Wall-Street-Betrug: Versäumnisse der Behörden – Hausarrest für Madoff

Inzwischen hätten die Ermittler auch Madoffs Ehefrau Ruth ins Visier genommen, berichteten US-Medien am Donnerstag. Ein Anwalt des Paares wies dies zurück. Ihr werde nichts vorgeworfen, sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der 70-jährige Madoff selbst steht mittlerweile unter Hausarrest und muss zur Überwachung eine elektronische Fussfessel tragen. Als Sicherheiten für die Kaution von zehn Millionen Dollar akzeptierte ein Gericht seine Nobel-Wohnung in Manhattan und andere Immobilien in den USA. Madoff und seine Frau mussten zudem ihre Pässe abgeben.


Schaden auf 50 Mrd. Dollar beziffert
Der jahrzehntelang angesehene Wall-Street-Manager hatte den Betrug vergangene Woche seinen zwei in der eigenen Firma beschäftigten Söhnen gestanden. Den Schaden bezifferte er auf 50 Milliarden Dollar. Er will allein und ohne Mitwissen seiner Familie gehandelt haben.


Immer mehr Opfer
Weltweit melden sich unterdessen immer mehr Opfer, darunter auch zahlreiche Banken und Investoren in Europa. Madoffs Versprechen einer stabilen Rendite mit wenig Risiko kam bei den eher auf Sicherheit bedachten europäischen Investoren laut Berichten besonders gut an. Zu den grössten Geschädigten ausserhalb der USA zählen die spanische Banco Santander, die österreichische Bank Medici sowie Finanzhäuser etwa in der Schweiz, Grossbritannien und den Niederlanden.


Klageflut zu erwarten
Bei der Aufarbeitung der Affäre droht Experten zufolge eine Klageflut im Streit um Entschädigungen. So prüfe der mit einem Ausfall von 7,5 Milliarden Dollar wohl grösste Geschädigte, die US-Fondsgesellschaft Fairfield Greenwich, rechtliche Schritte gegen Wirtschaftsprüfer, so die «Financial Times».


Schwere Fehler
Auch der scheidende Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Christopher Cox, hatte schwere Fehler seiner Behörde eingeräumt. Dem «Wall Street Journal» zufolge waren SEC-Mitarbeiter unter anderem im Jahr 2006 Madoff dicht auf der Spur. Sie hätten dann allerdings zwar einige seiner Praktiken beanstandet. Weitere Ermittlungen seien aber trotz klarer Hinweise auf ein «Schneeball-System» nicht erfolgt. Madoff soll den Riesen-Schwindel über den abgeschotteten Investment-Arm seiner Firma betrieben haben. Beim Schneeball-Prinzip werden die versprochenen hohen Renditen mit dem Geld immer neuer Investoren bezahlt. Die tatsächlichen Gewinne sind weit niedriger oder existieren gar nicht. (awp/mc/pg/34)

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