Dr. Peter Zurhorst, Geschäftsleiter RenAsset Management (RAM)

Dr. Peter Zurhorst, Geschäftsleiter RenAsset Management (RAM)

Dr. Peter Zurhorst, Geschäftsleiter bei RenAsset Management (RAM)

Von Dieter Haas, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch.

payoff im Gespräch mit Dr. Peter Zurhorst, Geschäftsleiter RenAsset Management (RAM) für Deutschland, Österreich sowie die deutschsprachige Schweiz, über Anlagechancen in Russland im Allgemeinen, allfällige Risiken, die Positionierung des Russian Equity Allocation Fonds, zu erwartende Börsengänge sowie Favoriten für 2014.

payoff: Der russische Aktienmarkt entwickelte sich 2013 wesentlich schwächer im Vergleich zu den Börsen der westlichen Industriestaaten. Worauf führen Sie die schwache Performance zurück?

Dr. Peter Zurhorst: Das lag einerseits am schwachen Wachstum des Bruttoinlandproduktes sowie reduzierten Erwartungen für die kommenden Jahre und andererseits an der langsamen Implementierung struktureller Reformen. Trotz dieser negativen Vorzeichen gab es eine grosse Streuung unter den Aktienrenditen einzelner Titel. Etliche unter ihnen erzielten Zuwächse von über 20%, während manche substanzielle Rückschläge erlitten. Ein solches Umfeld ist ideal für fundamental orientierte Aktienanleger wie wir es sind bei RenAsset Management.

Nach Ihrer Ansicht gibt es mehr Chancen als je zuvor. Weshalb sind Sie so zuversichtlich?

In den vergangenen Jahren hat sich die Tiefe sowie die Diversifikation der russischen Börse markant verbessert, trotz eines herausfordernden makroökonomischen Umfelds, da nur die besten Unternehmen der jeweiligen Branchen neu an der Börse gelistet wurden. Beispielsweise gibt es nun fünf kotierte Technologiekonzerne, die in den Gebieten IT-Outsourcing-Dienstleistungen, Online-Suche, Internethandel, soziale Medien tätig sind. Vor fünf Jahren gab es kein Einziges. Nach unserer Auffassung brachte das verbreiterte Spektrum an der Börse eine Reihe neuer attraktiver Anlagemöglichkeiten, zumal die meisten Konzerne stark wachsen, steigenden Cash-Flow erwirtschaften und in einigen Fällen auch eine ansprechende Rendite aufweisen im Vergleich zu ihrer globalen Konkurrenz.

Welches sind die wesentlichsten Risiken für russische Anlagen?

Nach unserer Ansicht liegen die grössten Gefahren in einem dauerhaft geringen Wirtschaftswachstum, begrenzten strukturellen Reformen und ungenügender politischer Führung speziell bei den Staatsbetrieben. Trotz einer Reihe von Initiativen wie dem Beitritt zur WTO, Annäherung der Berichterstattung an IFRS und Mindestrenditen bei staatlichen Unternehmungen gibt es noch viel zu tun. So sind unvermindert eine Effizienzsteigerung sowie eine Stärkung des strukturellen Wachstums vonnöten, damit Russland ökonomisch einen Gang höher schalten kann.

Können Sie unseren Lesern den von Ihnen gewählten Ansatz für die Selektion des Russian Equity Allocation Fonds beschreiben?

Wir sind fundamental orientierte Anleger mit einem mittelfristigen Anlagehorizont. Wir bevorzugen eigentümergeführte Gesellschaften in kapitaleffizienten Geschäftsfeldern, die über einen längeren Zeitraum ein stabiles Wachstum (Umsatz, Cash-Flow, Gewinn) vorweisen können.

An welchem Benchmark misst sich der Fonds und weshalb?

Wir benützen den MSCI Russia 10/40 als Vergleichsmassstab, da er die besten Voraussetzungen bietet unter den Vorschriften für UCITs Fonds. Das betrifft einerseits die 10%-Limite für Einzelanlagen sowie die 40%-Begrenzung für die kumulierte Summe aller Positionen mit einem Gewicht über 5%.

«Wir sind fundamental orientierte Anleger mit einem mittelfristigen Anlagehorizont.»

Wie sieht die gegenwärtige Sektor-Allokation im Vergleich zu ihrem Benchmark aus?

Der Fonds ist übergewichtet im Konsumgütersektor und nicht im Benchmark enthaltenen Technologiesektor. Von den Gesellschaften dieses Bereichs erwarten wir ein substanzielles Umsatz- und Gewinnwachstum sowie eine steigende Profitabilität, selbst in einem langsam wachsenden ökonomischen Umfeld. Im Versorgungssektor halten wir lediglich geringe Anteile, da wir weiterhin von einem undurchsichtigen regulatorischen Umfeld mit negativen Auswirkungen auf die Erträge ausgehen.

Rechnen Sie mit Going Publics russischer Konzerne in 2014?

Wir erwarten ein IPO im laufenden Jahr von Lenta, der führenden inländischen Supermarkt-Kette, von Metro Russia sowie möglicherweise von Avito, dem grössten russischen Anzeigen-Portal. Ferner dürften wir Aktienplatzierungen sehen von bereits kotierten Global Depository Receipts (GDRs) wie der Aeroflot, und zwar sowohl an der Londoner Börse als auch an derjenigen Moskaus, sofern es die Marktbedingungen gestatten.

Welche drei Titel besitzen das grösste Kursgewinnpotenzial im laufenden Jahr?

Uns gefällt besonders die russische Investmentfirma Mail.Ru sowie Yandex im Technologiesektor. Der Internetdienstleister dürfte trotz des eher geringen BIP-Wachstums kräftig wachsen und besitzt angesichts liquider Mittel von über einer Milliarde das Potenzial für überdurchschnittliche Dividendenausschüttungen. Ausserhalb Russlands sehen wir grosses Potenzial für die Titel des kasachischen Mobilfunkbetreibers KCell (tiefe Bewertung, hoher Cash-Flow und attraktive Dividende).

Herzlichen Dank für das Interview.

Der Gesprächspartner:
Dr. Peter Zurhorst ist seit 2011 für RenAsset Management (RAM) tätig und leitet RAMs Geschäft in Deutschland, Österreich sowie der deutschsprachigen Schweiz vom Standort München aus.

Vor seinem Wechsel zu RAM war Peter Zurhorst seit 2008 bei der Janus Capital Group Inc. als Vertriebsleiter für das institutionelle Geschäft in den deutschsprachigen Ländern Europas verantwortlich. Zudem eröffnete er 2009 das Büro des Unternehmens in München.

Davor war Peter Zurhorst bei Scottish Widows Investment Partnership Leiter für Nordeuropa. Außerdem arbeitete er 13 Jahre in London im Corporate Finance-Bereich, u.a. für Dresdner Kleinwort Wasserstein, UBS und Credit Suisse.

Peter Zurhorst studierte Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (lic. oec. HSG) und war wissenschaftlicher Assistent am Schweizerischen Institut für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen (Dr. oec. HSG).

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