US-Arbeitsmarkt überrascht vor Präsidentschaftswahl positiv

US-Arbeitsmarkt überrascht vor Präsidentschaftswahl positiv
Ford-Werke in Wayne, Michigan.

Ford-Werke in Wayne, Michigan.

Washington – Der US-Arbeitsmarkt hat kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen die Finanzmärkte positiv überrascht. Es sind nicht nur im Oktober deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet, sondern auch die Daten aus den Vormonaten nach oben revidiert worden. Im Monatsvergleich stieg die Beschäftigtenzahl ausserhalb der Landwirtschaft um 171.000 Stellen, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Bankvolkswirte hatten lediglich mit 125.000 Stellen gerechnet. Der Stellenaufbau in den beiden Vormonaten wurde um insgesamt 84.000 Jobs nach oben korrigiert. Die Erholung im Oktober vollzog sich zudem auf breiter Basis und erfasste die wichtigsten Wirtschaftssektoren.

«Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen vier Monaten deutlich besser entwickelt als noch zu Sommerbeginn befürchtet», sagte Christoph Balz von der Commerzbank der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Stellenaufbau werde sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Er werde sich allerdings wegen Risiken in der US-Haushaltspolitik nicht beschleunigen. Nach Einschätzung der Postbank ist die Schwäche am Arbeitsmarkt sogar «zumindest vorläufig überwunden». «Die derzeitige Stellenentwicklung kann als sehr solide angesehen werden.» Sollte sich die Beschäftigung weiterhin in einem vergleichbaren Tempo entwickeln, würde es ausreichen, um die hohe Arbeitslosigkeit sukzessive abzubauen.

Arbeitslosenquote leicht gestiegen
Die Arbeitslosenquote ist im Oktober hingegen wie erwartet leicht gestiegen. Sie kletterte von 7,8 Prozent im Vormonat auf 7,9 Prozent. Ökonomen hatten dies erwartet. Dieser Anstieg ist laut Robert Wood von der Berenberg Bank aber nicht bedrohlich. Er sei darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Jobsuchenden in höherem Masse als die der neuen Stellen zugenommen habe. Zudem hatte die Quote im Vormonat deutlich nachgegeben und war erstmals, seit der amtierende Präsident Barack Obama im Amt ist, unter die Marke von 8,0 Prozent gesunken.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne haben im Oktober unerwartet stagniert. Im Monatsvergleich blieben sie unverändert. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Stundenlöhne noch um 0,3 Prozent gestiegen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit blieb im Oktober ebenfalls unverändert bei 34,4 Stunden. Ursprünglich war der Vormonatswert mit 34,5 Stunden angegeben worden. Die Entwicklung der Stundenlöhne und der Wochenstunden sei als «klar unerfreulich zu bezeichnen», sagte Volkswirt Bernd Krampen von der NordLB. «Damit erhält die Einnahmeseite der privaten Haushalte Gegenwind, was damit auf Sicht auch den Konsum tendenziell wieder bremsen könnte.»

Aktienmärkte weiten Gewinne aus
Der deutsche Aktienmarkt hat nach den Zahlen seine Gewinne weiter ausgebaut. Die Anleihemärkte in den USA und Deutschland gerieten durch die Daten unter Druck. Der Eurokurs reagierte hingegen kaum. Für die Präsidentschaftswahlen in der kommenden Woche dürfte die immer noch ungünstige Lage am Arbeitsmarkt laut Dekabank-Ökonom Rudolf Besch eine Belastung für Amtsinhaber Obama sein: «Unter Obama sind unter dem Strich gerade mal 194.000 Jobs geschaffen worden.» Obama hatte die US-Wirtschaft allerdings auch in einer sehr schwierigen Phase mit stark steigenden Arbeitslosigkeit übernommen. «Dennoch ist es Obama nicht gelungen, die Arbeitslosenquote zu senken. Sie lag zu Beginn seiner Amtszeit in etwa so hoch wie jetzt», sagte Besch. Zugleich vermutet er, dass die Wähler die ungünstige Ausgangsposition Obamas berücksichtigen und ihn nicht gänzlich für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich machen werden.

Fed dürfte sich bestätigt sehen
Berenberg-Ökonom Wood geht anders als Deka-Experte Besch davon aus, dass Obama vom jüngsten Arbeitsmarktbericht profitieren dürfte. «Die Zahlen waren insgesamt gut und liefern weitere Hinweise, dass sich die US-Wirtschaft auf Erholungskurs befindet.» Die Daten könnten die Chancen Obamas durchaus verbessern.

Die US-Notenbank dürfte sich in ihrer expansiven Geldpolitik noch bestätigt sehen, sagte Commerzbank-Ökonom Balz. Nur mit einem grossen Stimulus sei eine verhaltene Verbesserung am Arbeitsmarkt erreicht worden. Die Arbeitsmarktentwicklung spielt für die Geldpolitik der US-Notenbank eine wichtige Rolle. (awp/mc/upd/ps)

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