Andreas Gisler, CEO IVF Hartmann Gruppe

Andreas Gisler, CEO IVF Hartmann Gruppe

Andreas Gisler, CEO IVF Hartmann Gruppe. (Foto: IVF)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Gisler, sie haben gerade das verflixte siebte Jahr als CEO der IVF Hartmann Gruppe abgeschlossen. Sind Sie zufrieden? Es dürfte ja wohl wieder ein Rekordjahr geben…

Andreas Gisler: Wir sind eine an der Schweizer Börse kotierte Gesellschaft. Vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen 2012 am 19. Februar 2013 kann ich Ihnen nichts Konkretes sagen, aber, wir sind zufrieden.

Pro Jahr sterben 50’000 Menschen in europäischen Kliniken an Infektionen. Welches wird in den nächsten Jahren der grösste Beitrag von IVF Hartmann zur Verbesserung der Krankenhaushygiene sein?

Mit dem Kauf der FUNNY Hygiene AG sind wir im Bereich der Krankenhaushygiene strategisch gut positioniert. Wir sind ein verlässlicher Partner. Gerade in diesem Bereich ist das sehr wichtig. Verlässlichkeit wird unseren Kunden und den Kunden unserer Kunden helfen.

Die Menschen werden immer älter. Darum dürften sich Inkontinenzartikel steigender Nachfrage freuen. Wie stark wächst dieses Geschäft bei Ihnen?

Wir sind zufrieden mit dem Wachstum, sowohl im institutionellen Bereich wie Spitäler, Alters- und Pflegeheimen, aber auch im Homecare-Markt. Konkrete Zahlen geben wir keine bekannt.

Wie entwickelt sich denn die Ende 2011 übernommene FUNNY Hygiene AG? Sie hat ja schon im ersten Halbjahr 2012 sehr gut eingeschlagen.

Wir sind zufrieden mit der Entwicklung der FUNNY Hygiene AG. Sie liegt im Rahmen unserer Erwartungen.

«Die Herausforderung ist weniger, gute Resultate zu erzielen, als vielmehr, die guten Resultate über Jahre hinweg zu halten.»
Andreas Gisler, CEO IVF Hartmann Gruppe

Sie waren vor Ihrer Zeit als CEO bereits CFO der IVF HARTMANN GRUPPE. Von einer Eigenkapitalquote von 70% können viele nur träumen. Wird es Ihnen da nicht langweilig?

Von Langeweile ist keine Spur vorhanden. Die Herausforderung ist weniger, gute Resultate zu erzielen, als vielmehr, die guten Resultate über Jahre hinweg zu halten.

Aber dem Kostendruck im Gesundheitswesen könnten Sie doch gut durch eine weitere Akquisition entgegenwirken, oder?  Durch die Übernahme von Funny wurden ja beachtliche Synergien erzielt, und Geld haben Sie ja genug.

Wir arbeiten daran, den Wert der IVF Hartmann Gruppe auch in Zukunft nachhaltig zu steigern. Dafür bauen wir auf organisches, aber auch auf akquisitionsbedingtes Wachstum. Schlussendlich wollen wir profitabel wachsen.

Letztes Mal durften sich die Aktionäre über eine steuergünstige Nennwertrückzahlung freuen. Allerdings ist bei 1,75 Franken verbleibendem Nennwert diese Form der Auszahlung jetzt begrenzt. Auf welche Dividendenquote dürfen sich  Ihre  Aktionäre in Zukunft einstellen?

Die entsprechende Medienmitteilung folgt am 19. Februar 2013.

Eine zweistellige Umsatzrendite bezogen auf den Reingewinn ist auch etwas, um das Sie so mancher Konkurrent beneiden dürfte. Vor der Wirtschaftskrise lag diese noch im einstelligen Bereich. Ist die Steigerung in erster Linie der besseren betrieblichen Effizienz zu verdanken?

Es gibt immer mehrere Gründe für ein gutes Wachstum. Die Steigerung der betrieblichen Effizienz ist ein wichtiger Grund dafür. Dieser alleine aber würde nicht ausreichen. Auch die strategische Positionierung ist wichtig. Dann spielt auch die Kulturentwicklung im Bereich Führung und Verhalten eine grosse Rolle. Glück braucht man auch noch. Wichtig ist, dass man mit Methoden und Strukturen von heute Probleme von morgen löst, und nicht, dass man mit Methoden und Strukturen von gestern Probleme von morgen löst.

