Citigroup verdient wieder Milliarden

Der Umbau schlage an, stellte Pandit fest. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bank netto lediglich 101 Millionen Dollar verdient. Addiert man aber alle Anstrengungen, die die Bank machen musste, um sich nach der Finanzkrise wieder zu fangen, fiel damals ein milliardenschwerer Verlust an. Umso froher sind die Börsianer, dass es aufwärts geht. Die Aktie stieg im frühen New Yorker Handel um drei Prozent. Pandit hatte die Citigroup nach dem Beinahe-Kollaps neu sortiert und im Wesentlichen auf das klassische Bankgeschäft zurechtgestutzt. Allzu risikoreiche Zweige verkaufte er oder stampfte sie gleich ganz ein. Dadurch schrumpft die Bank anhaltend, gleichzeitig reduzieren sich aber auch die Verluste aus den windigen Geschäften. Die Umbauarbeiten würden so schnell wie möglich weitergehen, versprach Pandit.


Tiefere Rücklagen für faule Kredite
Die Citigroup hatte sich wie so viele Konkurrenten am US-Hypothekenmarkt verhoben. Ihr kommt nun zugute, dass sich die Lage bei den Krediten entspannt; viele Schuldner zahlen wieder pünktlicher. Die Citigroup musste zuletzt noch 5,9 Milliarden Dollar für faule Kredite zurücklegen – das ist der niedrigste Stand seit mehr als drei Jahren. In den USA ist die Arbeitslosigkeit allerdings anhaltend hoch, entsprechend schlecht sind die Aussichten. Um unabhängiger vom Heimatmarkt zu werden, baut Pandit das Geschäft jenseits der Grenzen aus. Er will vor allem die Kunden in Asien und Lateinamerika für sich gewinnen. Aus Deutschland dagegen hat sich die Citigroup schon länger zurückgezogen: Die einstige Citibank heisst mittlerweile Targobank und ist in französischen Händen.


Einstiger Stolz der New Yorker Finanzwelt
Citigroup galt einst als der Stolz der New Yorker Finanzwelt und war eines der grössten Geldhäuser weltweit. In der Finanzkrise musste letztendlich der Steuerzahler die Wall-Street-Grösse mit insgesamt 45 Milliarden Dollar stützen und erhielt dadurch die Kontrolle über das Haus. Durch Aktienverkäufe hat sich der Anteil mittlerweile auf 12,4 Prozent reduziert. Am Ende dürfte der Staat sogar mit einem Gewinn aus der Rettung herausgehen, weil sich der Aktienkurs merklich erholt hat. Bis die Bank wieder komplett auf eigenen Beinen stehen kann, begnügt sich Chef Pandit mit einem symbolischen Jahresgehalt von einem Dollar. Er schaffte es mit dieser Geste, die Citigroup weitgehend aus den Negativschlagzeilen von überbordenden Boni herauszuhalten.


Warten auf Zahlen der Konkurrenz
Im Vergleich zu Rivalen wie JP Morgan gehört Citigroup ohnehin zu den Geringverdienern. Der weitgehend ohne Blessuren durch die Finanzkrise gekommene US-Branchenprimus verdiente im abgelaufenen Quartal mit satten 4,4 Milliarden Dollar das Doppelte der Citigroup. An diesem Dienstag legten die Bank of America und die Investmentbank Goldman Sachs ihre Zahlen vor, am Mittwoch sind Wells Fargo und Morgan Stanley an der Reihe. Das Abschneiden der Wall-Street-Grössen gibt auch Hinweise auf das Geschäft der grossen heimischen Banken, allen voran der weltweit agierenden Deutschen Bank. Sie legt ihre Zahlen am 27. Oktober vor. Die Commerzbank, die wie die Citigroup der Hilfe des Steuerzahlers bedurfte, folgt Anfang November. (awp/mc/ps/20) 

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