Barclays wegen Manipulation des Goldpreises bestraft

Barclays wegen Manipulation des Goldpreises bestraft

London – Die britische Finanzaufsicht hat der Grossbank Barclays eine Strafe von 26 Millionen Pfund (rund 32 Mio Euro) wegen Manipulationen beim Festlegen des Goldpreises aufgebrummt. Die Behörde wirft der Bank vor, durch zu lasche Kontrollen jahrelang Betrügereien einzelner Mitarbeiter ermöglicht zu haben.

Die Finanzaufsicht verwies insbesondere auf einen Fall im Juni 2012, bei dem ein Mitarbeiter den Nachmittags-Goldpreis zum Nachteil eines Kunden beeinflusst habe – nur einen Tag, nachdem Barclays wegen Manipulationen beim international bedeutenden Referenzzinssatzes Libor zu einer Strafe von 290 Millionen Pfund verdonnert worden war. Barclays Vorstandschef Antony Jenkins betonte am Freitag, die Bank habe inzwischen viel für die Verbesserung der Systeme und Kontrollen getan.

Verantwortlicher Händler muss 96’500 Pfund Strafe zahlen
Der verantwortliche Barclays-Händler erhielt ein Handelsverbot und muss zudem 95 600 Pfund als Strafe zahlen. Er habe die Schwächen im Barclays-System genutzt, um das Fixing des Goldpreises am 28. Juni 2012 zu eigenen Gunsten zu beeinflussen. Das war nur einen Tag, nachdem Barclays als weltweit erste Bank wegen Manipulationen beim Referenzzinssatz Libor zur Zahlung von 290 Millionen Pfund verdonnert worden und so in den Mittelpunkt der öffentlichen Kritik geraten war. Barclays-Chef Antony Jenkins betonte am Freitag, die Bank habe inzwischen viel für die Verbesserung der Systeme und Kontrollen getan.

Mit seinen Tricksereien gelang es dem Händler nach Auffassung der Behörde, den Goldpreis exakt unter 1558,96 US-Dollar zu halten. Das ersparte Barclays die Auszahlung eines 3,9 Millionen US-Dollar schweren Optionsscheins an einen Kunden, die bei einem Überschreiten der Marke fällig geworden wäre. Aufgefallen war die Manipulation, als sich der Kunde über den merkwürdigen Goldpreisverlauf wunderte und bei der Bank nachfragte, weshalb der Kurs genau unterhalb der für ihn bedeutenden Schwelle blieb. Die Bank ging daraufhin der Sache nach, deckte die Manipulation unter anderem durch E-Mails des Mitarbeiters selbst auf und entschädigte den Kunden.

Erst nur ein Einzelfall
Die Barclays-Bestrafung ist dem Vernehmen nach zunächst nur ein Einzelfall, deshalb ist die Strafe auch vergleichsweise niedrig. Derzeit gehen zahlreiche Behörden, darunter auch die deutsche Bafin, dem Verdacht nach, dass Banken neben Betrügereien bei den Referenzzinssätzen und im Devisenmarkt auch bei der Festsetzung des Goldpreises über Jahre manipuliert haben sollen. Die mutmasslich manipulierten Daten sind wichtige Referenzwerte für Finanzgeschäfte in Billionenhöhe. Sie werden bislang zumeist nur von einigen wenigen Bankern ermittelt, der Prozess ist wenig transparent und öffentliche Stellen haben anders etwa als bei der Ermittlung von Aktienkursen an der Börse wenig Einfluss. So waren an der Festsetzung des Goldpreises zuletzt nur fünf Institute beteiligt: neben Barclays auch die Deutsche Bank , die Bank of Nova Scotia, HSBC und Societe Generale . Das sogenannte Londoner Fixing ist der Massstab für Rohstoffunternehmen, Schmuckhändler und Notenbanken.

Gold-Fixing in Frage gestellt
Angesichts des erschütterten Vertrauens in den Goldpreis prüfen die Banken inzwischen Reformen des seit 1919 praktizierten Fixing-Prozesses. Die Deutsche Bank hat bereits Konsequenzen gezogen. In der vergangenen Woche zog sie sich aus der Fixing-Gruppe zurück. Auch beim Silberkurs ist sie nicht mehr dabei. Dies sei Teil der Strategie, das Rohstoffgeschäft zu verkleinern, hiess es als offizielle Begründung.

Im November war bekannt geworden, dass die Finanzaufsichtsbehörden neben dem Zins-Skandal und möglichen Manipulationen am Währungsmarkt auch die Preisfestlegung für Gold und Silber prüfen. Am Goldfixing sind neben Barclays auch die Deutsche Bank , Bank of Nova Scotia, HSBC und Société Générale beteiligt. Die zweimal täglich gemäss Angebot und Nachfrage festgelegten Preise sind in dem Multi-Milliarden-Markt Richtschnur für Marktteilnehmer wie Edelmetallhändler, Rohstoffunternehmen und Zentralbanken.  (awp/mc/cs)

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