CH-Schluss: Tiefrot – Banken im Ausverkauf – Öl-Preissturz stützt

Dabei lasteten Händlern zufolge vor allem die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Immobilien- und Finanzmarktkrise auf dem Geschäft. Entsprechend gemieden wurde der Finanzsektor, der in der Folge europaweit unter Verkaufsdruck geriet. Im späten Geschäft sorgte dann ein kräftiger Preissturz beim Öl für eine deutliche Erholung an den Märkten.


Während die zahlreichen, neuen US-Konjunkturdaten gemischt ausfielen und kaum Impulse zu setzen vermochten, sorgten die Aussagen von US-Notenbankpräsidenten Ben Bernanke am späteren Nachmittag für Abwärtsdruck. Bernanke habe bei der Inflation das «Aufwärtsrisiko» betont und beim Wachstum das «Abwärtsrisiko», meinte ein Beobachter.


Das Blue Chips Barometer SMI sackt bis Börsenschluss um 17.30 Uhr um 113,28 Punkte oder 1,70% auf 6’561,98 Punkte ab. Mit einem Tiefstand bei 6’478,41 Punkten hat der Leitindex heute ein neues Dreijahrestief verzeichnet. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsst 2,16% auf 975,63 Zähler ein und der Swiss Performance Index (SPI) 1,76% auf 5’500,76 Einheiten.


Im Einklang mit dem europäischen Bankensektor standen UBS (-6,3% auf 18,30 CHF) und CS (-4,5% auf 39,72 CHF) deutlich unter Verkaufsdruck. UBS markierten mit 18,00 CHF ein neues Allzeittief. Einerseits hätten die jüngsten Hiobsbotschaften aus dem Sektor belastet, meinte ein Händler, andrerseits hätten sich die Investoren auch im Vorfeld der diese Woche anstehenden Quartalsausweise von Merrill Lynch, J.P. Morgan und der Citigroup zurückhaltend gegeben.


Die Assekuranzen wurden bis auf Swiss Life (-1,0% auf 261,00 CHF) ebenfalls überdurchschnittlich verkauft, allderings weniger heftig als die Bankenwerte. Swiss Re verloren zum Start der Hurrikansaison -2,4% auf 62,20 CHF, ZFS verbilligten sich um 2,4% auf 259,00 CHF, Bâloise gar um 3,5% auf 90,20 CHF.


Mit am unteren Tabellenende schlossen auch Ciba (-6,7% auf 25,44 CHF), nachdem Merrill Lynch das Kursziel für den Titel gesenkt und die Verkaufsempfehlung bestätigt hatte. Die schwindende Nachfrage und steigende Rohstoffpreise dürften Cibas Performance signifikante schmälern, schrieb das amerikanische Bankhaus in der Begründung.


In Actelion (-5,6% auf 51,45 CHF) machten sich verstärkt Gewinnmitnahmen breit, nachdem der Titel am Vortag nach Ankündigung des Zusammenarbeitsabkommens für das Schlafmedikament Almorexant mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline haussierte. ING hat das Kursziel für die Actelion-Aktien auf 50 (46) CHF angehoben, hält aber an der Anlageempfehlung SELL fest.


Syngenta (-3,3% auf 293,75 CHF) erhielten zunächst von den über Erwarten guten Zahlen des norwegischen Düngemittelherstellers Yara Unterstützung, fielen dann aber deutlich zurück. Ferner empfahl Helvea die Titel neu zum Kauf – unter anderem mit der jüngsten Korrektur in den Agro-Titeln begründet.


Unterstützung erhielt der Markt dagegen von den Genussscheinen des Pharmakonzerns Roche (+1,1% auf 184,00 CHF), die nicht nur von ihrem defensiven Charakter, sondern in erster Linie von den am Vorabend publizierten Quartalszahlen der US-Tochter Genentech profitierten. Genentech verfehlte zwar die Erwartungen der Analysten knapp, hat jedoch die Gewinnerwartung für das laufende Jahr erhöht. Die ebenso grosskapitalisierten Novartis (-0,6% auf 57,10 CHF) und Nestlé (-1,4% auf 43,00 CHF) hielten sich ebenfalls besser als der Gesamtmarkt.


Die kleinsten Verluste gab es bei Börsenschluss für Logitech (-0,4% auf 25,20 CHF), Lonza (-0,4% auf 141,00 CHF) oder Givaudan (-0,5% auf 869,00 CHF). Auch SGS (-0,6% auf 1’378 CHF) verzeichneten im Vorfeld der morgigen Halbjahreszahlen kleinere Verluste.


Am breiten Markt verloren Sulzer 4,8%. Der vom Industriekonzern am Morgen publizierte Bestellungseingang für das erste Semester 2008 lag eher am unteren Ende der Erwartungen. Insgesamt werden die Zahlen zusammen mit dem bestätigten Ausblick aber als solid angesehen.


Micronas büssten 5,0% ein. Zwar konnte der Halbleiterhersteller im zweiten Quartal 2008 seinen Verlust weit deutlicher senken als erwartet; das Unternehmen musste jedoch auf der anderen Seite die Guidance für die Verluste im Gesamtjahr etwas erhöhen. (awp/mc/pg/34)

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