SNB: Ökonomen rechnen mit unveränderten Zinsen

Seit September 2004 liegt das Libor-Zielband bei 0,25 bis 1,25%, wobei der mittlere Bereich angestrebt wird. Mit Spannung erwartet wird der Kommentar der SNB zum getroffenen Entscheid.

Schweizer Wirtschaft unterstützen
Die Zinsen sind in der Schweiz noch immer zu tief, findet Joachim Schütz der UBS. Angesichts der jüngsten BIP-Zahlen zum vierten Quartal 2004 sowie der aktuellen Währungssituation dürfte sich die SNB jedoch nicht «genötigt» fühlen, die Zinsen anzuheben. Die SNB werde die eigene Einschätzung der hiesigen Konjunktur wohl als «verhalten optimistisch» bezeichnen, so Schütz gegenüber AWP weiter. Auch werde die SNB äussern, mit der verfolgten Geldpolitik die Schweizer Wirtschaft unterstützen zu wollen.

«kein Grund, Zinsen anzuheben»
Im Dezember hat die Dollarschwäche gegen eine Zinserhöhung gesprochen. Drei Monate später dürfte die Argumentation der SNB ähnlich ausfallen, ist Janwillem Acket der Bank Julius Bär überzeugt. Der Wechselkurs behindere, insbesondere im USD-Bereich, den Schweizer Aussenhandel. «Real haben wir eine Aufwertung des Schweizer Frankens», so Acket mit Verweis auf den realen handelsgewichteten CHF-Wechselkurs-Index der SNB. Der Inflationsdruck bleibe bescheiden und bei der Kernteuerung seien keine beängstigenden Veränderungen zu beobachten. «Die SNB hat somit keinen Grund, nun überhastet die Zinsen anzuheben», so sein Fazit.

Auch EZB wird Zinsen nicht anheben
Auch die Credit Suisse (CS) geht gemäss «Research Weekly» (Ausgabe 11. März) davon aus, dass die SNB den Verzicht auf eine Zinserhöhung mit dem geringen Inflationsdruck, dem nachlassenden Wachstum und dem starken Schweizer Franken begründen wird. Sollte die SNB in ihrem Kommentar zum Zinsentscheid ihre Wachstum- und Inflationsprognose senken, könnte sich dadurch die Zinsdifferenz leicht zugunsten der Eurozone ausweiten. Das würde wiederum einen Aufwärtsdruck beim EUR/CHF-Kurs auslösen. Auf dieselbe Gefahr weist Astrid Frey von der Bank Sarasin hin. Die EZB werde in absehbarer Zeit ihre Zinsen nicht anheben. Da die SNB verhindern wolle, dass sich der Schweizer Franken nach dem US-Dollar nun auch zum Euro aufwerte, werde die SNB von einer Verkleinerung des Zins-Spreads zwischen Euroraum und Schweiz absehen, so Frey.

SNB im Zyklus der Geldstraffung
Gemäss Sarsin-Ökonomin Frei könnte die helvetische Nationalbank ihren Entscheid, die Geldpolitik unverändert zu belassen, am Donnerstag damit begründen, dass sich einige Unsicherheiten erhöht haben. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf den PMI-Einbruch im Februar, den Risikofaktor Ölpreis sowie das unter Erwarten ausgefallen Wachstum im Euroraum. Eine Zinssenkung schliesst Frey ebenfalls aus, befinde sich die Nationalbank doch im Zyklus der Geldstraffung.

Keine Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt
Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich wäre von einem Zinsanstieg überrascht. Die Teuerungsaussichten, ein wichtiger Indikator in diesem Zusammenhang, seien nach wie vor günstig, sagte Stefan Betschard der KOF auf Anfrage von AWP. Zudem sei auf dem Arbeitsmarkt keine Verbesserung auszumachen und auch die BIP-Zahlen zum vierten Quartal 2004 seien schwach ausgefallen.

Auch im Sommer auf aktuellem Niveau
Die CS geht davon aus, dass das Statement der SNB am Donnerstag Hinweise darauf enthalten wird, dass auch bei der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni 2005 auf ein Drehen an der Zinsschraube verzichtet wird. Pictet, Sarasin und ZKB erwarten, dass die Zinsen auch Sommer auf dem aktuellen Niveau belassen werden. Bernard Lambert der Bank Pictet blickt noch weiter in die Zukunft; er rechnet erst im Dezember 2005 mit einer weiteren Anhebung der Zinsen, wie er gegenüber AWP mitteilte. Anders sieht dies die UBS. Einer Mitteilung von Anfang März zufolge rechnet die Grossbank beim Juni-Entscheid mit einem Zinsanstieg. (awp/mc/as)

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