Hans Baumgartner, VRP Private Equity Holding

Hans Baumgartner, VRP Private Equity Holding

Hans Baumgartner, VR-Präsident Private Equity Holding.

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Baumgartner, schon seit einigen Quartalen geht es den Private Equity – Gesellschaften wieder gut. Wie gross ist das Risiko, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise alles wieder zunichte macht?

Hans Baumgartner: Private Equity ist eine langfristige Anlageklasse, die auch in der letzten Krise schon totgesagt wurde. Wie Sie sagen hat eine schnelle Erholung eingesetzt, und es haben sich wiederholt gerade die Investitionen bewährt, die noch vor wenigen Jahren sehr kritisch hinterfragt worden sind. Nichtsdestotrotz gehen vom derzeitigen Umfeld natürlich Risiken aus. Die letzten Wochen waren von einem turbulenten Umfeld an den Kapitalmärkten und hoher Volatilität geprägt, und auch der Aktienkurs der Private Equity Holding AG ist seit Mitte Jahr gesunken. Zudem haben Wechselkurseffekte mit den zuletzt grossen Ausschlägen einen Effekt auf global diversifizierte Portfolios. Letzlich sind wir aber überzeugt, dass Zeiten wie diese langfristig orientierten Investoren Einstiegsmöglichkeiten bieten, um von einem guten Portfolio und einer Wiederannäherung des Aktienkurses an den NAV (Net Asset Value) zu profitieren.

«Das Ziel sind also nicht per se Währungsgewinne, sondern ein sich positiv entwickelndes Portfolio mit konstant wachsendem Net Asset Value.»
Hans Baumgartner, VR-Präsident Private Equity Holding

Einige Private Equity- Gesellschaften kamen in der Vergangenheit in Schwierigkeiten, weil sie viel zu hohe Kapitalzusagen machten. Private Equity Holding hat im letzten Quartal 4,1 Millionen Euro eingenommen und bekam nur 3,9 Millionen Euro abgerufen. Ihre noch nicht finanzierten Kapitalzusagen machen nur noch 13 Prozent ihre Anlagevermögens aus. Wird auch in Zukunft ein derart ausgeglichenes Verhältnis bei Ihrer Gesellschaft vorherrschen?

Seitdem Alpha Associates das Management der Private Equity Holding AG übernommen hat verfolgt die Gesellschaft eine zurückhaltende Overcommitment-Strategie, und die damit einhergehenden Liquiditätsszenarien werden sehr genau analysiert. Als Ergebnis mussten im Verlauf der letzten Krise 2008 und den Folgejahren keine Beteiligungen veräussert werden. Das Ziel ist, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Investitionen in das bestehende Portfolio, selektiven Neuinvestitionen und seit dem Jahr 2010 regelmässigen Ausschüttungen an die Aktionäre.

Welchen Branchen trauen Sie in den nächsten Jahren den meisten Return zu?

Die Private Equity Holding ist breit diversifiziert – ein Grossteil des Portfolios bildet die Sektoren Consumer, IT/Software, Health Care und Energy ab. Diese breite Diversifikation ist ein strategischer Pfeiler der Gesellschaft, und aufgrund der Langfristigkeit der Investitionen wird die Gewichtung auch nicht kurzfristigen Marktgegebenheiten angepasst. Entscheidende Kriterien sind solide Geschäftsmodelle mit nachhaltigen Wachstumschancen.

Private Equity Holding investiert zu 86 Prozent in Europa und den USA. Fühlen Sie sich vor dem Hintergrund der Schuldenkrise wohl bei diesem Verteilungsschlüssel?

Die bereits beschriebene Währungsthematik bekommt vor diesem Hintergrund ein besonderes Gewicht, welches sich in den vergangenen 12 Monaten in der Net Asset Value-Veränderung in einzelnen Monaten niedergeschlagen hat. Gleichzeitig beträgt die Laufzeit einer Investition in einen Private Equity Fonds typischerweise 10 Jahre mit der Option auf Verlängerung, so dass Umstände, die sich so schnell verändern, nicht zu Umschichtungen im Portfolio führen können. Dies auch unter der Annahme, dass sich solche Effekte langfristig aufheben. Ein qualitativ hochwertiges Portfolio, welches in Wachstumsbrachen und –Unternehmen investiert ist, wird sich ungeachtet der Umstände bewähren – gegebenenfalls halt erst mit zeitlicher Verzögerung.

