Royal Bank of Scotland stürzt wieder ab

Royal Bank of Scotland stürzt wieder ab

RBS-CEO Stephen Hester.

London – Die verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) kommt nicht aus der Krise heraus. Wegen hoher Griechenland-Abschreibungen und Rückstellungen für Schadensersatzansprüche von falsch beratenen Kunden rutschte das Institut im ersten Halbjahr wieder tief in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,4 Milliarden Pfund. Das war mehr als doppelt so viel wie von Analysten erwartet. Im ersten Halbjahr 2010 hatte das Institut noch einen Mini-Gewinn von 9 Millionen Pfund erzielt.

Die Aktie brach zum Handelsauftakt mehr als 20 Prozent ein, erholte sich dann aber und notierte nach einer Handelsstunde noch mit knapp 9 Prozent im Minus. Den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen korrigierte die RBS um 733 Millionen Pfund unten. Das ist die höchste Belastung aller grossen europäischen Banken, die bislang über Abschreibungen auf ihre Griechenland-Papiere berichtet haben. RBS ist durch die Übernahme der niederländischen Grossbank ABN Amro in Besitz der Papiere gekommen. Vorstandschef Stephen Hester betonte, dass sein Unternehmen dagegen in Staatsanleihen von Portugal und Irland kaum engagiert sei.

Griechenland-Bestände noch nicht berücksichtigt
In ihre Bilanz hat die Bank noch nicht die Auswirkungen des von der EU geschnürten Rettungspakets für Griechenland aufgenommen. Die europäische Finanzbranche will im ersten Schritt rund 50 Milliarden Euro dazu beitragen, in dem sie griechische Staatsanleihen in neue Papiere mit längeren Laufzeiten tauscht und dafür Abschläge in Kauf nimmt. Diese belaufen sich auf 21 Prozent. Sollte dies so umgesetzt werden, wäre das für die RBS positiv. Die Bank rechnet in diesem Fall damit, den Wert ihrer Griechenland-Bestände um 255 Millionen Pfund nach oben korrigieren zu können.

Deutsche Bank legt vorsorglich 155 Mio Euro auf die Seite

Auch die Deutsche Bank hatte in ihre Quartalszahlen die Auswirkungen der Griechenland-Rettung noch nicht aufgenommen, aber vorsorglich 155 Millionen Euro Wertberichtigungen vorgenommen. Einige Experten gehen davon aus, dass der deutsche Branchenprimus bei einer Beteiligung an der Griechenland-Rettung seine Bestände ebenfalls aufwerten kann. Die französischen Banken BNP Paribas und Societe Generale hatten in dieser Woche 534 Millionen Euro beziehungsweise 395 Millionen Euro auf ihre griechischen Anleihen abgeschrieben, die Deutsche Postbank 168 Millionen und die italienische Unicredit 105 Millionen. Bei der Commerzbank , die am Mittwoch Zahlen vorlegt, rechnen Analysten mit Abschreibungen von gut 600 Millionen Euro.

Hohe Schadensersatzforderungen
RBS musste zudem 850 Millionen Pfund beiseitelegen, um Schadensersatzforderungen von Kunden zahlen zu können, die bei Kreditausfallversicherungen falsch beraten wurden. Mit den sogenannten Payment Protection Insurances (PPI) sollten sich Kreditnehmer für den Fall absichern, dass sie bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit ihre Hypotheken und Kreditkartenrechnungen nicht mehr bezahlen könnten. Verbraucherschützer warfen den Banken vor, sie hätten den Kunden die Policen aufgedrängt. Im April hatten die Banken einen entsprechenden Prozess verloren. Nun kommen praktisch auf alle Grossbanken mit Privatkundengeschäft in Grossbritannien hohe Entschädigungszahlungen zu.

Grosse Verliererin der Finanzkrise
Die RBS zählt weltweit zu den grössten Verlierern der Finanzkrise. Sie hatte in den Jahren 2008 bis 2010 einen Verlust von rund 29 Milliarden Pfund angehäuft und musste verstaatlicht werden. Zudem sichert der Staat Risiken der von der Bank gehaltenen Wertpapiere ab. Diese Absicherung kostete im ersten Halbjahr weitere 637 Millionen Pfund. Ausserdem belasteten erneut hohe Aufwendungen für faule Kredite. Operativ sieht RBS-Chef Stephen Hester trotzdem Fortschritte für sein Haus, das derzeit zu 82 Prozent dem Staat gehört. «Das Kerngeschäft zeigt sich in einem herausfordernden Marktumfeld robust», sagte er am Freitag in London. Zudem seien die Risiken weiter gesenkt worden. Er warnte aber zugleich, dass die Erholung noch dauern werde: «Es gibt keine Abkürzung zu unseren Zielen.» (awp/mc/upd/ps)

Royal Bank of Scotland (RBS)

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