Peter Huber, Intergenerika: «Vorschläge des Preisüberwachers kommen zu früh»

Peter Huber, Intergenerika: «Vorschläge des Preisüberwachers kommen zu früh»

Peter Huber, Intergenerika (Foto: Intergenerika).

Liestal – Obwohl Generika sich als preisgünstige, aber qualitativ hochstehende Alternative zu Originalmedikamenten in der Schweiz wachsender Beliebtheit erfreuen und sich als wirksames Mittel gegen die Kostenexplosion im Gesundheitswesen bewährt haben, stehen sie, gemäss Einschätzung von Intergenerika, selbst meist zu Unrecht am Preispranger. Jüngstes Beispiel sei der Auslandspreisvergleich des Preisüberwachers, der einer seriösen Analyse aus folgenden Gründen nicht standhalte.

Vergleichbarkeit nicht gewährleistet
„Die Versorgungssysteme in den europäischen Vergleichsländern sind unterschiedlich. Der Preisüberwacher vergleicht Äpfel mit Birnen“ kritisiert Dr. Peter Huber, Geschäftsführer des Branchenverbands Intergenerika die Studie des Preisüberwachers und weist darauf hin, dass „für den Wettbewerb nicht nur der Preis sondern das Preis-Leistungs-Verhältnis massgebend sei“. „Das Preisniveau in den Vergleichsländern als Massstab für die Schweiz zu nehmen ist aus vielerlei Gründen, auf welche die Generika-Branche keinen Einfluss hat, völlig unrealistisch“ bemängelt Peter Huber die den Preisvergleich. Wo auf Kosten der Wahlfreiheit alles dem Preisprimat untergeordnet wird, entstehen Verhältnisse, die in der Schweiz nie akzeptiert werden würden.“

Im Auslandspreisvergleich des Preisüberwachers nicht in Betracht gezogen sind fundamentale Unterschiede zwischen der Schweiz und den Vergleichsländern:
Schweizer Wahlfreiheit vs. Einheitszwang: Während in einigen Vergleichsländern die Kostenträger, sprich Krankenkassen das abzugebende Produkt bestimmen und es den Patienten ohne Kenntnis der individuellen Bedürfnisse aufoktroyieren, haben Ärzte, Apotheker und Patienten hierzulande noch die Auswahl zwischen unterschiedlichen Generika. Diese Situation wird den spezifischen Bedürfnissen jedes einzelnen Patienten gerecht und stärkt dessen Mündigkeit.

Schweizer Kontinuität vs. medikamentöses Hickhack: In der Schweiz kann ein vertrautes und vom Patienten akzeptiertes Präparat über Jahre abgegeben werden. In manchen Vergleichsländern wie Dänemark hingegen können die Kassen die vorgeschriebenen Medikamente aus für den Patienten oftmals nicht nachvollziehbaren Gründen wechseln. Diese Willkür droht nicht nur den Behandlungserfolg zu gefährden und das Vertrauen der Patienten zu zerstören, sondern kann auch zu möglichen Verwechslungen, zu mehr Nebenwirkungen, zu schlechter Compliance, mehr Konsultationen, mehr Hospitalisationen und somit Mehrkosten ausserhalb der Medikamentenkosten führen. Unter dieser Unberechenbarkeit leiden besonders ältere, multimorbide Menschen, die zahlreiche Arzneimittel gleichzeitig einnehmen.

Medikamente sind mehr als nur Wirkstoffe
„So wie eine Schweizer Uhr weit mehr als nur ein Uhrwerk ist, sind Generika mehr als nur Wirkstoffe“ betont Peter Huber. Die Schweizer Generika sind vorbildlich bei der modernen patientenfreundlichen Darreichungsform, sicheren Verpackungen mit Verwechslungsschutz und zusätzlichen Serviceleistungen zur Erläuterung der Produkte und zur Verbesserung der Therapietreue und der Einnahmesicherheit. Zudem bieten die Schweizer Generika-Hersteller anders als viele andere internationale Konkurrenten eine vollständige Palette an.

Schweiz-spezifische Kostentreiber verzerren das Bild
Die in der Schweiz im internationalen Vergleich relativ hohen Generika-Kosten werden durch landesspezifische Faktoren bestimmt, auf welche die Generika-Industrie keinen direkten Einfluss hat. Die Kleinheit der Schweiz und ihre Unabhängigkeit von der EU sind für die vergleichsweise höheren Kosten und Preise entscheidend mitverantwortlich. So sind EU-Packungen in der Schweiz grundsätzlich nicht verkehrsfähig. Da die Mengen für den Schweizer Markt – vor allem bei den weniger nachgefragten Dosierungen und Packungen – sehr klein sind, fallen die Kosten pro Einheit entsprechend höher aus. Als Folge davon schnellen die Verpackungskosten massiv in die Höhe. Eine Umsetzung in den drei Landessprachen erhöht die Kosten weiterhin. Generika-Hersteller sehen sich mit einem sich verschärfenden Kostenproblem konfrontiert.

Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen fordern von Generika-Anbietern immer mehr Zeit und den Einsatz von teurem Experten-Know-how. So muss jedes Produkt muss einen separaten Zulassungsprozess bei der Zulassungs- und Kontrollbehörde Swissmedic durchlaufen, deren Gebühren erst kürzlich verdoppelt wurden. Selbst für die Kassenerstattung ist ein separates Zulassungsprozedere nötig und nicht zuletzt stehen beim Bundesamt für Gesundheit – in zwei Schritten zum 1.1. 2014 und 1.1. 2015 – Gebührenerhöhungen von 50% bis mehrere 100% an.

Spielregeln nicht mitten im Spiel ändern
Die neuen Vorschläge zur Preisbildung bei Generika entsprechen nicht den hiesigen Erwartungen an Wahlfreiheit und Qualitätswettbewerb: Festbeträge beeinträchtigen die Wahlfreiheit. Der Vorschlag, das System des differenzierten Selbstbehaltes durch Festbeträge zu ersetzen ist verfrüht und schiesst über das Ziel hinaus. Noch hat der relativ kürzlich eingeführte differenzierte Selbstbehalt sein Einsparpotential gar nicht ausschöpfen können, die Dynamik der Preissenkungen wird erst richtig wirksam, wenn die Freikaufsfrist für die Originale abgelaufen sein wird. Erst dann kann dieses Instrument abschliessend beurteilt und falls nötig verschärft werden. Im Gegensatz zu den Festbeträgen ermöglicht es auch weiterhin einen Qualitätswettbewerb und die Auswahl zwischen mehreren kassenerstatteten Produkten und ist deshalb besser auf die Erwartungen der Ärzte und Apotheker und auf die Patientinnen und Patienten in der Schweiz zugeschnitten. Festbeträge führen letztlich zum „Billigstprinzip“ das von Volk und Parlament schon verschiedentlich abgelehnt wurde. (IG/mc/hfu)

Intergenerika
ist die Vereinigung der führenden Generikafirmen in der Schweiz, die ihrerseits über 90% des Generika-Volumens in der Schweiz repräsentieren. Intergenerika fördert die Akzeptanz von Generika durch Aufklärung von Medizinalpersonen, Fachverbänden, Krankenkassen und Patienten und fördert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Vereinigungen im Bereiche von Medizinalpersonen und des Gesundheitswesens. Mit allen Massnahmen verfolgt Intergenerika das Ziel einer angemessenen Vertretung von Generika im schweizerischen Arzneimittelmarkt bzw. im schweizerischen Gesundheitswesen.

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