Schweizer Wirtschaftswachstum zieht bald wieder an

Schweizer Wirtschaftswachstum zieht bald wieder an

Paris – Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft dürfte auch 2013 zunächst unter der Exportschwäche leiden. Die Inlandnachfrage bleibe aber robust und somit werde das Wachstum allmählich steigen, schreibt die OECD am Dienstag in ihrem Ausblick.

Für das laufende Jahr rechnet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 0,8%. 2013 dürfte es 1,1% betragen, wobei besonders das zweite Semester eine Beschleunigung zeigen dürfte. Im darauffolgenden Jahr rechnet die Organisation mit einer deutlichen Beschleunigung auf 2,3%.

Robuste Nachfrage beim Konsum und den Bauinvestitionen
Die aktuelle Exportschwäche führt die OECD auf die weltweite Lage und die Frankenstärke zurück. Die Inlandnachfrage besonders beim Konsum und den Bauinvestitionen zeigt sich indessen robust. Das stützt das Wachstum und mindert den Effekt der aussenwirtschaftlichen Schwäche auf den Arbeitsmarkt.

Ein Deflationsrisiko bleibt gemäss OECD bestehen, da die Kerninflationsrate trotz anziehender Brenn- und Treibstoffpreise weiterhin negativ ist.

Nationalbank stützt
Von der Zinspolitik und den Interventionen der Nationalbank am Devisenmarkt gehe weiterhin ein starker antizyklischer Stützungseffekt aus, konstatiert die OECD. Dennoch bereitet die Frankenstärke den Unternehmen weiterhin Probleme.

Risiken im Immobiliensektor und bei den Grossbanken
Neben der Frankenstärke und einer schwächeren weltweiten Nachfrage ortet die OECD im schweizerischen Immobiliensektor und bei den Grossbanken Risiken. Im Immobilienmarkt drohten zunehmende Ungleichgewichte trotz Anzeichen für eine nachlassende Dynamik. Die Hypothekarkredite und Immobilienpreise würden weiterhin kräftig steigen. Zur Verlangsamung des Kreditwachstums sollten darum Massnahmen ergriffen werden, besonders bei den im Wohnimmobiliensektor stark exponierten Kantonalbanken.

UBS und CS sollen Kapitalpuffer aufstocken
Wegen der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten sollten die verlustabsorbierenden Kapitalpuffer der beiden Grossbanken UBS und CS aufgestockt werden, rät die OECD weiter. Die beiden Banken würden weiterhin einen hohen Fremdkapitalanteil aufweisen.

Stabiler öffentlicher Haushalt verschafft Spielräume
Im öffentlichen Haushalt kam es wegen der reduzierten Ausgaben und der geringeren Zinszahlungen 2012 nicht zur befürchteten Verschlechterung. Nach OECD-Ansicht schafft dies zusammen mit der allgemein starken Situation der öffentlichen Finanzen den nötigen Spielraum bei einer Verschlechterung der Wirtschaftsergebnisse.

Die Beschleunigung im zweiten Semester 2013 dürfte gemäss OECD-Prognose aufgrund der Investitionen und des privaten Konsums zustande kommen. Ein leicht erholter Welthandel dürfte auch die Exporte etwas ankurbeln. Dennoch dürften die Importe wegen der Frankenstärke rascher wachsen als die Ausfuhren. Die Arbeitslosigkeit dürfte indessen allmählich zurückgehen.

Schuldenkrise als weltweite Gefahr
Europas Schuldenkrise bleibt nach Einschätzung der OECD der stärkste Bremsklotz für die globale Konjunktur. Der Euroraum verharrt demnach bis weit ins nächste Jahr in oder nahe der Rezession. Für 2013 sagt die OECD der Eurozone einen Rückgang der Wirtschaftskraft um 0,1% voraus, nach einem Schrumpfen in diesem Jahr von 0,4%. Erst 2014 werde es wieder ein Wachstum von 1,3% geben. Die Sparpakete bremsen bis dahin, der private Konsum wächst.

Im Kampf gegen die Krise fordert die Organisation von den Staats- und Regierungschefs ein anhaltend starkes Engagement. «Das grösste Risiko besteht in unzureichenden Fortschritten der politisch Verantwortlichen bei der Bewältigung der Krise», mahnten die OECD-Experten.

Appell an EZB
Sie forderten auch einen deutlichen Beitrag der Geldpolitik mit sinkenden Leitzinsen und weiteren Konjunkturstützen. Die OECD plädiert ferner für eine Stärkung des Finanzsystems. Die Konjunkturaussichten der Euro-Länder sieht die OECD nüchtern. Deutschland werde erst 2014 mit 1,9% wieder spürbar wachsen. Frankreichs Wirtschaft stagniere im nächsten Jahr noch weitgehend und werde 2014 nur um 1,3% zulegen.

In Spanien, Italien und Portugal werde das Bruttoinlandprodukt 2012 und 2013 weiter schrumpfen und erst 2014 wieder leicht steigen. Für Griechenland erwarten die OECD-Experten auch 2014 einen Rückgang um 1,3%. Die US-Wirtschaft kann 2013 mit einem Wachstum um 2,2 rechnen, im Jahr 2014 mit 2,8%. (awp/mc/pg)

 

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