Shaukat Aziz: Banken müssen zu ihren Wurzeln zurückkehren

von Gérard Al-Fil

Die Fragmentierung der Finanzregulierung sei neben Gier und Nachlässigkeit eine der Ursachen für die Finanzkrise, so Aziz: «Es gibt noch immer Länder, in denen acht unterschiedliche Finanzregulierungsbehörden, die für ein und die selben Probleme zuständig sind, nebeneinander operieren.» Aziz mahnt eine Vereinheitlichung bei der Formulierung der Richtlinien für Banken und deren Überwachung an. Eine führende Rolle bei der Neuordnung der Finanzbranche solle der Internationale Währungsfonds (IWF) übernehmen, forderte Aziz und stimmt in diesem Punkt mit dem deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler überein. Der IWF sagt für 2009 in der Region Nordafrika und Mittelost (MENA) immerhin 3,9 Prozent Wachstum voraus (nach 5,8 Prozent in 2008), während die Weltwirtschaft erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg schrumpfen würde.


«Gemeinsamkeit und Tempo gefragt»
Gleichzeitig rief der ehemalige Citibanker Aziz, heute Berater von Banken und Regierungen, Politiker und CEOs auf, an einem Strang zu zu ziehen. «Es gibt noch zuviele Missklänge bei den Initiativen gegen die Krise.» Die Politik dürfe nicht ohne den Rat der Wirtschaftsführer entscheiden, auch wenn die Letzteren momentan nicht sehr populär seien. «Wir werden das G20-Treffen Anfang April in London haben und dort sitzen viele «Head of States» an einem Tisch. Aber die Politiker sind nicht unbedingt in Finanzfragen kompetent», sagt Aziz, der es selbst bis zum Vorstand für das weltweite Privatbankengeschäft bei Citigroup brachte, bevor er 2004 Regierungschef in seinem Heimatland Pakistan wurde. 

 

Ausserdem müssten einmal beschlossene  Massnahmen schnell umgesetzt werden «und nicht erst nach drei Monaten», so Aziz.  Die Banken sollten sich auf ihre Grundfunktionen besinnen und Kapital für Innovation, Forschung und Zukunftsindustrien zur Verfügung stellen. Aziz; «Die Zeiten des Flippings, also des Kaufs und des schnellen Verkaufs von Firmen, Immobilien und verbrieften Forderungen sind vorbei». Aber: «Auch wenn die Finanzkrise andere Probleme überlagert, bleibt der Terrorismus ein weltweites Risiko», sagte Aziz, der 2004 selbst einen Mordanschlag auf seine Person überlebte und am 6. März vergangene Woche seinen 60. Geburtstag feierte.

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