Roche übernimmt US-Biopharmaunternehmen InterMune für 8,3 Mrd USD

Roche-VRP Christoph Franz. (Foto: Roche)

Basel – Der Pharmakonzern Roche erschliesst sich mit der freundlichen Übernahme des US-Biotechnologieunternehmens InterMune ein neues Therapiegebiet im Bereich Atemwegerkrankungen. Auf längere Sicht könnte durch die jüngste Akquisition zudem Actelion Konkurrenz erwachsen.

Roche übernimmt das US-Biotechnologieunternehmen InterMune für 74 USD pro Aktie, was einem Transaktionsvolumen von 8,3 Mrd USD entspricht. Der Preis entspricht einem Aufschlag gegenüber dem Schlusskurs vom 22. August von 38%, wie Roche am Sonntagabend mitteilte. Der Konzern verweist auf eine definitive Vereinbarung, wonach der Zusammenschluss bereits von beiden Verwaltungsräten abgesegnet worden sei.

Das Abkommen sieht vor, dass Roche bis am 29. August ein öffentliches Kaufangebot für alle ausstehenden Aktien von InterMune macht. InterMune wird seinen Aktionären die Annahme des Angebots empfehlen. Roche geht den Angaben zufolge davon aus, dass die Transaktion neutral für die Kerngewinne pro Aktie im nächsten Jahr ist. Ab 2016 sei dann mit einem Beitrag zu rechnen.

«Wir sind sehr froh, dass wir eine Übereinkunft mit InterMune erzielen konnten», lässt sich Roche-CEO Severin Schwab zitieren. Das Angebot offeriere den Aktionären von InterMune einen signifikanten Mehrwert, gleichzeitig profitiere Roche vom Zusammenschluss. Der Basler Konzern geht davon aus, dass die Transaktion noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden kann.

Spezialist für Lungenerkrankungen und PAH
InterMune konzentriert sich vor allem auf die Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung von innovativen Therapien bei pulmonalen und fibrotischen Erkrankungen. Roche verspricht sich vom Zusammenschluss ein breiteres und stärkeres Portfolio im Bereich der Atemwegerkrankungen.

Das wichtigste Medikament von InterMune, Pirfenidon, ist bereits in der EU und Kanada für die Behandlung von idiopathischer Lungenfibrose (IPF) zugelassen. In den USA hat das Medikament Therapiedurchbruchs-Status erhalten und wird derzeit von der Arzneimittelbehörde FDA geprüft. Der angestrebte Entscheidungstermin, der sogenannte PDUFA-Termin, für das Pirfenidon-Zulassungsgesuch ist gemäss Communiqué der 23. November 2014.

IPF ist eine chronisch fortschreitende, irreversible und tödlich verlaufende Erkrankung, die durch eine zunehmende Abnahme der Lungenfunktion infolge einer Fibrose bzw. Vernarbung in der Lunge gekennzeichnet ist.

Gegen Lungenerkrankungen vermarktet Roche bisher Pulmozyme und Xolair in den USA. Es seien weitere neuartige Medikamente für Atemwegerkrankungen in der klinischen Entwicklung, so die Mitteilung weiter.

Spekulationen liessen InterMune-Aktie haussieren
Mitte August dieses Jahres wurden bereits spekuliert, dass Roche, aber auch Actelion an InterMune interessiert sein könnten. Das grösste Interesse wurde damals aber gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg dem französischen Pharmaunternehmen Sanofi zugesagt, darüber hinaus soll auch die britische GlaxoSmithKline interessiert gewesen sein.

Die Aktien von InterMune hatten seinerzeit im Zuge der Übernahmespekulationen deutlich zugelegt. Seit Anfang des Jahres verteuerten sich die InterMune-Titel um gut 280%. Am vergangenen Freitag schlossen die Aktien auf 53,80 USD.

Actelion, der ebenfalls ein Interesse nachgesagt wurde, ist bekanntlich markführend in der Therapie von pulmonaler arterieller Hypertonie (Lungenbluthochdruck) mit den Medikamenten Tracleer und Opsumit. Ein weiteres PAH-Medikament, Selexipag, steht vor der Einreichung von Zulassungsgesuchen. Im Therapiegebiet IPF hat Actelion bisher einige Anstrengungen gemacht, kann aber noch keine Erfolge aufweisen.

Roche-CEO sieht für Intermune-Medikament Esbriet «Milliardenpotenzial»
Das Management des Pharma-Konzerns Roche sieht sehr grosses Potenzial im Medikament Esbriet (Pirfenidon) des US-Biotechnologie-Unternehmens Intermune zur Behandlung von idiopathischer Lungenfibrose (IPF). In einem Interview mit der «Basler Zeitung» (Ausgabe 25.08.) attestiert Roche-CEO Severin Schwan Esbriet «Milliardenpotenzial». «Es wird ein sehr grosses Produkt werden», so der CEO weiter.

Für dieses Jahr erwartet der Roche-CEO, dass Intermune mit Esbriet einen Umsatz von 130 bis 140 Mio USD erzielen wird. Die bisherige Zulassung in (Europa und Kanada) sei auf der Basis von relativ kleinen Studien erfolgt. Die für die US-Registrierung von der Gesundheitsbehörde FDA geforderte grössere Studie habe «hervorragende klinische Daten» gezeigt.

Ein formelles Bieterverfahren habe es um Intermune nicht gegeben, so Schwan weiter. Roche sei mit der strategischen Ausrichtung und dem attraktiven Preis sicher in einer privilegierten Position gewesen. Der Konzern bietet bekanntlich 8,3 Mrd USD für Intermune. Dabei liege der allergrösste Wert im IPF-Produkt. «Esbriet passt hervorragend in unser Portfolio. Wie die Hand in den Handschuh», so der Roche-CEO. Dies beziehe sich nicht nur auf die Forschung und Entwicklung, sondern auch auf die bestehende Infrastruktur.

Mit Blick auf das mögliche Konkurrenzprodukt Bargatef von Boehringer Ingelheim sagte Schwan, dass beide Produkte ihren Platz finden werden. «(…) aber aufgrund der klinischen Daten glauben wir, dass unser Medikament sehr konkurrenzfähig ist und sich entsprechend behaupten wird.» (awp/mc/upd/ps)

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