EY: US-Unternehmen dominieren die Weltbörsen

EY: US-Unternehmen dominieren die Weltbörsen
Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner EY Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Die Ereignisse und Entwicklungen des Jahres 2022 zeigen Folgen an den weltweiten Kapitalmärkten. Insgesamt sanken die Bewertungen der börsenkotierten Unternehmen deutlich. Die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt verloren im Jahresverlauf insgesamt 7,2 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung. Der kumulierte Kapitalisierungswert der Top 100 sank um 20 Prozent auf rund 28,6 Billionen US-Dollar. Bemerkenswert ist, dass die Sektoren «Konsumgüter» und «Technologie» dabei besonders stark an Substanz eingebüsst haben. Der Börsenwert von Konsumgüterherstellern und Technologieunternehmen sank um 29, beziehungsweise 27 Prozent.

Währenddessen konnten Unternehmen aus den Sektoren «Energie» und «Industrie» gegen Ende des Jahres am stärksten zulegen. Neu schaffen es acht, beziehungsweise neun Unternehmen aus den beiden Sektoren unter die Top 100; im letzten Jahr waren es noch jeweils fünf.

Das sind die Ergebnisse einer Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY, welche die Marktkapitalisierung der am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit halbjährlich untersucht. Stichtag für die vorliegende Analyse ist der 27. Dezember 2022 nach Börsenschluss.

US-Unternehmen dominieren weiterhin
An den internationalen Börsen behaupten die Unternehmen aus den USA auch dieses Jahr ihre Vormachtstellung. 61 US-amerikanische Konzerne gehören Ende 2022 zu den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt (Vorjahr: 62). Noch deutlicher wird die Dominanz von US-Unternehmen beim Blick auf die Top 10: Von den zehn wertvollsten Unternehmen der Welt stammen neun aus den USA. Wertvollstes Unternehmen der Welt ist Apple mit einem Börsenwert von 2,1 Billionen US-Dollar. Neu auf Rang zwei liegt Saudi Aramco und ist damit das einzige Unternehmen in den Top 10, das seinen Sitz nicht in den USA hat. Der Erdölkonzern aus Saudi-Arabien wird mit 1,9 Billionen US-Dollar bewertet und verdrängt damit Microsoft (1,8 Billionen US-Dollar) und die Google-Muttergesellschaft Alphabet (1,1 Billionen US-Dollar) auf die Ränge drei und vier. Auf den weiteren Rängen liegen die US-Unternehmen Amazon (847 Milliarden US-Dollar), Berkshire Hathaway (674 Milliarden US-Dollar) und UnitedHealth (497 Milliarden US-Dollar).

Technologieunternehmen unter Druck
Generell haben die Technologieunternehmen an Terrain verloren. So ist die Branche Ende 2022 noch mit 21 Unternehmen gegenüber 28 Gesellschaften vor Jahresfrist in den Top 100 vertreten, und die verbleibenden Unternehmen haben zum Teil deutlich an Wert und damit an Rängen verloren. Allein die Top US-Konzerne Tesla, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon, die alle zu den Top-10 gehören, verloren zusammen knapp 4,6 Billionen US-Dollar an Wert.

«Der starke Anstieg der Zinsen, die Inflation, der Krieg in der Ukraine, die Lieferkettenprobleme und die weltweit steigenden Energiepreise – all diese Entwicklungen haben deutliche Spuren an den Weltbörsen hinterlassen. Viele Technologieunternehmen hatten in der Pandemie massiv an Wert gewonnen und sind nun mit einem deutlich anspruchsvolleren wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert» stellt Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner von EY in der Schweiz, fest. Dementsprechend gerieten zuletzt vor allem hoch bewertete Wachstumsunternehmen unter Druck.

Schweiz weltweit auf Rang 5 – 12 Schweizer Konzerne unter den Top 500
Die Schweiz ist weiterhin mit den drei gewohnten Namen in den Top 100 vertreten – Nestlé liegt auf Rang 23 (Börsenwert 321,2 Milliarden US-Dollar), Roche auf Rang 32 (261,6 Milliarden US-Dollar) und Novartis schafft es mit einem Wert von rund 196,3 Milliarden US-Dollar auf Rang 45. Damit reiht sich die Schweiz im Länderranking auf dem fünften Platz ein.

«Die langjährig stabile Präsenz von Schweizer Unternehmen in der Top 100 Rangliste ist ein positives Zeichen dafür, dass die Schweiz im internationalen Kontext nach wie vor erfolgreich wirtschaftet und als relativ kleines Land eine bedeutende Rolle in der europäischen und globalen Wirtschaft spielt», sagt Stefan Rösch-Rütsche.

In die Top 300 schaffen es insgesamt neun Schweizer Unternehmen. Neben Nestlé, Roche und Novartis sind das: Chubb Limited (Rang 144), Glencore (153), Richemont (182), Zurich Insurance (190), UBS (238) und ABB (246). Mit Blick auf die Top 500 der wertvollsten Unternehmen der Welt sind insgesamt 12 Schweizer Unternehmen zu nennen. Zu diesen gehören zusätzlich: Sika (Rang 445), TE Connectivity (461) und Lonza (462).

Europas Bedeutung an Kapitalmärkten nimmt weiter ab
Europäische Unternehmen schaffen es derzeit nicht unter die weltweiten Top 10. Und von den 100 wertvollsten Unternehmen haben nur 15 ihren Hauptsitz in Europa, 19 stammen aus Asien. Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen ist seit Jahren rückläufig, und auch das vergangene Jahr brachte keine Trendwende. Vor der Finanzkrise – Ende 2007 – kamen noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa.

Das wertvollste europäische Unternehmen ist aktuell der französische Luxuskonzern LVMH auf Rang 15. Neben LVMH rangieren vier weitere Unternehmen aus Frankreich unter den Top 100: L’Oréal (Rang 49), Hermès (Rang 58), TotalEnergies (Rang 62) und Christian Dior (Rang 84). Deutschland ist zum Jahresende 2022 nicht im Top-100-Ranking vertreten. Der höchstbewertete deutsche Konzern ist der Software-Anbieter SAP, der mit einem Börsenwert von 121 Milliarden US-Dollar auf Rang 106 liegt. Grossbritannien schafft es mit vier Unternehmen in die weltweiten Top 100: AstraZeneca (Rang 41), Shell (Rang 44), Linde (Rang 59) und Unilever (Rang 91).

Stefan Rösch-Rütsche sagt dazu, dass viele europäische Unternehmen sich mit ihren Geschäftsmodellen inmitten tiefgreifender Transformationsprozesse befinden, nur wenige europäische Jungunternehmen es an die Weltspitze schaffen würden. «Das ist gerade in den USA anders, auch weil dort die Finanzierungssituation nicht zuletzt für junge Unternehmen deutlich besser ist», sagt Rösch-Rütsche. Der Kapitalmarkt in Europa sei nach wie vor stark fragmentiert, während es in den USA ein breiteres Angebot an günstigen und flexiblen Finanzierungsquellen gebe. (EY/mc)

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