Unicredit: Riesen-Verlust von 10,6 Milliarden Euro

Unicredit: Riesen-Verlust von 10,6 Milliarden Euro

Unicredit-Chef Federico Ghizzoni.

Mailand – Die italienische Grossbank Unicredit will sich mit radikalen Schritten aus dem Abwärtsstrudel der Schuldenkrise in Europa befreien. Als erste Grossbank Europas kündigte sie am Montag eine umfangreiche Kapitalerhöhung an, um die künftigen Anforderungen bei einer marktgerechten Bewertung der von ihr gehaltenen Staatsanleihen zu erfüllen. Unicredit will sich 7,5 Milliarden Euro frisches Geld besorgen.

Die europäische Bankenaufsicht EBA hatte zuletzt bei der Bank einen Kapitalbedarf von 7,4 Milliarden Euro ausgemacht – den grössten aller italienischen Institute. Die Unicredit-Aktie – kurz vor der Mitteilung vom Handel ausgesetzt – verlor in einem ohnehin schwachen Markt mehr als 8 Prozent an Wert.

5’200 Stellen in Italien gestrichen
Im dritten Quartal schrieb Unicredit einen Riesen-Verlust von 10,6 Milliarden Euro. Das lag vor allem an Abschreibungen auf Beteiligungen in der Ukraine und Kasachstan und Wertberichtigungen von 9,6 Milliarden Euro. Der neue Plan sieht vor, dass die Bank 2013 auf einen Nettogewinn von 3,8 Milliarden Euro kommt, 2015 auf 6,5 Milliarden Euro. Dazu will sie auch risikoreiche Anlagen radikal abbauen. Zudem sind Einsparungen vorgesehen. Die Struktur des Instituts, zudem auch die deutsche HypoVereinsbank gehört, soll vereinfacht werden. Allein in Italien sollen bis 2015 rund 5.200 Stellen wegfallen.

Dritte Kapitalerhöhung seit 2008
Die Unicredit zapft mit der Kapitalerhöhung nun zum dritten Mal seit der Finanzkrise 2008 den Finanzmarkt an. Bei den beiden vorangegangen Schritten hatte die Bank zusammen 7 Milliarden Euro eingenommen. Seitdem ist der Staat Libyen als Grossaktionär mit an Bord. Die neuerliche Kapitalerhöhung soll im Dezember offiziell von den Aktionären beschlossen werden. Unicredit ist vergleichsweise gering in Anleihen der hoch verschuldeten Staaten Griechenland, Irland, Portugal und Spanien investiert. Dagegen macht ihr Krise im Heimatland schwer zu schaffen.

Harte Kernkapitalquote von neun Prozent
Die übrigen Institute in Europa wollen nach eigenem Bekunden die neuen Kapitalanforderungen aus eigener Kraft schaffen. Bis zum 30. Juni müssen sie auf eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent bei einer gleichzeitigen marktgerechten Bewertung ihrer Staatsanleihen kommen. Die Commerzbank will das etwa dadurch schaffen, dass sie sich von Randgeschäften trennt und die Risiken schneller abbaut. Zudem dürfen Teile des Geschäfts vorübergehend keine neuen Kredite ausgeben. (awp/mc/upd/ps)

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