Fiat-Tochter Chrysler bereitet Börsengang als Notlösung vor

Fiat-Tochter Chrysler bereitet Börsengang als Notlösung vor
Ehemaliger Fiat Chrysler-Chef Sergio Marchionne.

Fiat-Chef Sergio Marchionne.

London – Der US-Autobauer Chrysler könnte bald an die Börse zurückkehren. Hintergrund sind festgefahrene Verhandlungen zwischen dem Mehrheitseigner Fiat und dem Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW, der die restlichen 41,5 Prozent hält. Fiat will Chrysler komplett übernehmen. Die beiden Seiten konnten sich bislang aber nicht über den Preis einigen. Der Börsengang wäre eine Notlösung, um aus dem Dilemma herauszukommen.

Die nötigen Unterlagen für den Börsengang könnten noch in dieser Woche eingereicht werden, sagte Konzernchef Sergio Marchionne der «Financial Times» (Montag). «Die Entwürfe sind schon durchgegangen», erklärte der Manager. Er will durch das Verfahren herausfinden, wie viel die Chrysler-Anteile wirklich wert sind. «Der Markt wird es uns verraten.»

«Lasst den Markt sprechen»
Der Sprung aufs Parkett könnte nach früheren Angaben Marchionnes noch Ende dieses Jahres erfolgen. Wahrscheinlicher sei aber Anfang 2014. Denkbar wäre allerdings auch, dass das Unterfangen vor dem Abschluss abgebrochen wird – wenn sich während der Gespräche mit möglichen Investoren ein Preis herauskristallisiert, mit dem beide Seiten leben können. «Lasst den Markt sprechen», sagte Marchionne.

Chrysler ist wichtig für Fiat, um mit grösseren Autokonzernen wie VW oder General Motors konkurrieren zu können. Die US-Tochter hat sich dank ihrer florierenden Verkäufe zuletzt als Stütze für den Mutterkonzern erweisen, der unter dem schwachen europäischen Automarkt leidet. «Das ist kein Spielzeug», mahnte Marchionne in Richtung der Autogewerkschaft. «Es gibt Kunden und Marken und Händlernetze und Leute…»

Fiat hält an Chrysler 58,5 Prozent
Chrysler war während der Wirtschaftskrise 2009 in die Insolvenz gerutscht und damit auch von der Börse geflogen. Fiat half mit technischem Know-How, den US-Autobauer wieder auf die Beine zu bekommen. Im Gegenzug bekamen die Italiener nach und nach immer mehr Anteile. Momentan sind es 58,5 Prozent. Marchionne führt beide Firmen in Personalunion.

Während die Italiener ihre US-Tochter aber mit 4,2 Milliarden Dollar bewerten, sieht die Gewerkschaft das Unternehmen bei 10,3 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro). Die beiden Seiten streiten sich schon länger vor Gericht deshalb. Der Fonds will verkaufen, Fiat hat ein Vorkaufsrecht. Der Börsengang würde den Streit beilegen, erklärte Marchionne, aber das Zusammengehen verzögern. (awp/mc/upd/ps)

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