Beat Knecht und Sugih Jamin, CEO und CTO Zattoo: «Wir sind der Überzeugung, dass Zattoo das traditionelle Fernsehen ergänzt»

von Patrick Gunti


Herr Knecht, zuerst eine Frage zum Verständnis für «Zattoo-Neulinge»: Wie funktioniert Zattoo?


 


Beat Knecht: Die Installation ist ganz einfach. User können Zattoo von unserer Website zattoo.com runterladen und auf dem Computer installieren. Dann einfach gemäss den eingeblendeten Instruktionen vorgehen und nur zwei Minuten später beginnt das TV-Vergnügen auf dem Computer.


 


Bis vor wenigen Wochen war Zattoo nur in der Schweiz zugänglich. Wie viele Menschen haben die Software bisher auf ihren Computer geladen?


 


Sugih Jamin: In der Schweiz haben wir derzeit knapp 380’000 Nutzerinnen und Nutzer. In Spanien, wo wir am 17. Juni gestartet sind, nutzen bereits 80’000 Menschen Zattoo. Zwischen 50 und 70 Prozent aller User verwenden Zattoo aktiv, das heisst, mindestens einmal pro Monat.


 


Heute sind in der Schweiz über Zattoo fast 50 Sender zu empfangen. Wie viele Sender soll das Angebot in Zukunft umfassen?


 


Beat Knecht: Wir werden unser Channel-Angebot weiter ausbauen, basierend auf dem Input unserer User. Ausserdem planen wir die Aufschaltung von Kanälen für weitere Sprachgruppen.


 


Wird Zattoo dereinst auch über Handy empfangen werden können?


 


Beat Knecht: Derzeit verfolgen wir keine entsprechenden Pläne.


 


Jedem in jedem Land jeden Sender zugänglich zu machen – könnte man so das Ziel von Zattoo umschreiben?


 


Beat Knecht: Zattoo versucht, in jedem Land sämtliche populären Sender zu übertragen. Jeder Kanal bedeutet für uns aber auch ein Investment in die Infrastruktur, daher können wir nur diejenigen Sender übertragen, für die auch eine grosse Nachfrage besteht.


 


«Die Präsenz von Zattoo ändert insofern nichts daran, dass Unternehmen ihre Grundsätze im Umgang mit dem Internet ihren Mitarbeitern kommunizieren müssen.» (Beat Knecht, Mitgründer, President und CEO Zattoo)


 


Sie brauchen für die Verbreitung jedes einzelnen Kanals die Zustimmung des jeweiligen Senders. Was verlangen die Sendeanstalten von Ihnen?


 


Sugih Jamin: In erster Linie müssen wir den Content bezahlen, wobei gewisse Inhalte teurer sind als andere. Die Broadcaster sind aber auch besorgt, dass ihr Signal intakt übertragen wird und dass das Signal nur in dem geografischen Gebiet ausgestrahlt wird, für das der Sender die entsprechen Ausstrahlungsrechte besitzt. Soweit wir wissen, ist Zattoo die einzige TV-Applikation, welche die Echtzeit-Anforderungen der Sendeanstalten erfüllt.


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Zattoo wird sehr viel auf Arbeitsstationen in Büros runtergeladen. Sie dürften sich bei den Arbeitgebern nur bedingt Freunde schaffen.


 


Beat Knecht: Viele Büros erlauben ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freien Internet-Zugang, darin eingeschlossen Youtube und Websites von Fernsehstationen, über die Angestellte Zugang zu TV-Programmen haben. Andere Arbeitgeber haben restriktivere Vorschriften im Umgang mit dem Internet. Die Präsenz von Zattoo ändert insofern nichts daran, dass Unternehmen ihre Grundsätze im Umgang mit dem Internet ihren Mitarbeitern kommunizieren müssen.


 


«Wenn die Content-Kosten für einzelne Sender zu teuer werden, sind entsprechende Gebühren nicht auszuschliessen» (Sugih Jamin, Mitbegründer, Chairman und CTO Zattoo)


 


Das Angebot ist für die Zuschauer gratis. Bleibt das so?


 


Sugih Jamin: Wo immer möglich, möchten wir Zattoo den Usern weiterhin kostenlos anbieten. Dies ist hauptsächlich eine Frage der Kosten für die Inhalte. Wenn die Content-Kosten für einzelne Sender zu teuer werden, sind entsprechende Gebühren nicht auszuschliessen. Einige Broadcaster könnten von uns auch verlangen, ihre Inhalte nur im Rahmen eines Abonnements auszustrahlen.


 


Bleibt die Finanzierung mit Werbung.


 


Beat Knecht: Ja, es war bei der Gründung von Zattoo vorgesehen, das Unternehmen mit Werbegeldern zu finanzieren. Mittlerweile sind wir werbefinanziert und strahlen bei Wechseln zwischen den einzelnen Kanälen kurze, 5 Sekunden dauernde Spots aus.


 



In welchem zeitlichen Rahmen erwarten Sie, Zattoo in die Gewinnzone führen zu können?


 


Beat Knecht: Derzeit offerieren wir unseren Werbekunden verkaufsfördernde Einstiegs-Preise. Wenn wir mehr über den Zattoo-Werbemarkt wissen, werden wir auch die Preise anpassen können.


 


Sehen Sie Zattoo als Konkurrenz oder als Ergänzung zur traditionellen TV-Landschaft?


 


Sugih Jamin: Von unseren Kunden wissen wir, dass sie Zattoo als Zweitbildschirm nutzen, damit sich verschiedene Familienmitglieder verschiedene Programme zur gleichen Zeit ansehen können. Unsere Übertragungsqualität ist noch nicht auf dem gleichen Standard wie das herkömmliche Fernsehen. Wir sind aber der Überzeugung, dass Zattoo das traditionelle Fernsehen ergänzt und dass sowohl Sendeanstalten wie auch Werber eine grössere Reichweite erzielen, in dem sie Zuschauerinnen und Zuschauer ansprechen, die sie sonst nie erreichen würden.


 


Anfang April haben Sie Ihr Angebot in England und in Dänemark gestartet. Wie sehen die weiteren Expansionspläne aus – vor allem in dem TV-Markt schlechthin, den USA?


 


Sugih Jamin: Wie erwähnt sind wir Mitte Juni in Spanien gestartet. Ausserdem hoffen wir, Ende des Sommers in Deutschland, Österreich und Polen mit der Ausstrahlung beginnen zu können. Die Vorbereitungen auf einen Start in den USA in diesem Jahr laufen ebenfalls.


 


Herr Knecht, Mr. Jamin, besten Dank für das Interview



 


 


Sugih Jamin ist Mitbegründer, Chairman und CTO von Zattoo. Jamin ist Associate Professor of Computer Science an der University of Michigan und besitzt über 16 Jahre Erfahrung mit Internetmessung, Internet-Protokoll- und Infrastruktur-Design und Implementierung. Er hat in diesen Bereichen fünf Doktoratsdissertationen betreut. Zuvor war Sugih Jamin Gastprofessor an der Universität Tokio und University of Cambridge. Ausserdem arbeitete er bei Xerox PARC. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter Sloan Foundation Fellowship, NSF CAREER Award und White House Presidential Award.


 


Beat Knecht ist Mitbegründer, President und CEO von Zattoo. Knecht ist Mitschöpfer von UBS OpenLAN, SAP xRPM, Levanta und Zattoo. Vor seinem Eintritt bei Zattoo war er Vice President of Marketing bei Linuxcare (nun Levanta) in San Francisco. Davor war Beat Knecht in der Position eines Associate Partner bei McKinsey & Company tätig. Knecht graduierte mit einem BA in Computer Science an der University of California (Berkeley) und einem MBA von IMD in Lausanne, Schweiz.


 



Über Zattoo


Zattoo erwirbt, transportiert und präsentiert schnell startende, lang laufende Streaming-Videos in nur einem Browserfenster für alle Kanäle und alle Nutzer – überall. Zattoo ist der einzige P2P IPTV Provider, der Nutzern ein breit gestreutes Angebot populärer Inhalte in bestmöglicher Videoqualität in einem einzigen Browser bereitstellt. Zattoo bietet Broadcastern geringere Kosten bei erhöhter Reichweite und ermöglicht Werbetreibenden, die besten Elemente web-basierter und herkömmlicher TV-Werbemethoden zu kombinieren. Zattoo geht Partnerschaften mit Broadcastern und Werbetreibenden ein. 
 


Zattoo wurde von führenden Forschern und Softwaretechnikern an der University of Michigan (Ann Arbor) entwickelt und bietet ein für Streaming-Videos optimiertes, kommerzielles Peer-to-Peer-Netzwerk auf dem neuesten Stand der Technik. Die Eigenschaften von Zattoo erfüllen die Anforderungen sowohl von Endverbrauchern als auch von Broadcastern, Content-Eigentümern und Werbetreibenden. Endverbraucher erhalten ein breites Angebot von Major-Fernsehkanälen in nur einem Browser und können spezielle Inhalte finden, die anderswo meistens nicht verfügbar sind. Zattoo bietet Fernsehen mit der Mobilität und Privatsphäre eines Personalcomputers.


 



Zattoo hat sein Hauptquartier in San Francisco und unterhält Büros in Ann Arbor, Michigan sowie in Zürich, Schweiz.

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