Wer will was und wieviel – Branchen und ihre IT-Nachfrage 2010

Fertigungsindustrie
«Die Wirtschaftskrise traf weltweit die Fertigungsindustrie am härtesten, insbesondere die Segmente Automobil, Maschinenbau, Chemie und Metall, wahrend sich Pharma, Lebensmittel, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung als robuster erwiesen», meint Christophe Chalons, Chief Analyst der PAC-Gruppe. Die Fertigungsunternehmen konzentrieren sich auch 2010 ganz klar auf kurzfristige Einsparungen durch Konsolidierung und Standardisierung von Vermögenswerten und Verträgen, vor allem Outsourcing-Verträgen.
 
«Die Erholung erfolgt erst in der zweiten Jahreshalfte. Motor werden Investitionen in Embedded-Systeme, PLM – einschliesslich der Integration mit PDM, ERP und CRM -, Collaboration, MRO und CRM als Unterstützung fur After-Sales-Services sein», prognostiziert Klaus Holzhauser, Director bei PAC in München. Wir erwarten auch eine schrittweise Zunahme bei Projekten im Fertigungsbereich, die der Integration all dieser IT-Silos dienen», ergänzt Stefanie Naujoks, Consultant bei PAC in München.
 
Banken
«Die Situation im Bankenbereich variiert auch weiterhin sehr stark von Land zu Land – je nach Höhe der staatlichen Finanzhilfen und der Branchenstruktur, beispielsweise je nach der Bedeutung von Investmentbanking, Privatkundengeschäft und halböffentlichen Sparkassen», erläutert Rajeena Brar aus London. Allerdings konnten die Banken von der frühzeitigen Erholung der Aktienmärkte profitieren. Banken müssen 2010 mehrere wichtige Themen in Angriff nehmen, wobei ein Grossteil der IT-Investitionen auch weiterhin im Compliance-Bereich getätigt wird. Weitere Problemfelder sind unter anderem Kundenbindung, Post-Merger-Integration, STP/Industrialisierung oder Datenkonsolidierung und -verarbeitung. Diese Themen lassen sich nur mit Hilfe von IT bewältigen», fügt Vincent Gelineau aus Paris hinzu.
 
Versicherungsunternehmen haben es diesbezuglich etwas leichter, da deren Umsätze (sprich Prämien) relativ stabil sind. Für 2010 sehen wir folgende Investitionsbereiche: Multi-Channel-Integration, CRM, Web-basierte Anwendungen, Front-End- und Legacy-Modernisierung», kommentiert Eike Bieber, München.
 
Öffentlicher Sektor
«Der öffentliche Sektor war 2009 in den meisten Ländern recht stabil, da die Investitionsprogramme der Regierungen die Nachfrage stützten. Jedoch sehen sich Gemeinden und Regionalregierungen mit sinkenden Steuereinnahmen konfrontiert, und die Staatsverschuldung der meisten Lander wird in den nächsten Jahren eine schwere Belastung darstellen», so Arnold Aumasson, Paris. «PAC erwartet eine progressive Verlangsamung des Ausgabenwachstums, trotz der Einführung neuer Buchhaltungsstandards und Regulierungen wie der europäischen Dienstleistungsrichtlinie, sowie einiger mit Spannung erwarteter E-Government-Projekte», ergänzt Martin Barnreiter, München.
 
«Der grösste Unterschied zwischen den Ländern ist, dass Outsourcing in Staaten wie Grossbritannien oder Australien schon weit entwickelt ist, während Länder wie Frankreich, Osteuropa und China noch hinterherhinken», so Peter Russo, New York.
 
Telekommunikation
«Der Telekommunikationsmarkt wird weiterhin starkem Preisdruck ausgesetzt sein. NGN (Next Generation Networks) und die Entwicklung neuer (Mehrwert-)Dienste (Mobile Payment, Web 2.0, Content) werden 2010 zu den wichtigsten IT-Projekten gehören», meint Julia Reichhart, München.
 
Energie
«Der Energieversorgungsmarkt ist traditionell widerstandsfähig und profitiert ausserdem von einigen branchenspezifischen Themen wie Liberalisierung, Unbundling, Informationsmanagement, Smart Grids und Smart Metering», kommentiert Karsten Leclerque, München. Ahnlich wie im öffentlichen Sektor gibt es sehr unterschiedliche Outsourcing-Trends in den verschiedenen Ländern.
 
Detailhandel, Grosshandel
«Das Marktumfeld im Einzelhandel wird in den meisten Ländern weiterhin schwierig sein, vor allem in von Discountern dominierten Märkten. Discounter sind weithin als sehr sparsam damit auch als die härtesten Einkaufer bekannt», so Philipp Schalla, München. «Einerseits gibt es interessante Investitionsbereiche wie Materialwirtschaft, BI und Multi-Channel-Integration. Andererseits könnten Konkurse den Markt schwer treffen», fügt Peter Russo hinzu.
 
Dienstleistungen und Consumer
«Der Dienstleistungs- und Verbrauchermarkt ist extrem heterogen und schwer von der Krise gebeutelt. Multi-Channeling und Billing im Mediensektor sowie Prozessautomatisierung in den Professional Services gehören zu den viel versprechenden Investitionsbereichen», meint Christophe Chalons.
 
Transport
Zur Transportbranche gehören sowohl Logistik (stark betroffen von der Krise) als auch Personenbeförderung (mit Ausnahme der Fluggesellschaften weniger stark betroffen). «Fur 2010 erwarten wir Investitionen in den Bereichen Fourth- und Fifth-Party Logistics und kundenorientierte Lösungen wie Buchung, Check-in, Portale und Bezahlung», so Frederic Giron, Paris.
 
Und insgesamt…
Alles in allem geht PAC von einer Erholung im Laufe dieses Jahres aus – je nach Land und Branche etwas früher oder später. Da noch erhebliche Risiken im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit, Kreditklemme und daraus resultierenden Konkursen bestehen, wären genauere Prognosen verfrüht, glauben die Berater. «Selbst wenn die Auftragsvolumina dieses Jahr voraussichtlich wieder zunehmen, bleiben die durchschnittlichen Preise und Sätze unter dem Niveau von 2009, wodurch einer Erholung dieses Markts Grenzen gesetzt sind», fasst Christophe Chalons zusammen. (hjm)

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