Sonova übernimmt AudioNova für 830 Mio Euro

Sonova übernimmt AudioNova für 830 Mio Euro

Sonova-CEO Lukas Braunschweiler. (Foto: SMG)

Stäfa – Der Hörsystem-Hersteller Sonova übernimmt das Hörgeräte-Retailunternehmen AudioNova. Sonova zahlt an den derzeitigen Eigentümer, die Investitionsgesellschaft HAL Investments, einen Kaufpreis von 830 Mio EUR in bar. Das entspricht dem 2,3-fachen des Umsatzes von AudioNova. Mit der Übernahme entstehe eines der grössten Retail-Servicenetzwerke für Hörgeräte in Europa mit «attraktiver Marktposition und kritischer Masse», teilte Sonova am Mittwoch mit.

Die Übernahme sei für Sonova eine «einzigartige Möglichkeit», die Aktivitäten im europäischen Retailmarkt für Hörgeräte weiter auszubauen, sagte CEO Lukas Braunschweiler an einer Telefonkonferenz. Die kombinierte Gruppe werde über 2’580 Fachgeschäfte in 12 Ländern und über 3’300 Fachgeschäfte weltweit verfügen.

Beide Unternehmen hätten eine komplementäre Präsenz und er rechne nicht mit Konflikten, sagte Braunschweiler weiter. Zudem passe die «hohe Qualität der Plattform von AudioNova» hervorragend zur Strategie von Sonova. AudioNova sei eine gut geführte Gesellschaft und weise einen soliden Leistungsausweis auf, so Braunschweiler weiter.

Gegen fünf Bieter durchgesetzt
Insgesamt sechs Interessenten, davon drei strategische, hätten seines Wissens um AudioNova geboten, sagte der Sonova-CEO. Die Transaktion unterliegt noch der Genehmigung der Regulierungsbehörden, die in der zweiten Hälfte 2016 erwartet wird. Er sehe aber gute Chancen, dass die Transaktion von der EU-Behörde bereis in der ersten Phase des Bewilligungsverfahrens genehmigt werde, zeigte sich der Sonova-CEO zuversichtlich.

AudioNova betreibt derzeit 1’300 Fachgeschäfte in acht Ländern, für 2016 wird das Unternehmen laut Mitteilung von Sonova voraussichtlich einen Umsatz von ungefähr 360 Mio EUR und eine EBITDA-Marge von rund 16% erzielen. Das Unternehmen sei in den letzten Jahren stark gewachsen und habe sein Vertriebsnetz in den letzten fünf Jahren um rund 30% vergrössert. Vertreten ist AudioNova in acht Ländern: Deutschland, Niederlande, Italien, Belgien, Polen, Dänemark, Frankreich und Portugal.

Derzeit stammten 25% der von AudioNova verkauften Produkte von Sonova, ergänzte Braunschweiler. Ziel sei es in ein bis zwei Jahren, wenn die Verträge mit den anderen Lieferanten von AudioNova auslaufen, die restlichen 75% durch Sonova-Produkte zu ersetzen. Der Brand von AudioNova bleibe bestehen.

Integrationskosten in hohem einstelligen Millionenbereich
Nach anfänglichen Integrationskosten erwartet Sonova «nachhaltige und substanzielle Synergien» aus der Akquisition. «Wir rechnen mit Integrationskosten in einem hohen einstelligen Millionenbetrag», sagte Braunschweiler dazu. Die Transaktion werde ab dem Geschäftsjahr 2017/18 einen positiven Beitrag zum Gewinn pro Aktie leisten. Nach vollständiger Nutzung der Synergien erwartet Braunschweiler einen EPS-Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich.

Synergien sieht der Sonova-CEO bei den Marketingausgaben, bei der Zusammenlegung der Länder-Zentralen und einiger weniger Verkaufsgeschäfte. Dabei habe Sonova konservative Annahmen bezüglich der potenziellen Synergien getroffen, ergänzte der CEO.

Finanziert werden soll die Transaktion mit einer Kombination aus Barmitteln und Fremdkapital, heisst es weiter. Der Verschuldungsgrad (pro forma Nettoschulden/EBITA) nach Abschluss der Transaktion werde rund 1,2x betragen. Gleichzeitig setzt Sonova das am 17. November 2014 angekündigte Aktienrückkaufprogramm per sofort bis auf weiteres aus.

Braunschweiler verteidigte den Kaufpreis. Dieser sei nicht zu hoch gemessen am erwarteten Marktwachstums im mittleren einstelligen Bereich und bisher bezahlten Preisen von 1,6x bis 3x des Umsatzes für kleinere bis mittlere Ketten oder gemessen an der EBITDA-Ratio von Wettbewerbern.

Im Markt wurde die Nachricht positiv aufgenommen. Die Sonova-Aktien schlossen 4,0% fester nur knapp unter dem Tageshoch auf 134,20 CHF, während der Gesamtmarkt (SMI) 1,24% abgab. Analysten begrüssen die Transaktion, erreiche Sonova damit im europäischen Verkaufsmarkt eine kritische Grösse und hole zum Marktführer Amplifon auf. Allerdings zahlen die Gesellschaft dafür auch einen «Premium-Preis», heisst es in einen Analysten-Kommentar. (awp/mc/upd/ps)

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