Greenpeace testet Textilien von Adidas & Co.

Greenpeace testet Textilien von Adidas & Co.

Greenpeace fordert auch Adidas zum Einlenken auf.

Zürich – Neuste Greenpeace-Untersuchungen von Sport- und Freizeitbekleidung von Adidas & Co zeigen: Die meisten der weltweit getesteten Marken-Textilien enthalten Rückstände der giftigen Chemikaliengruppe Nonylphenolethoxylate (NPE).

In 52 von 78 Produkten (zwei Drittel) haben unabhängige Laboratorien im Auftrag von Greenpeace NPE nachgewiesen. Fünf belastete Artikel der Marken Adidas, Nike, Puma, H&M und Calvin Klein stammen aus Schweizer Läden. Greenpeace fordert die Textilindustrie auf, alle gefährlichen Chemikalien aus der Produktion zu verbannen. Puma und Nike haben bereits reagiert und versprochen, die Greenpeace-Forderungen zu erfüllen – Adidas schaltet laut Greenpeace immer noch auf stur.

Schädlich für Wasserlebewesen
Das aus NPE entstehende Nonylphenol ist ein Hormongift und kann bereits in niedrigen Konzentrationen für Wasserlebewesen schädlich sein. Für Verbraucher haben die untersuchten Artikel wohl keine unmittelbar gesundheitsschädigende Auswirkung, über die langfristigen Beeinträchtigungen ist jedoch wenig bekannt.

Auch Schweizer Gewässer belastet
«Die Textilindustrie produziert ein globales Umwelt- und Gesundheitsproblem», sagt Matthias Wüthrich, Chemieexperte von Greenpeace. «Nonylphenolhaltige Abwasser belasten das Trinkwasser von Millionen Menschen in Herstellungsländern wie China. Obwohl in der Schweiz der Einsatz dieser Chemikalie weitgehend verboten ist, wird auch hier Nonylphenol durch das Waschen von Importtextilien freigesetzt – das Hormongift belastet Gewässer und Menschen auch in der Schweiz.»

27’000 mg Nonylphenol pro Kilo auf den Philippinen
Textilfabriken in Billiglohnländern produzieren 90 Prozent der weltweit verkauften Bekleidung – häufig unter ungenügenden Umweltauflagen, so Greenpeace. NPE werden unter anderem als Oberflächenspannung verändernde Tenside in Waschmitteln verwendet. Sie gelangen als Nonylphenol in den Textil- und Wasserkreislauf und reichern sich in der Nahrungskette an. Die hormonell wirksame Substanz erreicht so auch den menschlichen Organismus. In der Schweiz dürfen gemäss EU-Recht Import-Textilien 0,1 Prozent – dies entspricht 1000mg pro Kilo – Nonylphenol enthalten. Die Verunreinigungen in der Schweiz belaufen sich in den untersuchten Textilien auf 1.1 bis 160mg pro Kilo. Ein auf den Philippinen hergestelltes und verkauftes Converse T-Shirt wies im Greenpeace-Test jedoch 27’000mg Nonylphenol auf.

Fahrlässige Verwendung giftiger Chemikalien
«Jede belastete Probe beweist die fahrlässige Verwendung der giftigen Chemikalien im Produktionsprozess», sagt Wüthrich. «Verbraucher können dies im Laden jedoch nicht erkennen. Textilunternehmen wie Adidas & Co. müssen deshalb eine vollständige Deklaration ihrer Schadstoffe vorlegen und Risiko-Chemikalien durch ungefährliche Alternativen ersetzen.»

Weil Puma und Nike bereits eingelenkt haben, hat Greenpeace eine Cyberaktion gestartet, um auch Adidas zum «Entgiften» gemäss ihrem Slogan zu bewegen: «Impossible is nothing  – Adidas Detox!».

Zur Untersuchung
Die Greenpeace-Untersuchung gilt als die bisher umfangreichste Beprobung von Textilien auf Nonylphenol. Sie basiert auf 78 Sport- und Freizeitbekleidungsartikel der Marken Abercrombie & Fitch, Adidas, Calvin Klein, Converse, GAP, G-Star RAW, H&M, Kappa, Lacoste, Li Ning, Nike, Puma, Ralph Lauren, Uniqlo und Youngor, die in 18 Ländern von Südamerika, Europa bis Asien im Detailhandel gekauft wurden. Die vollständigen Analysen finden sich in der heute in Peking veröffentlichten Studie «Schmutzige Wäsche 2». Der erste Teil der umfassenden  Studie wurde am 13. Juli 2011 veröffentlicht. Darin belegt Greenpeace die Gewässerverschmutzung durch chinesische Textilfabriken, die für diese Marken produzieren. Auch hier wurde – neben weiteren gefährlichen Chemikalien – eine Verschmutzung durch Nonylphenol festgestellt. (Greenpeace/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert