Vorsicht bei staatsegenen Unternemen in Schwellenländern

Vorsicht bei staatsegenen Unternemen in Schwellenländern

Matthew Vaight (l.) und Michael Godfrey, Co-Fondsmanager des M&G Global Emerging Markets Fund und des M&G Asian Fund. (Bild: M&G)

London – Investoren, die in den Schwellenländern nach Anlagechancen suchen, sollten Aspekte der Corporate Governance beachten, sagen Michael Godfrey und Matthew Vaight, Co-Fondsmanager des M&G Global Emerging Markets Fund und des M&G Asian Fund. Das Ausmass der staatlichen Einflussnahme auf Unternehmen zeigt den Spielraum, den diese noch haben, die Interessen der Aktionäre zu berücksichtigen. „In Märkten mit einem hohen Mass an staatlicher Beteiligung haben wir es häufig mit Überinvestitionen und einem vergleichsweise weniger effizienten Unternehmenssektor zu tun. Dies spiegelt sich in nur moderaten Renditen auf das investierte Kapital wider“, sagt Vaight.

China ist dafür ein gutes Beispiel: Der MSCI China-Index setzt sich überwiegend aus ausgelagerten oder abgespaltenen Tochtergesellschaften grosser staatlicher Unternehmen zusammen, an denen der Staat eine Mehrheitsbeteiligung hält. (1) In China dominieren staatseigene Firmen eine Vielzahl von Industriezweigen – vom Ölsektor bis zur Bankenbranche. Doch auch in vielen anderen Schwellenländern wie Russland und Brasilien stellen staatliche Beteiligungen ein Problem dar. „Die staatseigenen Unternehmen besitzen eine enorme kollektive Macht in den Schwellenländern. 28 der 100 grössten Schwellenländerfirmen sind Staatsunternehmen. (2) Dadurch erhöhen die Regierungen ihren Einfluss auf Wirtschaftssektoren, die sie als strategisch wichtig einstufen, wie das Bankwesen und den Energiesektor“, erläutert Godfrey.

Zurückhaltung bei Investitionen in chinesische Finanzunternehmen 
In China haben Banken oft ein einfaches, aber attraktives Geschäftsmodell und agieren zudem an wachsenden, bisher kaum gesättigten Märkten. Allerdings mischt sich der Staat stark in ihre Geschäftsstrategie ein. Als nach dem Ausbruch der Finanzkrise das Weltwirtschaftswachstum zum Stillstand kam, öffnete die chinesische Regierung die Kreditschleusen der staatlichen Banken. So sollte die Konjunktur angekurbelt, die Beschäftigung gefördert und die soziale Stabilität gesichert werden. Die Folge: 2009 stieg die Kreditvergabe beträchtlich. (3) „Wenn selbst der Vorstand einer Bank kaum Einfluss auf die Strategie und die Struktur des Kreditportfolios seines Instituts hat, dann ist es für einen Anleger sehr schwierig, den Zukunftsprognosen dieser Firma zu vertrauen“, sagt Vaight. Daher ist der M&G Global Emerging Markets Fund bisher in kein chinesisches Finanzunternehmen investiert gewesen.

Darüber hinaus werden chinesische staatseigene Unternehmen von den staatlichen Banken tendenziell bevorzugt. Dies erzeugt künstlich niedrige Kapitalkosten, was diesen Firmen gegenüber dem Privatsektor einen enormen Vorteil verschafft. Trotz dieser Privilegien sind staatseigene Unternehmen häufig weniger profitabel als unabhängige, private Firmen. Untersuchungen der Universität Hongkong ergaben, dass die Eigenkapitalrendite bei nicht börsennotierten Unternehmen im Durchschnitt 10% höher ist als die 4%-ige Rendite von Firmen, die der Staat teilweise oder vollständig besitzt. (4)

Interessenkonflikt 
„Schwellenländer-Investoren sollte bewusst sein, dass eine staatliche Unternehmensbeteiligung einen Interessenkonflikt zwischen der Regierung als Mehrheitsaktionär und den Minderheitsaktionären hervorruft. Strengere Corporate Governance-Standards und einen effizienteren Einsatz des Anlegerkapitals bei den Erträgen eines Unternehmens könnten strukturelle Verbesserungen erzielen. Dies nützt auch dem Aktionär – und genau danach halten wir Ausschau“, sagt Godfrey.

Aktuell dominieren staatseigene Unternehmen den chinesischen Markt. Die Zahl unabhängiger und gut geführter Unternehmen steigt jedoch. Diese können vor allem von der konjunkturellen Entwicklung profitieren. So setzen Godfrey und Vaight beispielsweise auf das führende chinesische Industriegas-Unternehmen Yingde Gases. Ein weiteres Beispiel: Der Hersteller von Medizintechnik Mindray Medical. „Mindray Medical zeigt einen ermutigenden Trend, den wir zurzeit in China beobachten. Unternehmen investieren in Forschung und Entwicklung sowie in ihr Markenimage, um für Aktionäre einen Mehrwert zu schaffen. Dank seines Innovationsvorsprungs sowie der Qualität seiner Geräte kann Mindray Medical mittlerweile sogar mit dem US-Konzern General Electric konkurrieren“, so Vaight. „Bereits in 10 Jahren werden viele chinesische Marken in den westlichen Industriestaaten wesentlich bekannter sein als heute. Die entsprechenden Firmen werden sich zu ernstzunehmenden globalen Mitbewerbern entwickeln.“

M&G Global Emerging Markets Fund in chinesischen Aktien stark untergewichtet
Der M&G Global Emerging Markets Fund (ISIN GB00B3FFXZ60) ist im Vergleich zu seinem Referenzindex, dem MSCI Emerging Markets Index, in chinesischen Aktien stark untergewichtet. (5) Per 30. Juni 2012 waren lediglich 11,4% des Portfolios in China investiert (und zwar ausschliesslich am Börsenplatz Hongkong). Seit seiner Auflegung im Jahr 2009 hat der Fonds eine Wertentwicklung von durchschnittlich 23,2% p.a. erzielt, während der Referenzindex im gleichen Zeitraum im Durchschnitt 20,2% p.a. erwirtschaftet hat. (6)

Beim M&G Asian Fund (ISIN GB0030939770) handelt es sich um einen Aktienfonds, der in ganz Asien (exklusive Japan) in börsennotierte Unternehmen aus diversen Branchen und Marktkapitalisierungssegmenten anlegt. Seit seiner Auflegung hat dieser Fonds eine durchschnittliche Rendite von 6,5% p.a. erzielt, während sein Referenzindex, der MSCI AC Asia Pacific ex Japan-Index im gleichen Zeitraum durchschnittlich 5,7% p.a. zugelegt hat. (7)

1 Quelle: Deutsche Bank, Juni 2011
2 Quelle: JP Morgan Global Emerging Markets Equity Research, 3. Juli 2012
3 Quellen: PBOC, Wind, CLSA Asia Pacific Markets, 4. Januar 2012
4 Quelle: The Economist: „Institutions and corporate investment: evidence from an investment-implied return on capital in China“ von Qiao Liu und Alan Siu, 10. März 2011
5 Quelle: M&G, per 30. Juni 2012
6 Quelle: Morningstar, Inc., Sektor globale Schwellenländeraktien, pan-europäische Datenbank, 6. Februar 2009 bis 29. Juni 2012. Anteilsklasse A in EUR bei Reinvestition der Nettoerträge auf Basis von Rücknahmepreis zu Rücknahmepreis.
7 Quelle: Morningstar, Inc., Sektor asiatisch-pazifische (exkl. japanische) Aktien, pan-europäische Datenbank, 30. August 1996 bis 29. Juni 2012. Anteilsklasse A in EUR bei Reinvestition der Nettoerträge auf Basis von Rücknahmepreis zu Rücknahmepreis. (M&G/mc/ps)

Über M&G
M&G
ist ein international tätiger aktiver Asset Manager und investiert seit mehr als 80 Jahren im Auftrag von privaten und institutionellen Anlegern. Das Unternehmen verwaltet mehr als 243 Mrd. Euro (Stand: 31.03.2012) und nutzt dazu eine breite Palette von Investmentstrategien, die von Aktien und Anleihen über Immobilien bis hin zu Multi-Asset-Lösungen reicht.
M&G beschäftigt weltweit mehr als 1.500 Mitarbeiter an Standorten in Europa und Asien. Hauptsitz des Unternehmens ist London.
M&G hat immer wieder als Erster neue Fondsideen umgesetzt: angefangen beim ersten Publikumsfonds in Grossbritannien im Jahr 1931 bis hin zum Inflation Linked Corporate Bond Fund, der 2010 aufgelegt wurde.

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