Arcelor-Konsortium will Sonasid komplett

Unterdessen schmiedet der russische Multi-Milliardär Roman Abramowitsch offenbar ein internationales Stahl-Imperium. Einem Moskauer Zeitungsbericht vom Donnerstag zufolge will er dem geplanten Einstieg beim grössten russischen Stahlkocher Evraz eine Fusion mit der britisch-niederländischen Corus Group folgen lassen.


Widerstand gegen eine Fusion mit dem russischen SeverStal-Konzern
Auch Arcelor verstärkt sich. Ein Konsortium um Arcelor wolle den marokkanischen Stahlkocher Sonasid vollständig übernehmen, teilte der Stahlkonzern in Luxemburg mit. Unterdessen formiert sich unter den Arcelor-Aktionären wachsender Widerstand gegen eine Fusion mit dem russischen SeverStal-Konzern. Die Regulierungsbehörden in Luxemburg und Spanien genehmigten derweil die nachgebesserte Mittal-Offerte von nun 25,8 Milliarden Euro und verlängerten auch die Laufzeit des Angebots um eine Woche bis zum 5. Juli.


Vorbereitungen für die Übernahme
Um die marokkanische Sonasid zu übernehmen, habe das Konsortium in einem ersten Schritt seine bisherigen Anteile in eine Holding-Gesellschaft überführt, gab Arcelor bekannt. Die Holding kontrolliere damit 64,86 Prozent des Grundkapitals von Sonasid. Den restlichen Aktionären soll ein Angebot für den Kauf ihrer Anteile gemacht werden. Arcelor werde sich an einer Kapitalerhöhung beteiligen, in deren Folge das Unternehmen dann 50 Prozent der Holding besitze. Über die übrigen 50 Prozent verfügten die anderen Sonasid-Grossaktionäre.


Die lang geplante Strategie
Das strategische Sonasid-Bündnis sei Anfang März vereinbart worden, als sich Arcelor bereits im Abwehrkampf gegen die Übernahmeofferte von Mittal befand. Mittal hatte am 19. Mai seine Offerte drastisch um 34 Prozent auf jetzt 25,8 Milliarden aufgestockt. Arcelor versucht nun, durch einen Zusammenschluss mit dem russischen SeverStal-Konzern die Übernahme zu verhindern. Mit Arcelor-Severstal entstünde der weltgrösste Stahlkonzern mit einem Jahresumsatz von 46 Milliarden Euro. Doch gegen diesen Fusionsplan wächst der Widerstand der Arcelor-Aktionäre. Mehr als die erforderlichen 20 Prozent des Aktienkapitals haben den Verwaltungsratspräsidenten Joseph Kinsch schriftlich zur Einberufung einer ausserordentlichen Hauptversammlung aufgefordert, hiess es in Branchenkreisen. Eine Mittal-Sprecherin sagte, nach ihren Informationen hätten sogar etwa 30 Prozent des Kapitals eine Abstimmung über die SeverStal-Transaktion eingefordert.


Erst im zweiten Schritt über die angestrebte Fusion abstimmen
Derzeit gibt es Streitigkeiten über die Abstimmungsmodalitäten der bereits einberufenen Versammlung zu SeverStal. Laut «Wall Street Journal Online» soll in einer ausserordentlichen Hauptversammlung zuerst über die strittigen Modalitäten abgestimmt werden und dann in einem weiteren Treffen über die angestrebte SeverStal-Fusion.


Das Unmögliche erreichen wollen
Arcelor will, dass 50 Prozent des gesamten Aktienkapitals gegen eine Fusion mit dem russischen Stahlmilliardär Alexej Mordaschow stimmen müssten, um diese zu stoppen. Dies gilt als praktisch unmöglich, da wegen des hohen Streubesitzes von Aktien bei Arcelor-Hauptversammlungen meist nur ein Drittel des Kapitals mobilisiert werden kann. Der Antrag der protestierenden Aktionäre läuft darauf hinaus, den Abstimmungsmodus bei der von ihnen geforderten Versammlung so zu ändern, dass zwei Drittel des anwesenden Kapitals für eine Entscheidung ausreichen.


Deadline an 28 Juni
Im Juni stehen bei Arcelor bereits zwei ausserordentliche Hauptversammlungen an. Am 21. Juni sollen die Aktionäre über ein Aktien-Rückkaufprogramm in Höhe von fünf Milliarden Euro entscheiden. Am 28. Juni soll die die Fusion mit SeverStal abgesegnet werden. (awp/mc/th)

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