Bundesrat prüft Engagement bei Herstellung von Impfstoffen

Bundesrat prüft Engagement bei Herstellung von Impfstoffen
(Foto: Moderna)

Bern – Nach der Kontroverse um die Kontakte des Bundes mit der Basler Firma Lonza lässt der Bundesrat prüfen, in welcher Form der Bund die Herstellung und Entwicklung von Covid-19-relevanten Arzneimitteln und Impfstoffen stärken kann. Und der Bund will in einer ersten Phase die Kosten für Antikörper-Medikamente übernehmen.

Er habe das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) mit der vertieften Prüfung eines möglichen verstärkten Engagements des Bundes bei der Herstellung und Entwicklung von Covid-19-relevanten Arzneimitteln inklusive Impfstoffen beauftragt, teilte der Bundesrat am Mittwoch mit.

Mit der Änderung des Covid-19-Gesetzes vom März habe man nun diesbezüglich grösseren Spielraum. Der Bundesrat hat damit die Grundlage erhalten, wichtige medizinische Güter selber herstellen zu lassen. Er soll auch die Finanzierung der Herstellung regeln. Damit soll die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen medizinischen Gütern gewährleistet werden.

Die Kontakte des Bundes mit Verantwortlichen des Walliser Produktionsstandorts von Lonza in Visp hatten eine Kontroverse über mögliche Investitionen des Bundes in die Impfproduktion ausgelöst. Im Vordergrund stand die Frage, ob der Bundesrat ein Angebot von Lonza für den Kauf einer Impfstoff-Produktion ausgeschlagen habe.

Kein Tabu mehr
Laut Gesundheitsminister Alain Berset ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. Unterdessen gelten für Politikerinnen und Politiker aller Couleur staatliche Investitionen in Krisenzeiten in diesem Bereich nicht mehr als Tabu.

Kredit für Monoklonale Antikörper-Kombinationstherapien
Der Bundesrat will sich überdies wappnen im Hinblick auf die Versorgung mit wichtigen und vielversprechenden Arzneimitteln gegen Covid-19, wie er weiter mitteilte. Er habe dafür einen Kredit von 100 Millionen Franken freigegeben, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch in Bern vor den Medien.

So würden etwa sogenannte Monoklonale Antikörper-Kombinationstherapien in der Schweiz bald verfügbar sein. Bis die Krankenversicherer die Kosten übernehmen, will vorerst der Bund für die Finanzierung dieser Behandlungen aufkommen. Diese Therapien sind laut Berset zwar sehr teuer, verhindern aber einen schweren Krankheitsverlauf und damit eine Intensivbehandlung im Spital. «Die Resultate von klinischen Studien sind vielversprechend.»

Diese einmalig intravenös im frühen Krankheitsstadium verabreichten Medikamente verhindern das Eindringen des Virus in die Zelle und senken laut ersten Studien das Erkrankungsrisiko deutlich. Vorbild und Grundlage sind Antikörper, die aus dem Plasma eines Menschen gewonnen werden, die Covid-19 überstanden haben. In den USA oder Italien etwa gab es bereits Notfallzulassungen für solche Medikamente.

Medikamente mit monoklonalen Antikörpern gibt es bereits seit den 1990er-Jahren. Sie wurden bisher meist gegen Krebserkrankungen oder Autoimmunkrankheiten eingesetzt. (awp/mc/ps)

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