Saurer: OC Oerlikon greift nach der Mehrheit – oder hat sie schon..?

Knapp einen Viertel der Aktien übernahm Oerlikon am Dienstag im Paket vom britischen Hedge Fund Laxey Partners. Weitere 21% der Saurer-Titel kontrolliert Oerlikon via Optionen. Am Mittwoch lancierte Oerlikon nun ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile. Mindestens 50,01% der Saurer-Aktien, nichts anderes als die Kontrollmehrheit also, will Oerlikon dadurch erlangen.


Angebotspreis von 93,42 Franken je Aktie
Mit dem Angebotspreis von 93,42 CHF (Schlusskurs Dienstag: 114,20 CHF) dürfte Oerlikon aber nicht allzu viele Anleger hinter dem Ofen hervorlocken. Dies habe die von der österreichischen Victory Holding kontrollierte Oerlikon aber gar nicht nötig. Marktteilnehmer wie Investmentbanker hegen den Verdacht, dass sich der Hightechkonzern schon ein Paket von über 50% geschnürt hat. Dazu müsste sich Oerlikon lediglich eines der Pakete der beiden anderen Saurer-Grossaktionäre sichern.


BZ Bank und Silver Point Capital im Fokus
Im Fokus stehen darum die BZ Bank mit einem zuletzt gemeldeten Anteil von 5,97% und Silver Point Capital mit 5,3% der Saurer-Aktien. Martin Ebners BZ Bank hat denn am Mittwoch den Rückzug auch schon bestätigt. Die Beteiligung an Saurer wurde auf unter 5% gesenkt, hiess es auf Anfrage. Wohin und zu welchem Preis die Aktien verkauft wurden, wollte BZ Bank-Sprecher Ralph Stadler nicht bekannt geben. Von Silver Point Capital war keine Stellungnahme erhältlich.


Bekannt ist allerdings, dass am Dienstag Abend in einer ausserbörslichen Transaktionen weitere 780’000 Aktien zu 120 CHF verkauft wurden. Das gleiche Spiel wiederholte sich am Mittwoch vor Börsenbeginn, als 720’000 Saurer-Aktien zum Preis von 120 CHF das Stück über den Tisch gingen. Auch das Laxey-Aktienpaket wechselte gestern zum Preis von 120 CHF pro Titel die Hand, wie Sacha Wigdorovits im Namen von Laxey Partners gegenüber AWP bestätigte. Das Laxey-Paket hatte damit einen Wert von 420 Mio CHF und wurde übrigens in bar bezahlt, bestätigte Wigdorovits.


Skepsis der Analysten gegenüber Victory-Träumen
Mit dem Kauf von Saurer würden die Victory-Eigner ihrem Traum einen Schritt näher kommen, die ehemalige Unaxis zu einem grossen Konglomerat im Stile der amerikanischen General Electric (GE) auszubauen. Dafür wurde eigens Thomas Limberger als CEO an Bord geholt, der frühere Deutschlandchef von GE. Analysten können allerdings der vorgesehenen Kombination von Saurer und Unaxis nur wenig abgewinnen.


Industrielle Logik für Analysten nicht gegeben
Die Kritik gilt insbesondere der von der Oerlikon-Führung herausgestrichenen industriellen Logik einer Übernahme, bzw. den behaupteten Synergien zwischen den beiden Unternehmen. «Die Geschäftsfelder von Saurer und Oerlikon passen hervorragend zueinander», liess Oerlikon heute vermelden. Es handle sich nicht um eine Ergänzung bestehender Aktivitäten, sondern um neue, zusätzliche Geschäftsfelder, merken Analysten hierzu an. Auch der angestrebte Verkauf des Halbleitergeschäfts scheine vor dem Hintergrund der Zyklizität zumindest fragwürdig.


Saurer-Spitze zufrieden
Im Gegensatz zum ungeliebten Hedge Fund Laxey fühlt sich die Saurer-Spitze wohl mit dem neuen Grossaktionär. Die Kontakte zwischen den beiden Unternehmen hätten schon früher bestanden. Man habe schon mit den früheren Besitzern von Unaxis den gemeinsamen Aufbau eines Industrieunternehmen erörtert, liessen die Arboner verlauten. Weitere Details will Oerlikon an einer Pressekonferenz bekannt gegeben; der diesbezügliche Termin werde in der nächsten Woche kommuniziert.


Saurer im Minus, OC Oerlikon im Plus
Die Neuigkeiten fanden an der Schweizer Börse mit unterschiedliche Resonanz. Während die Aktien von Saurer bis zu 7% verloren (aktuell -2,2%) haussierten OC Oerlikon um über 4%. Bei Oerlikon seien nach den jüngsten Ereignissen viele Phantasien ins Spiel gekommen, sagte ein Händler: «Am Markt werden Zukunftsszenarios wie die Aufsplittung der Gruppe, eine Vollintegration von Saurer oder eine mögliche Kapitalerhöhung herumgereicht.» (awp/mc/pg)

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