Der Ärger mit der zurückgeklappten Rückenlehne

Der Ärger mit der zurückgeklappten Rückenlehne

(Foto: andyh12 – Fotolia.com)

Berlin – Es ist eines der grossen Ärgernisse beim Fliegen: Kaum gehen nach dem Start die Anschnallzeichen aus, kippt der Sitz des Vordermanns nach hinten. Ärger ist vorprogrammiert, wenn die eh schon eingeschränkte Bewegungsfreiheit noch kleiner wird. Doch was tun? Die Reisesuchmaschine Skyscanner wollte es genau wissen und befragte 1000 Fluggäste nach ihrer Meinung: Sollte es zeitliche Beschränkungen für das Zurücklehnen geben oder es sogar ganz verboten werden?

Das Resultat ist eindeutig: Neun von zehn Reisenden wünschen sich ein Ende des eingeschränkten Platzes durch den Vordermann. So sprachen sich 91 Prozent der Befragten dafür aus, das Zurückklappen von Sitzen auf Kurzstrecken komplett zu verbieten oder zumindest auf bestimmte Zeiten zu beschränken. Auf Langstreckenflügen sind es immerhin noch 43 Prozent, die festgelegte Zeiten für das Verstellen der Rückenlehne für wünschenswert halten.

Wenn der vermeintliche Komfort zum Ärgernis wird
Obwohl die Beweglichkeit der Sitze eigentlich als Komfort für die Passagiere gedacht ist, zeigt die Umfrage deutlich, dass Fluggäste diese Annehmlichkeit eher störend als nützlich empfinden. Fast ein Drittel der Umfrage-Teilnehmer gibt an, sich durch zurückgelehnte Sitze massgeblich beeinträchtig zu fühlen. Drei Prozent haben sich sogar schon einmal an der Lehne des Vordermanns verletzt.

Entlastung auch für die Crew
Auch für die Crew könnte ein Verbot von zurückstellbaren Sitzen eine willkommene Änderung sein, denn in einer Befragung von Flugbegleitern in Zusammenarbeit mit Cabin Crew kam heraus, dass 60 Prozent bereits Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen Passagieren wurden, die durch das rücksichtslose Zurückklappen der Rückenlehne entstanden ist.

„Auch wenn es objektiv durch eine zurückgestellte Rückenlehne zu keinen Beeinträchtigungen zum Beispiel beim Lesen oder Essen kommt, wird der persönliche Raum fühlbar eingeschränkt“, sagt Psychologe Professor Manfred Schmitt von der Universität Koblenz-Landau. „Man kann als Reisender weder vorhersehen, wann die Rückenlehne schräg gestellt wird, noch kann man es verhindern. Man ist sozusagen der Willkür einer anderen Person ausgesetzt, was für viele Menschen sehr unangenehm ist.“

Fliegende Egoisten
Erschwerend kommt hinzu, dass der Anteil der Egoisten an Bord erschreckend hoch ist: 70 Prozent der Fluggäste gaben an, die Rückenlehen auch dann zurückzuklappen, wenn hinter ihnen eine schwangere Frau sässe. 80 Prozent wäre es egal, ob eine ältere Person den Sitzplatz hinter ihnen belegen würde. Dabei stellte sich die Gruppe von Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren als überwiegend zuvorkommende Charaktere heraus, während die Gruppe der Männer über 35 Jahre eher eine Tendenz zum Egoismus zeigte.

Und welche Lösungsansätze sieht der Psychologe? „Die Sitzposition des Vordermanns kann sich negativ auf das gesamte Flugerlebnis einer Person auswirken, vor allem, wenn dieser besonders rücksichtslos ist“, sagt Professor Schmitt. „Konflikte könnten reduziert werden, indem Fluggäste ihren Hintermann um Erlaubnis bitten würden, sobald sie den Sitz zurückstellen möchten.“ Laut Skycanner-Umfrage hat jedoch ein Drittel der Passagiere zu grosse Angst, dass die Reaktion nicht ihren Wünschen entspricht. Deshalb haben 64 Prozent der Umfrage-Teilnehmer noch nie um Erlaubnis gefragt. „Auch zeitliche Regelungen könnten sinnvoll sein, weil sich Reisende besser auf die zurückgestellte Lehne des Vordermanns einstellen könnten“, ergänzt der Experte. (Skyscanner/mc/pg)

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