Solarunternehmen profitieren von Fukushima-Krise

Solarunternehmen profitieren von Fukushima-Krise

Bern – Die Atomkrise rund um Fukushima hat in der Schweiz das Interesse an Solar- und Photovoltaikanlagen gesteigert. Stärkere Umsatzzahlen erwarten Anbieter jedoch erst für den Herbst. Die guten Aussichten im Solargeschäft locken zudem Betriebe aus anderen Branchen an. Mehr Kundenberatungen, mehr Offertstellungen und mehr Projekte in Bearbeitung nach Fukushima:

Dies ist der Grundtenor von Schweizer Unternehmen, die Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung und Heizung oder Photovoltaikanlagen (Solarstromanlagen) zur Stromerzeugung planen und beim Endkunden auch direkt installieren. «Fukushima hat uns in der Tat Rückenwind verschafft», heisst es bei Holinger Solar im Baselbiet. «Viele neue Kunden seien in den Laden gekommen um sich zu erkundigen, welche Möglichkeiten Solarenergie biete», erklärt der Chef Heinrich Holinger. Sein Unternehmen führe meist Projekte von kleiner und mittlerer Grössenordnung durch und bringe zum Beispiel Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern an. «Bei uns ist die Nachfrage massiv gestiegen», sagt auch Peter Keller, Geschäftsführer der auf Planung und Installation von Photovoltaikanlagen spezialisierten Firma Solventure in Wettingen. Nach Fukushima sei das Bedürfnis der Kunden spürbar, an ihrer Energienutzung etwas ändern zu wollen.

Langer Lieferprozess
Wie Keller ausführt, werde sich die erhöhte Nachfrage aber erst im Herbst in den Absatzzahlen niederschlagen. Grund dafür sei die relativ lange Prozessdauer von der Beratung, Offertstellung und getätigten Kundenbestellung bis zur effektiven Lieferung und Installation einer Photovoltaikanlage. Insgesamt vergehe vom Anfang bis Ende jeweils bis zu ein halbes Jahr. Ähnlich sieht es bei der Firma SolarOne im luzernischen Inwil aus: «Das Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energien ist in den Köpfen der Kunden präsenter», sagt ein Mitarbeiter. «Mit mehr installierten Anlagen rechnen wir jedoch erst im Spätjahr 2011.»

Mehr Projekte in der Pipeline
Und Richard Durot, Geschäftsführer des Ingenieurbüro Zagsolar, das Planung, Projektierung und Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen anbietet, sagt: «Es sind mehr Vorabklärungen in Gange, mehr Projekte in der Pipeline und mehr Anlagen geplant. Auf die Geschäftszahlen auswirken wird sich dies aber erst in ein paar Monaten.» Von einem gestiegenen Beratungsaufwand, der sich noch nicht in den Umsatzzahlen bemerkbar gemacht hat, spricht auch Simon Müller, Verkaufsleiter bei der seit über 30 Jahren in der Branche tätigen Soltop Schuppisser AG. Dazu betont er: «Wenn die Leute einfach ins Geschäft hereinkommen und mit einer Solaranlage wieder rausmarschieren könnten, wäre die Sache viel einfacher.»

Unternehmen satteln um
Matthias Leuenberger von Swissolar, dem Schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie, stellt ein zunehmendes Interesse an Solarenergie in der breiten Bevölkerung fest. Zudem zögen immer mehr Unternehmen aus anderen Branchen in Erwägung, mit der Installation von Solar- und Photovoltaikanlagen neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Es handle sich dabei vor allem um kleine und mittlere Unternehmen, die bereits in verwandten Gebieten tätig seien, so etwa im Metallbau, in der Dachdeckerei, in der Heizungs- oder Elektrotechnik.

Dachdecker lassen sich weiterbilden

«Dachdecker besuchen Ausbildungsmodule zum Thema, Heizungstechniker integrieren Solarwärme bei Heizungsinstallationen, Elektroinstallateure und Metallbauer interessieren sich für die Nutzung von Sonnenenergie zur Stromerzeugung und bilden sich in Photovoltaik weiter», sagt Leuenberger. Zum Beispiel im Metallbau bestünden viele Einbindungsmöglichkeiten von Solartechnologien. So etwa bei Photovoltaik-Laminaten, Metall- und Glasdächern, Wintergärten, High-Tech-Energiefassaden, Geländern oder Brüstungen.

Innovative Metallbauer
Um Metallbauunternehmen in diesen Wandelbestrebungen zu unterstützen, bietet der Arbeitgeberverband Schweizerische Metall-Union (SMU) seit zwei Jahren Solar-Schulungen für Metallbauer an. «Das Thema Solarenergie stösst auf immer grösseres Interesse», bemerkt Umberto Colicchio, Leiter der Abteilung Metallbau bei der SMU. An der Solar-Schulung im vergangenen März hätten 65 Personen teilgenommen, für die nächste Veranstaltung im September seien bereits über 100 Anmeldungen eingegangen, so Colicchio. Ralph Werthmüller von der Schnetzler Metallbau AG hat an einer dieser Schulungen von seinen Erfahrungen mit der Solartechnologie erzählt. Seine Firma habe bereits mehrere Solarprojekte realisiert und möchte aufgrund der positiven Ergebnisse andere Unternehmen zum Einstieg in die Branche ermuntern, erklärt der Metallbautechniker.

Praktisch vollständig vorhandene Infrastruktur

Bei einem Metallbauunternehmen sei beinahe die ganze Infrastruktur dafür vorhanden: Planungsbüro, Transporter, Montagewerkzeuge, Maschinen und Fahrzeuge. Da Metallbauer in der Planungsphase eines Gebäudes eng mit den Architekten zusammenarbeiteten, könnten sie dort ihre Ideen zur Nutzung von Solartechnologie ideal einbringen. (awp/mc/ps)

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