Hoffen Sie mit einem Wiedererstarken von Dollar und Euro auf satte Währungsgewinne?

Das Kapital der Gesellschaft ist global und langfristig in illiquide Anlagen investiert. Das Ziel sind also nicht per se Währungsgewinne, sondern ein sich positiv entwickelndes Portfolio mit konstant wachsendem Net Asset Value, bei dem die Rückflüsse aus dem Portfolio einerseits re-investiert werden und andererseits an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Wenn dabei auch vereinzelt Währungsgewinne auftreten, wird dies sicherlich positiv zur Kenntnis genommen, dies ist aber mehr eine Chance für einen Neueinsteiger als denn eine Strategie der Gesellschaft.

«Die Private Equity Holding AG verfolgt entschlossen das Ziel, den Discount zu reduzieren und sich mit einem Bündel von Massnahmen als attraktive Aktie zu positionieren.»

Ihre Gesellschaft investiert grösstenteils indirekt über Private Equity Fonds. Natürlich gibt es im Vergleich zu den US-Fonds, wenige Asienfonds. Aber sind Sie mit einem Anteil von nur gerade einem Prozent im Pazifikraum nicht etwas unterrepräsentiert?

Fonds mit einem Fokus auf die aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften haben in den vergangenen Jahren deutliche Kapitalzuflüsse verzeichnen können und erfreuen sich auch weiterhin grosser Beliebtheit. Die geographische Allokation wird periodisch analysiert und dabei werden entsprechende Schwerpunkte gesetzt. Sehr positiv bin ich hinsichtlich der von Alpha Associates gemanagten Underlyings mit Focus CEE und Russland. Bisher sprachen oft gerade die Kapitalzuflüsse, der aufkommende Wettbewerb und die daraus resultierenden Preisniveaus eher für eine Überhitzung in Asien und haben uns zu Vorsicht veranlasst. Wir analysieren dies aber kontinuierlich.

PEH ist ein Dachfonds. Wie versuchen Sie da die Gebühren niedrig zu halten?

Der Verwaltungsrat der Private Equity Holding AG hat im vergangenen Jahr ein ausführliches Benchmarking der Fees durchgeführt und im Zuge der Verlängerung des Management-Vertrages mit Alpha Associates (Cayman) L.P. wird sich die Bemessungsgrundlage für die Management Fee ab dem 01. April 2012 neu darstellen: sie wird nur noch zu 75% auf dem NAV basieren und wie bisher 1.5% betragen. Zu 25% wird die Management Fee neu auf dem Börsenkurs basieren, dies bei einem Satz von 2%. Erst bei einer Reduktion des Discounts auf ca. 25% erreicht der Manager das bisherige Honorarvolumen, während der Aktionär im gleichen Moment auf eine deutliche Kurssteigerung zurückblicken könnte. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass der Manager sämtliche Dienstleistungen inklusive Administration, Investor Relations und Compliance erbringt und die Gesellschaft somit mit einer im Vergleich attraktiven Total Expense Ratio operiert.

Über ein Drittel Ihrer Bestände sind älter als zehn Jahre. Wie entwickeln sich diese Jahrgänge?

Dies sind Fonds-Beteiligungen, die am Ende ihrer Laufzeit stehen und nur noch über wenige Beteiligungen im Portfolio verfügen. Im vergangenen Jahr konnte die PEH einige attraktive Exits in diesem Teil des Portfolios verzeichnen – und wir sind zuversichtlich, dass auch die verbleibenden Beteiligungen zu attraktiven Konditionen veräussert werden können, wenn die Marktbedingungen dies erlauben.

Der Kurs der PEH-Aktie liegt nach dem Hochsommercrash an den Börsen nur noch bei gut 50 Prozent des Liquidationswertes. Planen Sie Gegenmassnahmen? Mit Nennwertrückzahlungen allein dürften sie den Abschlag zum NAV mittlerweile nicht mindern können.

Die Private Equity Holding AG verfolgt entschlossen das Ziel, den Discount zu reduzieren und sich mit einem Bündel von Massnahmen als attraktive Aktie zu positionieren. Hierzu zählen sowohl selektive Investitionen in die vielversprechendsten Private Equity Fonds als auch ein aktives Market Making und regelmässige Ausschüttungen. So werden auch in diesem Jahr – im September – CHF 2 pro Namenaktie steuerbegünstigt aus dem Agio an die Aktionäre ausgeschüttet. In der allgemeinen Diskussion wird meines Erachtens das Thema Diskont überstrapaziert. Entscheidend für den Investor ist der Preis der Aktie beim Einstieg, die darauf erzielte jährliche Rendite sowie die Kursentwicklung. So gesehen ist der hohe Diskont eine Chance für eine Kurssteigerung und eine Absicherung nach unten.