«Man kann fast alles berechnen, die Frage ist nur, was es hilft, es zu wissen.»

Mit der neuen Kommissionierhalle für vier Millionen Franken in Neuhausen soll es ja logistisch noch besser laufen. Kann man eigentlich den geldwerten Vorteil solcher Investitionen wirklich genau berechnen?

Man kann fast alles berechnen, die Frage ist nur, was es hilft, es zu wissen. Die Lieferbereitschaft ist im Zuge der Leistungsführerschaft, welche wir verfolgen, ein wichtiger Eckpfeiler. Dafür haben wir die Kommissionierhalle gebaut.

Der Preis für Baumwolle, dem Rohstoff für Watte, hat in den letzten Jahren stark geschwankt. Betreiben Sie da irgendeine Form von Absicherungsgeschäften?

Wir überprüfen den richtigen Einsatz diverser Absicherungsmethoden laufend.

«Unsere Kern- und Wachstumsmärkte sind vor allem bei Wunde, Inkontinenz, Operationsabdeckungen und Desinfektion.»

Heisst das, dass sie des Öfteren Terminkontrakte auf Baumwolle kaufen oder welche Mittel wählen Sie?

Lieferanten bieten zurzeit keine Baumwoll-Fixpreise für mehr als drei Monate an. Wenn wir meinen, dass die Preise stark steigen werden, dann kaufen wir auf Vorrat  – selbst bis zur Kapazitätsgrenze des Lagers. Währungs-Hedging machen wir zurzeit nur selten – das ist eine Frage der Kosten. Der Baumwollmarkt ist für uns wichtig. Aber unsere Kern- und Wachstumsmärkte liegen woanders und sind vor allem bei Wunde, Inkontinenz, Operationsabdeckungen und Desinfektion.

Um wieviel schneller oder besser können Sie  durch die neue Kommissionierhalle ausliefern?

Die Kommissionierhalle hilft uns vor allem, auch in Zukunft bei Wachstum weiterhin zuverlässig ausliefern zu können.

In 20 Jahren hat sich die IVF Hartmann Holding-Aktie  verzehnfacht. Der  Streubesitz ist allerdings gering. Wie halten Sie es denn selber mit dieser Wachstumsaktie?

Wenn man an sein Unternehmen glaubt, kauft man ab und zu auch Aktien, das ist ja normal. Aufgrund des Insiderhandels ist der Aktienkauf sehr eingeschränkt.
 
Ist die IVF Hartmann GRUPPE vielleicht ein Paradebeispiel dafür das small caps besser als large caps sind?

Das entscheidet der Anleger, nicht ich.

Zur Person:
Der Schweizer Andreas Gisler, geb. 1963, studierte an der HSG Betriebswirtschaft mit Vertiefung Finanz- und Rechnungswesen. Er arbeitete über ein Jahrzehnt als Group Controller beim Maschinenbauunternehmen GRAPHA-Holding AG, im Niedwaldener Hergiswil/ ehe er für ein Jahr zur Swissray Medical AG nach Hochdorf wechselte, wo er gleichzeitig die Funktion des CEO und CFO ausübte. Im Mai 2003 wurde er Chief Financial Officer (CFO) und Human Resources Director bei IVF Hartmann, seit Anfang 2006 auch zusätzlich CEO.

Zum Unternehmen:
Die IVF HARTMANN GRUPPE mit Sitz in Neuhausen am Rheinfall ist mit ihren 366 Mitarbeitenden eines der führenden Unternehmen im Bereich der medizinischen Verbrauchsgüter in der Schweiz. Sie ist Teil der internationalen HARTMANN GRUPPE mit Sitz in Heidenheim/Deutschland. Ihr breit aufgestelltes Sortiment umfasst unter anderem Produkte in den Bereichen Wundmanagement, Inkontinenzmanagement, OP-Bedarf, Desinfektionsmanagement, Erste Hilfe sowie innovative Dienstleistungskonzepte (Solutions). Ebenso diversifiziert wie die Produkte sind die Kunden der Unternehmung: der medizinische Fachhandel, niedergelassene Ärzte, Spitex, Alters- und Pflegeheime sowie Spitäler zählen ebenso dazu wie der Lebensmitteleinzelhandel. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert