Bell verdient 2016 mehr – Fokus für 2017 auf Integration der Zukäufe

Bell verdient 2016 mehr – Fokus für 2017 auf Integration der Zukäufe
Lorenz Wyss, Vorsitzender der Bell-Gruppenleitung. (Foto: Bell)

Basel – Bell hat im Geschäftsjahr 2016 den Gewinn zwar leicht gesteigert, aber mit Margendruck gekämpft. Im laufenden Jahr sieht sich der Fleischverarbeiter unter starkem Wettbewerbsdruck und ergreift deshalb die Flucht nach vorne. So investiert Bell in der Schweiz in neue Produktionsanlagen, während im Ausland strukturelle Anpassungen erfolgen.

Gewinn leicht erhöht, Marge unter Druck
Trotz Goodwillabschreiber erhöhte Bell den EBIT 2016 um 16% auf 142,1 Mio CHF. Bereinigt um Einmaleffekte beträgt der EBIT knapp 154 Mio CHF. Unter dem Strich resultierte ein um 6% höherer Jahresgewinn von 100,6 Mio CHF, wobei die Reingewinnmarge um 40 Basispunkte auf 3,0% schmolz. Den Aktionären soll eine unveränderte Dividende von 7,00 CHF zukommen. Den Umsatz hatte das Unternehmen bereits Mitte Februar bekanntgegeben. Er stieg vor allem dank Akquisitionen um rund 20% auf 3,39 Mrd CHF.

Zu schaffen machten Bell hohe Einstandspreise. Insbesondere die Verknappung im Bereich Schweinefleisch sei aufgrund der hohen Nachfrage aus China spürbar, erklärte CEO Lorenz Wyss am Donnerstag vor den Medien. Bis die Preise auf die Konsumenten abgewälzt werden können, dauert es jeweils drei bis sechs Monate. Lichtblicke gibt es beim Geflügel. Es bleibe insbesondere im Biobereich Mangelware, wo noch «vernünftige Preise» erzielt werden können.

Harter Wettbewerb, Sorgenkind Frankreich
Um sich im Konkurrenzkampf abzuheben, kaufte Bell diverse Unternehmen zu. Während die Akquisition der Deutschen Hubers-Gruppe insbesondere ein höheres Absatzvolumen bringt, sorgt die kleine Akquisition von Cher-Mignon für regionale Spezialitäten im Sortiment. Mit der Akquise von Geiser wolle man «präziser und kundenfreundlicher auf Gastrokunden eingehen». Schliesslich bringt Eisberg wichtige Marktanteile bei den Salaten.

Trotz sehr schwierigen Bedingungen in Frankreich, wo die Ertragslage «ungenügend» sei, hält Bell vorerst an den dortigen sechs Gesellschaften fest. Man unternehme alles, um die Einheiten auf Erfolgskurs zu trimmen, sagte Wyss. Das sei man den Leuten vor Ort und den Aktionären schuldig. Bell strafft die Sortimente, konzentriert sich auf gefragte Produkte. Zudem soll das dortige Exportgeschäft intensiviert werden. Mehrwert könne man im Bereich Rohschinken schaffen.

Ausgebaut wird zudem die Produktion von Rohschinken in Spanien, wo Anfangs Mai der Spatenstich für eine neue Produktionsanlage erfolgen wird. Das soll die Qualität im eigenen Haus sichern, so Wyss. Zudem könne dieses Produkt kaum von deutschen Billiganbietern kopiert werden.

Investitionsoffensive in der Schweiz
In der Schweiz wird Bell die Rindfleischverarbeitung in Oensingen konzentrieren. Die bisherigen Schlachtbetriebe seien an ihre Kapazitätsgrenzen gestossen, erklärte das Management. Deshalb investiert das Unternehmen zwischen 2017 und 2023 rund 500 Mio CHF in modernere und grössere Anlagen.

Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels im Inland, muss Bell intensiviert in automatisierte Abläufe investieren, insbesondere auch, um der Billig-Konkurrenz im Ausland Paroli bieten zu können. Robotik, Digitalisierung und Vernetzung der Geräte seien ein grosses Thema. Einfache Tätigkeiten u.a. im Bereich der Verpackung können schon heute von Robotern übernommen werden.

Bilanz bleibt «solid»
Trotz zahlreicher Akquisitionen betrachtet CFO Marco Tschanz Bell mit einer Eigenkapitalquote von 43,1% als «solide» finanziert. Im vergangenen Jahr hat das Basler Unternehmen 300 Mio CHF am Kapitalmarkt aufgenommen. Dies erhöhe den Zinsaufwand vorübergehend etwas, allerdings nur bis 2018 eine früher emittierte Anleihe mit höherem Coupon zurückgezahlt wird.

Die Marktteilnehmer konnten die heute präsentierten Zahlen des Fleischproduzenten nur schwer verdauen. Die Aktie verliert bis am späteren Nachmittag 6,9%. (awp/mc/upd/ps)

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