Zur Hälfte setzen Sie mit ihren Anlagefonds auf das Geschäft mit Übernahmen. Wird Ihnen da die noch lange Zeit absehbare Nationalbankenpolitik des leichten Geldes entgegenkommen?

Die Strategie der Private Equity Holding AG umfasst grundsätzlich Investitionen in Private Equity Fonds und den Erwerb von Fonds-Anteilen auf dem Sekundärmarkt. In beiden Fällen werden in den einzelnen Fonds-Portfolios Beteiligungen eingegangen und zu späterem Zeitpunkt wieder veräussert, was beides ein funktionierendes Umfeld sowohl hinsichtlich der wirtschaftlichen Perspektiven als auch der Finanzierung einer solchen Transaktion voraussetzt. Trotz der durch die Notenbanken zur Verfügung gestellten Liquidität ist die Verfügbarkeit von Fremdkapital im Vergleich zur Phase 2006/2007 stark eingeschränkt, so dass einzelne Transaktionen heute typischerweise mit einem höheren Eigenkapitalanteil von bis zu 50% finanziert werden. Letztlich führt dies dazu, dass die Renditen nicht durch die Finanzierungsstruktur der Transaktion verdient werden, sondern durch operative Verbesserungen und eine nachhaltige Steigerung der Ertragskraft. Nur Private Equity Manager, denen dies gelingt, werden auch zukünftig die Mittel für neue Fonds zur Verfügung gestellt bekommen.

Mit Bernd Schürmann habe sie ein neues Mitglied in ihr Führungstriumvirat aufgenommen. Welche Rolle spielt Diversity Management in der Führung der Private Equity Holding?

Bernhard Schürmann, der als Vermögensverwalter in Zürich tätig ist, verfolgt die Aktivitäten der Gesellschaft seit der Restrukturierung 2003 und ist seit vielen Jahren in bedeutendem Umfang Aktionär der Gesellschaft. Herr Schürmann wird mit seiner Kenntnis des Finanzplatzes Zürich als auch von Beteiligungsgesellschaften einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Gesellschaft beitragen. Er ist somit bestens geeignet, seine Aufgaben im Verwaltungsrat wahrzunehmen und die übrigen drei Mitglieder – neben mir Herr Hans Christoph Tanner und Herr Martin Eberhard – komplementär zu ergänzen.

Der Gesprächspartner:
Dr. Hans Baumgartner, geboren 1954, ist Rechtsanwalt in Zürich. Er ist im Verwaltungsrat mehrerer Schweizer und ausländischer Gesellschaften tätig einschliesslich miniswys SA, Biel, Multina AG, Zürich, Elster Verlagsbuchhandlung AG, Zürich, Riverplus Fund, Cayman, EMS Equity Fund Ltd., BVI und der Life Finance Holding AG. Zudem ist Herr Dr. Baumgartner seit 2011 Ombudsmann der Charles Vögele Holding. Dr. Hans Baumgartner schloss 1978 sein Rechtsstudium an der Universität Zürich ab. 1990 erwarb er einen Doktortitel und 1998 am Europa Institut der Universität Zürich einen LL.M. in Banken- und Versicherungsrecht. Ab 1981 war er in Zürich als Bezirksanwalt tätig, ab 1986 als Spezialist für Wirtschaftsdelikte. 1992 wurde er Richter am Bezirksgericht in Zürich. Seit 1994 arbeitet Dr. Hans Baumgartner als selbständiger Rechtsanwalt in Zürich. Er ist Senior Partner der Kanzlei Baumgartner Mächler. Von 1988 bis 2004 war er zudem Richter am Militärappellationsgericht.

Das Unternehmen:
Die Private Equity Holding ist eine börsenkotierte Anlagegesellschaft(SIX: PEHN). Si e wird verwaltet von Alpha Associates und bietet Investoren die Möglichkeit, sich einfach und steuerlich optimal an einem breit gefächerten und professionell geführten Private-Equity-Portfolio, also einem ganzen Bündel von nicht-kotierten Unternehmen, zu beteiligen.


Symbolbild KF für CEO Interviews


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert