EU-Schluss: Verluste – Negative Daten und Fed-Massnahmen

EU-Schluss: Verluste – Negative Daten und Fed-Massnahmen

Paris – Negative Wirtschaftsdaten aus Übersee und die jüngsten Massnahmen der US-Notenbank (Fed) haben am Donnerstag die europäischen Aktienmärkte belastet. Der EuroStoxx 50 gab zum Handelsschluss um 0,37 Prozent auf 2.199,42 Punkte nach. An den vergangenen beiden Handelstagen hatte der Leitindex der Eurozone noch von der Hoffnung auf neue Schritte der Fed zur Stützung der Konjunktur profitiert – mit einem Plus von insgesamt 2,41 Prozent. Die Notenbanker hatten jedoch am Mittwoch keine überraschenden Aktionen angekündigt.

In Paris verlor der CAC 40 am Donnerstag 0,39 Prozent auf 3.114,22 Punkte, während der britische FTSE 100 angesichts deutlicher Verluste bei Rohstoffwerten um 0,99 Prozent auf 5.566,36 Punkte sank.

Eine Mixtur aus schlechten Nachrichten beschäftigte die Märkte: Negatives gab es zunächst aus China zu vermelden, wo die weiter rückläufige Stimmung unter den Einkaufsmanagern in der Industrie den achten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten blieb. «Der Einbruch des Einkaufsmanager-Index kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt», sagte Marktstratege Lars Kremkow vom Broker Activtrades. «Sollte am kommenden Freitag der Ifo-Geschäftsklimaindex auch noch stärker fallen als allgemein erwartet, steht die Europäische Zentralbank unter enormen Druck, den Leitzins auf ein neues Rekordtief zu senken.»

In Europa verblieb der Einkaufsmanagerindex auf dem tiefsten Stand seit knapp drei Jahren und Spanien musste im Handelsverlauf bei einer Anleiheauktion wieder tief in die Taschen greifen, um die Ansprüche von Investoren zu erfüllen. Zumindest aber waren die Papiere auf eine grosse Nachfrage gestossen.

Obendrein bremste die Haltung der US-Währungshüter die Stimmung der Anleger. Zur Stützung der schwächelnden Wirtschaft hatte die Fed ihren eigentlich bis Ende Juni befristeten Umtausch der kurzfristigen in langfristige US-Anleihen («Operation Twist») am Vorabend bis zum Ende des Jahres verlängert. Wie labil die Konjunktur in den USA derzeit ist, zeigten auch jüngste Konjunkturdaten. So hatte sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Juni stark eingetrübt. Der entsprechende Index der regionalen Notenbank von Philadelphia (Philly-Fed-Index) fiel auf den tiefsten Stand seit August 2011.

Besonders schwach präsentierten sich vor diesem Hintergrund die Aktien aus dem Rohstoffsektor, die als Schlusslicht in der Branchentabelle im Schnitt um 3,04 Prozent sanken. Fallende Rohstoffpreise wirkten sich hier belastend aus, sagten Börsianer. Aktien zahlreicher Minenkonzerne waren zuvor schon in Australien unter Druck geraten, und europäische Werte folgten ihnen deutlich ins Minus. Kazakhmys, Vedanta und Anglo American gehörten mit Einbussen von bis zu 5,15 Prozent zu den Schlusslichtern im britischen «Footsie».

Unter den Einzelwerten standen ferner die KPN-Aktien im Blick, nachdem der Telekom-Konzern einer Fusion der deutschen Tochter E-Plus mit dem Telefonica-Ableger O2 vorerst eine Absage erteilt hatte. Die Schweizer Grossbank UBS strich daraufhin ihre Kaufempfehlung und kürzte das Kursziel von 10,00 auf 7,50 Euro. Laut Analyst Nick Lyall verdient die KPN-Aktie zwar eine höhere Bewertung, kurzfristig dürfte sie wegen der Unsicherheiten nach seiner Ansicht aber kaum über der Offerte des lateinamerikanischen Mobilfunkers America Movil gehandelt werden, der 8 Euro je KPN-Titel geboten hatte. Die Anteile des niederländischen Telekom-Konzerns verloren am Ende des Amsterdamer Leitindex AEX 5,32 Prozent auf 7,48 Euro. Für die Telefonica-Titel ging es um 0,22 Prozent nach oben.

In London fielen Invensys-Aktien um 14,40 Prozent zurück. Am Vortag noch hatten Übernahmephantasien die Titel in die Höhe gehievt. Der britische Signal- und Automatisierungstechnik-Konzern hatte die am Vortag in Medienberichten thematisierten Gespräche mit Kaufinteressenten ohne Ergebnis beendet. Die Papiere von Air France-KLM indes rückten in Paris gut 5 Prozent vor. Die Tochter Air France will in den nächsten eineinhalb Jahren fast jede zehnte Stelle abbauen, um wieder auf Gewinnkurs zu kommen. Bis Ende 2013 sollen demnach rund 5.100 Jobs wegfallen. (awp/mc/upd/ps)

Euronext

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert