Wann zieht die Fed die geldpolitischen Zügel an?

Wann zieht die Fed die geldpolitischen Zügel an?
(Bild: Les Cunliffe - Fotolia.com)

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Washington – Die Frage, wann die US-Notenbank Federal Reserve bei der Geldpolitik die Zügel straffen wird, treibt die Märkte um, seit Fed-Chef Ben Bernanke im Frühsommer ankündigte, die milliardenschweren Anleihenkäufe bis Mitte 2014 auslaufen zu lassen.

Viele Rahmendaten sprechen vor dem Treffen des Offenmarktausschusses am Dienstag und Mittwoch dafür, dass die Drosselung der Käufe beginnen könnte. Investoren hatten sich allerdings schon einmal verkalkuliert, als sie vor der Zinssitzung im September einen Kurswechsel erwarteten, die US-Notenbank dann aber unvermindert für Liquidität sorgte.

Rund 3 Billionen Dollar in den Wirtschaftskreislauf gepumpt
Über den Anleihenkauf pumpte die Fed seit Mitte 2008 im Kampf gegen die Folgen der Finanzkrise rund drei Billionen Dollar in den Wirtschaftskreislauf. Noch kommen jeden Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar dazu. Die Fed hält sich bedeckt, was den genauen Zeitpunkt des Ausstiegs angeht. Im Protokoll ihrer vorherigen Sitzung Ende Oktober liessen die Mitglieder des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses lediglich wissen, dass die Anleihenkäufe «in den kommenden Monaten» zurückgefahren würden.

«Geringe Drosselung» möglich
James Bullard, stimmberechtigtes Fed-Mitglied und Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis, wagte sich kürzlich etwas weiter vor. Angesichts der verbesserten Lage am Arbeitsmarkt könnte beim anstehenden Treffen eine «geringe Drosselung» der im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannten Käufe angezeigt sein, sagte Bullard am vergangenen Montag.

US-Wirtschaft legt stärker und schneller zu als erwartet
Die Arbeitslosenquote in den USA sank im November um 0,3 Prozentpunkte auf 7 Prozent, den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Die US-Wirtschaft legte unterdessen im dritten Quartal stärker zu als erwartet: Das Handelsministerium in Washington korrigierte das Wachstum in den Monaten Juli bis September auf eine Jahresrate von 3,6 Prozent nach oben.

Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung der USA auf Jahresbasis um 2,5 Prozent gewachsen, im ersten Quartal nur um 1,1 Prozent.

Politisch ruhigere Lage bringt Entspannung
Zur Entspannung trägt auch der Haushaltskompromiss zwischen Demokraten und Republikanern im Kongress bei. Sollte der Senat den Deal wie erwartet noch vor Weihnachten besiegeln, wären wirtschaftliche Risiken durch einen erneuten Verwaltungsstillstand für zwei Jahre vom Tisch. Zwar muss voraussichtlich zum 7. Februar noch die Schuldenobergrenze erhöht werden, in der erbitterten Budgetschlacht scheinen sich beide Lager aber auf einen Waffenstillstand verständigt zu haben.

Die Erfahrung aus dem September, als die Fed zur allgemeinen Überraschung die Anleihenkäufe unverändert fortführte, hat Analysten aber vorsichtiger werden lassen. Die Rahmendaten würden sich zwar verbessern, sagt Joel Naroff von der Strategieberatung Naroff Economic Advisors. «Es ist aber nicht sicher, dass die Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt und beim Wachstum auch in Zukunft Bestand haben werden.»

Tiefe Inflation spricht gegen Änderung
Gegen eine baldige Drosselung spricht auch die geringe Inflation: Die Teuerungsrate lag in den vergangenen Monaten deutlich unter der von der Fed festgesetzten Zielmarke von 2,0 Prozent. Die Geldschwemme der vergangenen Jahre schlägt sich also noch nicht auf die Preise nieder.

Fed will Kommunikation verbessern
Angesichts der Spekulationen an den Finanzmärkten über die Absichten der Fed hat sich die Notenbank vorgenommen, ihre Geldpolitik besser zu kommunizieren. Mehrere Mitglieder des Offenmarktausschusses hatten sich zuletzt beklagt, dass Investoren die zwei unterschiedlichen Entscheidungen über die Anleihenkäufe und den Leitzins nicht auseinander halten würden.

Denn während das Quantitative Easing bald enden dürfte, wird der Leitzins noch eine ganze Weile auf dem Rekordtief nahe null Prozent verharren: Die Fed will an diesem Niveau nicht rütteln, solange die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent liegt. (awp/mc/pg)

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