur dann bewegt, wenn es gar nicht anders geht.
Als Verbündete der Swisscom sehen wir uns auch deshalb nicht, weil wir auf der «letzten Meile» von Swisscom abhängig sind. Wir bezahlen zum Beispiel mehr als 3 Rappen pro Minute Interkonnektionsgebühren an Swisscom ? dies ist notabene mehr als die Minutentarife von Cablecom. Können wir so Verbündete sein?


«Wir wünschen uns, dass sich die Eidgenössischen Räte bei der Beratung des neuen Fernemelde-gesetzes (FMG) für einen wirklich freien Zugang zur «letzten Meile» entscheiden. Nur so ist ein Wettbewerb mit gleich langen Spiessen möglich.» 



Die Innovation der Telekommunikationsbranche scheint seit der Einführung von Wireless LANs (Local Area Network) ziemlich zum Erliegen gekommen zu sein. Nur mehr Töne, mehr Bilder und mehr Spiele auf Mobiltelefonen kann kaum die Zukunft sein. Wo sehen Sie die nächsten wichtigen Neuerungen in ihrem Markt?

Die technische Entwicklung wird weitergehen und UMTS wird in Kürze in Betrieb genommen. Nur UMTS bietet mobile Breitbandabdeckung auch ausserhalb der Zentren oder entlang der wichtigen Verkehrswege. Tele2 besitzt UMTS-Lizenzen in Schweden, Finnland, Luxemburg, Lichtenstein und Lettland. Für uns als pan-europäischen Unternehmen ist es wichtig, ein Netz in ganz Europa zu betreiben. So erhalten unsere Kunden die Möglichkeit ohne Roaminggebühren zu kommunizieren – das ist für sie und die Wirtschaft wichtiger als neueste Gadgets, welche nur wenige nutzen können.

Die Tele2 ist europaweit auf dem Wachstumspfad und konsolidiert die Finanzen. Wie sieht die finanzielle Situation in der Schweiz aus? Erwirtschaften Sie schon Gewinn?

Wir sind an der Nasdaq und der Börse in Stockholm kotiert. Deshalb dürfen wir keine lokalen Zahlen veröffentlichen. Die finanzielle Situation in der Schweiz sieht jedoch gut aus, soviel kann ich sagen.

Die Swisscom versucht ihre Kunden emotional an das «Original» zu binden. Dazu wird jeweils betont, wie viel die Investitionen auch der Schweizer Wirtschaft helfen. Wie sieht Ihre Wachstumsplanung in den nächsten beiden Jahren für die Schweiz aus bezüglich Mitarbeiter, Umsatz und Investition in Technologie?

Auch da kann ich leider nichts dazu sagen. Wir haben ja im Dezember 03 vom Bakom die 4. Mobilfunk-Lizenz der Schweiz zugesprochen erhalten. Dies bedeutet, dass wir in die Infrastruktur investieren und entsprechend auch die Mitarbeiterzahl erhöhen werden. Wir arbeiten heute in unseren CallCentern mit über 250 Agenten und durch Unterauftragnehmer mit weiteren 200 Personen in externen Schweizer Unternehmen. Nicht zu vergessen die Mitarbeiter in unserem Hauptsitz in Zürich.

Sie kündigen an, dass Sie noch im Verlaufe des Jahres mit neuen Produkten auf der Basis ihrer GSM-Lizenz aufwarten. Was kann der Kunde für neue Dienstleistungen und Produkte erwarten?

Dazu kann und will ich heute noch nichts sagen – das müssen Sie verstehen. Aber lassen Sie sich überraschen!


$$PAGE$$Cablecom wird mir «Digital Phone» zur umfassenden Anbieterin (TV, Radio, Telephon, Internet). Swisscom hat Mitte April bekannt gegeben, dass sie mit dem «Premium Digital TV» ins digitale Fernsehzeitalter einsteigen will. Wird die Luft dünner für Telefonie Anbieter wie Tele2?

Das denke ich nicht. Als Drittanbieter sind wir jedoch auf den freien Zugang zur «letzten Meile» angewiesen, damit wir unseren Kunden eigene, interessante Angebote unterbreiten können. Solange dies nicht möglich ist, können wir nur anbieten, was die Swisscom uns zur Verfügung stellt. Wir wünschen uns, dass sich die Eidgenössischen Räte bei der Beratung des neuen Fernemeldegesetzes (FMG) für einen wirklich freien Zugang zur «letzten Meile» entscheiden. Nur so ist ein Wettbewerb mit gleich langen Spiessen möglich. Zudem bieten wir ja heute schon Festnetz- und Mobiltelefonie an, dies im Gegensatz zu Cablecom.

Vergessen Sie zudem nicht, dass wir der grösste paneuropäische Anbieter sind. Es kann sonst niemand in Europa von sich behaupten, in 23 Ländern mit 25 Millionen Kunden zu Hause zu sein.

Die Preisübersicht über die verschiedenen Angebote wird wegen teilweise schlecht sichtbaren Folgekosten (spezielle Geräte, Verbindungsgebühren, unterschiedliche Technologien) für den Kunden immer komplizierter. Wo sehen Sie klare Kundenvorteile bei Tele2 gegenüber Ihren Mitbewerbern?

Tele2 hat eine einfache und klare Preisstruktur, das schätzen unsere Kunden. Helfen würde uns, wenn unsere Kunden nur eine Rechnung von einem Anbieter erhalten würden. Nicht wie heute, wo sie von Tele2 eine Rechnung über die Gesprächskosten und von der Swisscom eine über den Anschluss erhalten.
Auch mit Sonderaktionen wie zum Beispiel unserem Sommerhit – 6 Rappen in alle EU und EWR Länder, ohne wenn und aber wie 12 Monatsverpflichtungen oder nur der erste Anruf in ein Land – wie bei Sunrise – belegen die obige Aussage.

Sie sind Anfang März aus dem Branchenverband SICTA, der Swiss Information and Communications Technology Association, ausgetreten. Wie sehen die angekündigten Alternativen aus oder sind Sie alleine stark genug?

Die SICTA hatte unsere Interessen nicht mehr im gewünschten Masse vertreten. Wir haben mit weiteren Telekommunikationsanbietern eine Interessensgemeinschaft für das neue Fernmeldegesetz gegründet und treten jetzt gemeinsam auf.

Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?

Erstens, ein modernes Fernmeldegesetz, das den Namen auch verdient und zwar genau so wie der erste Entwurf des Bakoms ausgesehen hat.
Zweitens eine kommerziell attraktive national Roaming -Lösung für unser Mobilfunknetz.






Der Gesprächspartner
Geschäftsführer Tele2 Schweiz 
Geboren 15. Juli 1947 in Ludwigshafen. Schweizer Bürger.

Abschluss als Diplomingenieur Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe.

Berufliche Stationen:
– Seit Mai 1998 Leiter Zentraleuropa Tele2 Deutschland & Schweiz
– 1997 bis 1998 Selbstständiger Berater
– 1996 bis 1997 Verkaufsleiter der Modacom AG
– 1993 bis 1996 Verkaufsleiter British Telecom Schweiz
– 1988 bis 1993 General Manager Info Guard AG
– 1977 bis 1988 Verschiedene Positionen bei Crypto AG

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