Finanzmärkte atmen nach Zypern-Einigung auf

Finanzmärkte atmen nach Zypern-Einigung auf

Ein Staatsbankrott Zyperns ist im letzten Moment verhindert worden. (Foto: Schulz-Design – Fotolia.com)

Frankfurt am Main – Zypern ist vorerst vor der Pleite gerettet, die Finanzmärkte atmen auf. In der Nacht zum Montag hatten die internationalen Kreditgeber nach zähem Verhandlungsmarathon doch noch ein Hilfspaket für die Regierung in Nikosia auf den Weg gebracht. Anleger reagierten erleichtert: Der Euro konnte spürbar zulegen, die Börsen verbuchten deutliche Gewinne. Insgesamt halte sich die Freude jedoch in Grenzen, sagten Händler. «Die überwiegende Mehrzahl der Marktteilnehmer hatte bereits im Vorfeld auf eine Lösung gesetzt», erklärte Commerzbank-Experte Lutz Karpowitz.

Der Euro startete am Montag zwar mit deutlichen Gewinnen, fiel aber rasch wieder zurück. Am Morgen stieg die Gemeinschaftswährung zunächst bis auf 1,3048 US-Dollar. Vor Bekanntgabe der Zypern-Einigung hatte sie in der Nacht noch fast einen halben Cent tiefer notiert. Zuletzt gab der Euro seine Gewinne jedoch wieder nahezu komplett ab und wurde knapp unter der Marke von 1,30 Dollar notiert. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sieht Zypern nach der Rettung vor harten Zeiten: «Nun beginnt das, was bereits Irland, Portugal und Griechenland schmerzlich haben erfahren müssen: jahrelanges Sparen mit tiefen Einschnitten.» Die Rezession habe gerade erst begonnen. «Euphorie ist deshalb fehl am Platze.»

SMI legt um 0,50% zu
An den Börsenplätzen sorgte die Zypern-Einigung zunächst für zum Teil deutliche Kursgewinne. Die Aktienmärkte Asiens waren die ersten Handelsplätze, die auf die Nachrichten reagieren konnten. Der Nikkei-225-Index in Tokio etwa schloss um mehr als eineinhalb Prozent höher. Die asiatischen Märkte gaben damit einen freundlichen Ton für die europäische Markteröffnung vor: Der EuroStoxx 50 zog im frühen Handel um 1,28 Prozent an. Zu den gefragtesten Branchen in Europa zählten Bankenwerte. Das passt laut Händlerin Sarah Brylewski von Gekko Markets ins Bild.: «Bisher waren Banken stets vorne dabei, wenn ein Rettungspaket zuvor beschlossen wurde.»

Unter den europäischen Indizes gewann der in der Vorwoche schwächere EuroStoxx 50 bis zum Mittag 1,47 Prozent und kletterte auf 2.721,22 Punkte. Der Swiss Market Index (SMI) notierte nach dem Vorwochenminus von 1,5% am Montag um 12.05 Uhr 0,65% höher bei 7’794,36 Punkten. Auch an den Börsen in Paris und London stiegen die Kurse. Für die Wall Street zeichnete sich zuletzt ebenfalls eine positive Eröffnung ab.

Deutsche Anleihen leicht unter Druck
An den Anleihemärkten gerieten sichere Anlagen, insbesondere deutsche Schuldtitel, moderat unter Druck. Riskantere Papiere profitierten hingegen. Die deutlichsten Kursgewinne verbuchten zehnjährige Staatsanleihen Griechenlands, das wirtschaftlich wie finanziell eng mit Zypern verbunden ist. Anleihen der Krisenländer Italien und Spanien erhielten moderaten Zulauf. Im Gegenzug sank ihr Risikoaufschlag zu Bundesanleihen, die wegen der hohen Bonität Deutschlands als wichtigster Massstab im Euroraum gelten.

Versicherungen gegen eine Staatspleite Zyperns (Credit Default Swaps, CDS) kosteten zu Wochenbeginn etwas weniger, allerdings immer noch mehr als vor dem Rettungsfiasko von vergangener Woche. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) Gold, das als Absicherung gegen krisenhafte Entwicklungen gilt, lag mit 1.605 US-Dollar oder 1.235 Euro leicht im Minus. An den Devisenmärkten waren «sichere Häfen» wie der Schweizer Franken oder der japanische Yen etwas weniger stark gefragt.

Experte: neues Hilfspaket besser als «Plan A»
Das letztendlich beschlossene Rettungspaket ist nach Einschätzung der Berenberg Bank wesentlich besser als der erste Hilfsplan, der vom zyprischen Parlament abgelehnt worden war. Die Lösung, die am Ende den Zuschlag erhalten hat, trenne die Restrukturierung des Bankensektors von den staatlichen Finanzen und schone Kleinsparer, heisst es in einer am Montag veröffentlichten Analyse von Volkswirt Christian Schulz.

Allerdings berge der Stützungsplan für die Banken einige neue, potenziell gefährliche Massnahmen, vor allem die Einbeziehung von Einlegern und vorrangigen Anleihehaltern. «Doch Zypern ist ein spezieller Fall», so Schulz mit Blick auf Ansteckungsgefahren im Euroraum. Positiv hebt er die Zusage hervor, Bankeinlagen bis zu 100.000 Euro auch bei Pleiten von Instituten zu schützen. (awp/mc/ps)

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