US-Schluss: Schwach – Finanzspritze für Bear Stearns belastet

Positiv aufgenommene Konjunkturdaten dämmten die Verluste jedoch ein. Der Dow Jones sackte bis zum Ertönen der Schlussglocke um 1,60 Prozent auf 11.951,09 Zähler. Im Wochenvergleich büsste der US-Leitindex damit rund ein halbes Prozent ein. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 2,08 Prozent auf 1.288,14 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq fiel der NASDAQ 100 um 2,09 Prozent auf 1.713,83 Punkte. Der NASDAQ-Composite-Index sank um 2,26 Prozent auf 2.212,50 Zähler.


Als bisher prominentestes Opfer der Finanzkrise geriet die US-Investmentbank Bear Stearns schwer in Not und muss gestützt werden. Die amerikanische Grossbank J.P. Morgan Chase und die regionale Notenbank von New York werden ihr finanziell unter die Arme greifen. Die Versorgung mit Liquidität sei für bis zu vier Wochen nötig, teilte J.P. Morgan Chase am Freitag in New York mit. Die schlechte Nachricht schlug auf den nervösen Märkten wie eine Bombe ein: Die Börsen kippten ins Minus, Euro und Gold schnellten auf Rekordstände. Den Anlegern sei klar geworden, dass mit Bear Stearns die erste Grossbank vor dem Abgrund steht, sagten Händler. Noch am Montag dieser Woche hatte Bear-Stearns-Manager Alan Greenberg Spekulationen über Liquiditätsprobleme als «total lächerlich» bezeichnet. Der Wert der Bear Stearns-Papiere halbierte sich am Nachmittag binnen kurzer Zeit. Zu Handelsschluss standen die Papiere 45,88 Prozent tiefer bei 30,85 US-Dollar.


Auch die übrigen Finanztitel gaben deutlich nach. JPMorgan Chase sanken um 4,12 Prozent auf 36,54 Dollar. Citigroup sackten mit minus 5,98 Prozent auf 19,81 Dollar ans Ende des Dow Jones. Im Zuge der Kreditkrise will sich die US-Grossbank Analysten zufolge auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich von Randaktivitäten trennen. Lehman Brothers Holdings brachen um 14,63 Prozent auf 39,26 Dollar ein. «Lehman ist immer wieder einer der zuerst genannten Kanditaten, wenn es um Probleme im Investmentbanking geht», sagte ein Marktbeobachter.


Boeing stiegen nach einem positiven Analystenkommentar mit plus 2,60 Prozent auf 76,11 Dollar als einziger Wert im Plus an die Dow-Spitze. Morgan Stanley hatte die Einstufung von «Equal-Weight» auf «Overweight» angehoben und das Kursziel auf 92 US-Dollar beziffert. Die negativen Nachrichten für den US-Flugzeugbauer seien mittlerweile eingepreist, schrieben die Analysten in einer Studie. Es blieben zwar weiterhin Risiken bestehen, so dass die Aktien bis auf 65 bis 70 Dollar fallen könnte. Allerdings sei auch Potenzial für einen Anstieg bis auf 120 Dollar in den kommenden 18 bis 24 Monaten erkennbar.


Pfizer verloren 2,69 Prozent auf 20,64 Dollar. Händler verwiesen auf vage Spekulationen, denen zufolge der US-Pharmakonzern Interesse an seinem britischen Konkurrenten Shire Pharmaceuticals habe. Am Markt werde ein Preis von 1.300 Pence je Shire-Aktie herumgereicht, ergänzte ein Londoner Händler. Börsianer bewerteten die Gerüchte unterschiedlich. Während die Analysten von Nomura Code Securities eine Offerte für unwahrscheinlich hielten, räumte ein US-Händler den Spekulationen mehr Glaubwürdigkeit ein. Pfizer habe genug Geld und wolle Restrukturierungen durchführen. «Allerdings ist heute Freitag», fügte er mit Blick auf die häufig beobachtete Tatsache hinzu, dass Gerüchte vor allem zum Wochenausklang Konjunktur haben. Shire profitierten in London von den Spekulationen. (awp/mc/ps)

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