Converium vollführt nach aufgebessertem Scor-Angebot Kehrtwende

Entgegen früheren Beteuerungen, dass es kaum Synergie-Effekte gebe, will Converium diese nun «bestmöglich» nutzen, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Verwaltungsrat und Konzernleitung stünden hinter der aufgebesserten Übernahmeofferte des französischen Konkurrenten. CEO Inga Beale und CFO Paolo de Martin werden nach Abschluss der Integration, voraussichtlich per Ende Jahr, zurücktreten, sagte ein Scor-Sprecher auf Anfrage AWP.

Kaufpreis bei 23,20 CHF pro Aktie
Scor hat das Angebot auf 23,20 CHF verbessert. Die Franzosen bieten neu 0,5 eigene Aktien plus 5,50 CHF in bar je Converium-Aktie. Zudem sieht das neue Angebot vor, dass die von Converium vorgeschlagene Brutto-Dividendenauszahlung von 0,20 CHF nicht vom Kaufpreis abgezogen wird. Zuvor betrug das Angebot eine halbe neue Scor-Aktie plus 4 CHF in bar. Der nun von Scor gebotene Kaufpreis beläuft sich auf 23,20 CHF je Converium-Aktie, basierend auf dem Schlusskurs der Scor-Aktie vom Mittwoch. Dies bewertet die Gesellschaft mit rund 3,4 Mrd CHF. Das höhere Angebot reflektiert nach Aussagen des Scor Sprechers den höheren Wert von Converium. Zusätzlich erhalten die Converium-Aktionäre pro angedienter Aktie einen Barbetrag von 0,66 CHF, was 50% des Betrags der pro Scor-Aktie für das Geschäftsjahr 2006 ausbezahlten Dividende entspricht.

Klage in den USA wird zurückgezogen
Auch aus rechtlicher Sicht sieht Converium nun offensichtlich keine Probleme mehr. Der Schweizer Rückversicherer zieht die in den USA eingereichte Klage gegen Scor zurück, wie der französische Konzern gleichentags mitteilte. Mitte April hatte Converium Scor und die Beteiligungsgesellschaft Patinex in den USA wegen angeblicher Verletzung der US-Börsengesetze verklagt. Scor habe in «ungerechtfertigter und unfairer Weise» die US-Aktionäre von Converium von der unaufgeforderten Übernahmeofferte ausgeschlossen, hiess es damals von Seiten Converiums.

Antrag auf Kapitalherabsetzung wird zurückgezogen
Scor und Patinex, hinter der Financier Martin Ebner steht, hätten es zudem versäumt, Kauf und Besitz von Converium-Aktien angemessen offenzulegen. Ebner hatte beim Schnüren der Übernahmeofferte kräftig mitgemischt. Auch den Antrag auf eine Kapitalherabsetzung, welchen die Generalversammlung (GV) am (heutigen) Donnerstag absegnen sollte, wird von Converium zurückgezogen, wie Scor weiter mitteilte. Scor schlägt der GV seinerseits vor, sein Geschäftsleitungsmitglied Gilles Meyer in den Converium-Verwaltungsrat zu wählen.

Zürich soll nebst Paris und Köln gestärkt werden
Neben dem aufgebesserten Angebot ging indes auch Scor Kompromisse ein. So akzeptiert der französische Rückversicherer die Arbeitsverträge sämtlicher Mitglieder von Converium in der Schweiz während eines Jahres. Scor bekennt sich zudem zu einer starken Präsenz in Zürich und will dieses neben Paris und Köln zu einer der drei europäischen Plattformen der Gruppe machen.


GV: Aktionäre geisseln Kniefall
An der heutigen Converium-Generalversammlung haben die Kleinaktionäre den Kniefall des Converium-Verwaltungsrates vor dem französischen Konkurrenten Scor gegeisselt. Die kurzfristige Abänderung der Traktandenliste sei nicht rechtsmässig. Traktanden seien nur dann zulässig, wenn sie 21 Tage im voraus bekannt gemacht würden, sagte ein Kleinaktionär am Donnerstag im Zürcher Kongresshaus. Die Abstimmung über die Wahl des neuen Verwaltungsrates sei ungültig. «Ich werde den Eintrag im Handelsregister auf dem Prozessweg verhindern.»

VR-Präsident: Eigenständigkeit nicht mehr möglich
Converium-Verwaltungsratspräsident Markus Dennler rechtfertigte die Kehrtwende, die wenige Stunden vor der GV überraschend bekannt gegeben wurde: «Wir wären gerne selbstständig geblieben.» Aber wenn jemand 33 Prozent an einem Unternehmen besitze, dann dominiere er gewisse Versammlungen. «Das ist einfach Fakt», sagte Dennler. Die Converium-Spitze habe verschiedene Optionen geprüft und festgestellt, dass die Eigenständigkeit nicht mehr möglich sei. «Wir mussten den Tatsachen ins Auge sehen.»


Aktionäre stellen Antrag auf Abstimmung der ursprünglichen Traktanden
Damit gab sich ein weiterer Aktionär nicht zufrieden: «Ich stelle den Antrag, dass die ursprünglichen Traktanden zur Abstimmung gelangen.» Zudem kritisierten die Aktionäre die Entschädigungen für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Dennler wies die Vorwürfe zurück, er erhalte Millionen-Bezüge.(awp/mc/ar)


(awp/mc/hfu)

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