Novartis verkauft Bluttransfusions-Diagnostik-Unit für 1,675 Mrd USD

Novartis verkauft Bluttransfusions-Diagnostik-Unit für 1,675 Mrd USD
Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto: Novartis)

Novartis-CEO Joe Jimenez. (Bild: Novartis)

Basel – Novartis hat im Rahmen der im Frühling eingeleiteten und im Sommer von Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt angekündigten Strategie-Überprüfung einen ersten Schritt vorgenommen: Der Basler Pharmakonzern verkauft die Einheit Bluttransfusions-Diagnostik an Grifols. Novartis sieht für die Einheit bei den Spaniern besseres Entwicklungspotential und setzt die Überprüfung weiterer Teile mit dem Ziel fort, sich künftig auf ihre strategischen Geschäftsfelder zu konzentrieren.

Die in Barcelona beheimatete Grifols bezahlt für die Novartis-Einheit einen Preis 1,675 Mrd USD, wie es in der Mitteilung vom Montag heisst. Ob für die Basler aus der Transaktion ein Buchgewinn resultiert, wird nicht bekannt gemacht. Novartis rechnet derweil nach Erhalt der noch ausstehenden behördlichen Zustimmung im ersten Halbjahr 2014 mit dem Abschluss des Verkaufs.

Novartis hatte das Geschäft der Bluttransfusions-Diagnostik mit Sitz im kalifornischen Emeryville im Jahr 2006 mit der Akquisition des US-amerikanischen Biotechunternehmens Chiron zugekauft. Die Einheit ist seither Teil der Sparte Vaccines and Diagnostics und hat im Jahr 2012 einen Umsatz von rund 565 Mio USD erzielt. Nicht Teil des Verkaufs seien das Companion-Diagnostikgeschäft sowie die Genoptix-Einheit, die beide in der Pharmasparte untergebracht sind.

«Wir wollen uns nicht weiter auf dieses Geschäft fokussieren und sind zum Schluss gekommen, dass wir es in bessere Händen legen wollen», erklärte Novartis-CEO Joe Jimenez im Gespräch mit AWP den Verkauf des Diagnostik-Teils. Grifols habe die besseren Möglichkeiten, das Wachstum der Einheit auf ihrer Plattform global voranzutreiben.

Strategie-Überprüfung im Gang
Die Transaktion sei im Rahmen eines immer schwieriger werden regulatorischen Umfelds zu sehen, so der CEO weiter. Es brauche eine gewisse Grösse, um im aktuellen Umfeld dieses Geschäft erfolgreich betreiben zu können. Unter diesem Gesichtspunkt setzt Novartis die strategische Überprüfung fort. «Wir haben mit Pharma, Alcon und Sandoz drei Divisionen, die unsere Kriterien erfüllen», bestätigte der CEO frühere gemachte Aussagen.

Für die weiteren Geschäftsbereiche sucht Novartis nach Wegen, um diese zu stärken oder nach anderen Möglichkeiten. Darunter fallen etwa das OTC-Geschäft oder auch die Bereiche Impfstoffe oder Tiergesundheit. Allerdings würden Veränderungen erst dann kommuniziert, wenn sie erfolgt seien, hielt Jimenez fest.

Der CEO sieht Novartis zudem auf Kurs, um die anlässlich des Abschlusses zum dritten Quartal gemachte Guidance zu erfüllen. Auf Konzernebene wird für 2013 zu konstanten Wechselkursen ein Anstieg des Nettoumsatzes im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet. Das operative Kernergebnis dürfte 2013 – ebenfalls zu konstanten Wechselkursen – auf Vorjahresniveau oder darüber liegen.

Fairer Preis – Aktie gesucht
Die Analysten der Bank Vontobel betrachten den für die Bluttransfusions-Diagnostik erhaltenen Preis in Höhe des dreifachen Umsatzes als fair. Er entspreche weitgehend der Bewertung des standardisierten Diagnostika-Geschäfts, heisst es im Kommentar der Bank. Noch wichtiger sei, dass das zugehörige Diagnostik-Geschäft innerhalb des Pharmasegments nicht verkauft wird.

Auch die ZKB erachtet den erzielten Preis auf Basis eines Umsatz-Multiples von rund drei als gut. Für die Aktie sei die Nachricht als «leicht positiv» zu werten.

Die verkaufte Einheit weise für Novartis zu wenig Synergiepotenzial auf, daher ergebe der Verkauf absolut Sinn, so die Bank Safra Sarasin. Auch steigere dieser erste Schritt bei einigen Investoren die Hoffnung auf weitere Anpassungen im Geschäftsmix.

Die Unternehmensführung habe mit dem Verkauf den Worten nun Taten folgen lassen, meinen die Kommentatoren der Bank Notenstein. Dies könnte auch Anlegerphantasien bezüglich einer möglichen Reduktion der Roche-Beteiligung anregen. Ausserdem dürfte mit der Prognoseerhöhung die Ausschüttung einer soliden Dividende näher rücken und der Aktie Support geben.

Die Bank Vontobel belässt trotz allem das Rating auf «Reduce» und das Kursziel bei 60 CHF. Andrew Weiss hält das Pharma-Geschäftsmodell des Konzerns nämlich weiterhin für problematisch, da wichtige Wachstumstreiber wie Gilenya, Lucentis, Afinitor und Tasigna an Dynamik verlieren dürften.

Die Aktie von Novartis bewegt sich im Montagshandel im vorderen Mittelfeld des SMI/SLI und steigt um 0,9% auf 71,55 CHF. Derweil gewinnen die Konkurrenzpapiere von Roche um 0,4% zu und der SMI gewinnt um ebenso viel an Wert. (awp/mc/upd/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert