Bodenseeflotte: Verkauf wird Fall für die Jursiten

Die Schweizerischen Bundesbahnen möchten sich aufs Kerngeschäft konzentrieren und ihre Tochter, die Schweizerischen Bodensee Schifffahrtsbetriebe (SBS), an die Stadtwerke Konstanz verkaufen. Doch dabei macht ihr der SBS-Minderheitsaktionär Flavio Cason einen Strich durch die Rechnung.


Verkaufsverhandlungen gestoppt
Cason hatte in diesem Sommer angekündigt, dass er die Bodenseeflotte kaufen und unter Schweizer Flagge weiterführen wolle. Die Verkaufsverhandlungen wurden gestoppt. Die SBB gaben Cason Gelegenheit, ein Unternehmenskonzept einzureichen, was er innerhalb der gesetzten Frist jedoch nicht tat. Darauf wollten die Schifffahrtsbetriebe den Störenfried ausschalten. An einer ausserordentlichen Generalversammlung Anfang September wurde das Vorkaufsrecht der Minderheitsaktionäre aus den Statuten gestrichen.


Streichung des Vorkaufsrechts verhindern
Doch das lässt sich der als Maschinist bei der SBS beschäftigte Cason nicht gefallen. Er hat am Freitag vor Bezirksgericht Arbon ein Gesuch eingereicht, welches die Streichung des Vorkaufsrechts verhindern soll. Das Arboner Gericht hat am Montag entsprechende Medienberichte bestätigt. Zudem hat Cason beim Friedensrichter in Arbon darum ersucht, die SBB zu einem Vermittlungsverfahren vorzuladen, wie seine Anwältin Lorella Callea bestätigt hat. Statt die Segel zu streichen, hatte der langjährige Mitarbeiter nämlich vor zwei Wochen einen Businessplan vorgelegt, um sein ernsthaftes Interesse am Schifffahrts- und Fährbetrieb und an der Werft in Romanshorn zu bekunden.


«Endlose Geschichte»
Die SBB bestätigten am Montag, dass sie den Businessplan einige Tage nach den Medien erhalten hätten. Weiter wolle man die «endlose Geschichte» nicht kommentieren, sagte SBB-Mediensprecher Roger Baumann am Montag. «Der Fall liegt jetzt bei unseren Juristen». Cason gibt als Motiv an, er wolle den Verkauf ins Ausland verhindern und die Arbeitsplätze erhalten. Auch ein Oberthurgauer Unternehmer und potenzielle Investoren wollen den Tourismusbetrieb im eigenen Land behalten.


Mit vielen Emotionen verbunden
Oliver Fehr, Mediensprecher der Schifffahrtsbetriebe, kann das gut nachvollziehen, wie er auf Anfrage sagte. Denn die Schifffahrt unter Schweizer Flagge sei mit vielen Emotionen verbunden. Doch der Verkauf an die Konstanzer Stadtwerke, welche einen eigenen Fährbetrieb hat, sei die beste Lösung. Der Verkauf werde auch vom Kanton Thurgau und der Gemeinde Romanshorn unterstützt. Casons Vorgehen sei kontraproduktiv, sagt Fehr. Die SBS mit 53 Angestellten in Fahrdienst und Werft schreibe dieses Jahr ziemlich sicher rote Zahlen. Schuld seien die hohen Dieselpreise und das schlechte Sommerwetter. Der Werft, welche der einzige rentable Betriebszweig der SBS sei, fehle ein Grossauftrag.


Situation momentan völlig unklar
«Vielleicht warten potenzielle Kunden ab, weil die Situation momentan völlig unklar ist», vermutet Fehr. Bereits sei drei temporären Mitarbeitern gekündigt worden. «Wenn es so weiter geht, müssen wir uns weitere Massnahmen überlegen», sagt der Sprecher. (awp/mc/gh)

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