Rosneft nennt Preisspanne für Börsengang – Roadshow beginnt

Bei der für den 14. Juli geplanten Erstnotiz in London und Moskau soll der Preis pro Aktie zwischen 5,85 bis 7,85 Dollar (4,68 bis 6,28 Euro) liegen, teilte Russlands drittgrösster Ölförderer am Montag in Moskau mit. Der hoch verschuldete Konzern will nach unbestätigten Angaben damit zwischen 8 und 14 Milliarden Dollar einnehmen. Als Risiko gelten Klagen des vom Staat zerschlagenen Konkurrenten Yukos, dessen Hauptförderbetrieb Juganskneftegas auf umstrittene Weise an Rosneft übergegangen war.


«Haben Sie Teil an unserem Erfolg«
Unter dem Motto «Haben Sie Teil an unserem Erfolg» wirbt Rosneft ab diesem Montag auf einer «Roadshow» in Moskau und London um die Gunst der Anleger. Westlichen Anlegern wird Rosneft Globale Hinterlegungszertifikate (GDR) anbieten. Rosneft-Chef Sergej Bogdantschikow will das Unternehmen mittelfristig zur Nummer eins in Russland machen und zu den Ölmultis wie ExxonMobil aufschliessen. Nach eigenen Angaben verfügt Rosneft über die zweitgrössten Ölvorräte weltweit.


Volksaktien in Russland
Russische Analysten sehen die Kontrolle des Staates über das Unternehmen keineswegs a ls Hindernis. Unter ähnlichen Bedingungen hat sich der Wert des weltgrössten Gasförderers Gaspom in den vergangenen Jahren vervielfacht. Das Rosneft-Management gilt allerdings im Vergleich zur privaten Ölkonkurrenz als weniger effektiv. In Russland soll das Rosneft-Papier, ähnlich wie Aktien der Deutschen Telekom in Deutschland, zu einer Volksaktie werden. Die Mindestbeteiligung wurde auf 15 000 Rubel (450 Euro) festgelegt, was einem monatlichen Durchschnittslohn entspricht. Nach Rosneft-Angaben ist die Nachfrage im In- und Ausland gross. Ungeachtet grossvolumiger Kaufwünsche aus Indien und China dürfe kein Aktionär mehr als zwei Prozent besitzen. «Wir brauchen keine strategischen Investoren», sagte Bogdantschikow.


Marktkapitalisierung von 60 Milliarden bis 80 Milliarden Dollar
Noch unklar ist bislang, wie viel Prozent der Aktien Rosneft an die Börse bringt. Der Staat besitzt derzeit knapp 100 Prozent und wird in jedem Fall die Mehrheit behalten. Die Moskauer Zeitung «Wedomosti» zitierte einen am Börsengang beteiligten Banker mit den Worten, es sei die Emission von 14 bis 16 Prozent der Aktien im Wert von 8,4 Milliarden bis 12,8 Milliarden Dollar geplant. Rosneft gab bekannt, nach dem Börsengang auf eine Marktkapitalisierung von 60 Milliarden bis 80 Milliarden Dollar zu kommen. Analysten hatten sich kritisch zu diesem Ziel geäussert, da Rosneft damit den russischen Branchenprimus Lukoil mit einem Marktwert von zuletzt knapp 60 Milliarden Dollar übertre ffen würde. Bei Ölförderung, Umsatz und Gewinn wies Lukoil im Vorjahr im Vergleich zu Rosneft bessere Zahlen auf.


Rosneft gilt als der am höchsten verschuldete russische Konzern
Mit Verbindlichkeiten von zuletzt 11,6 Milliarden Dollar gilt Rosneft als der am höchsten verschuldete russische Konzern. Aus dem Erlös des Börsengangs soll ein von der Muttergesellschaft Rosneftegas 2005 aufgenommener Kredit in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar getilgt werden. Aus diesem Kredit hatte Rosneftegas den Erwerb von zehn Prozent Gasprom-Aktien und somit die Konsolidierung der Gasprom- Mehrheit in staatlicher Hand finanziert. Rosneft geriet durch die umstrittene Übernahme der ehemaligen Yukos-Tochter Juganskneftegas im Jahr 2004 in die Kritik. Juganskneftegas war bis zur Zerschlagung des Ölkonzerns Yukos wegen angeblicher Steuerrückstände in Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar dessen wichtigster Förderbetrieb. Unklar sind die juristischen Risiken durch Klagen von Anlegern, die sich durch den Kauf der Yukos- Fördertochter von Rosneft betrogen fühlen. (awp/mc/gh)

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