Credit Suisse und UBS kaum von Madoff-Betrug betroffen

Ob Kunden direkt oder indirekt betroffen sind, mochte die Grossbank dagegen nicht kommentieren. Die Credit Suisse prüfe derzeit, ob Kunden betroffen seien, wie ein Sprecher der CS gegenüber AWP erklärte. Vom Madoff-Skandal nicht betroffen ist der grösste Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär. Weder GAM noch die Bank Julius Bär seien direkt in Vehikel von Madoff investiert, sagte Bär-Sprecher Jan Bielinski. Die Produkte von Madoff seien den Kunden auch nie empfohlen worden.


Mehrere europäische Banken müssen Federn lassen
In Europa sind eine Reihe von Banken und Versicherungen vom mutmasslichen Milliardenbetrug des US-Anlageberaters Bernard Madoff betroffen. Zu den am stärksten betroffenen Instituten gehören die spanische Banco Santander SA sowie die britische HSBC plc und die schweizerische Privatbank Union Bancaire Privee (UBP).


Santander-Engagement bei Madoff über 2,33 Milliarden Euro
Die in Madrid ansässige Santander teilte am Montag mit, das Engagement bei Madoff belaufe sich auf 2,33 Mrd EUR. Etwa 2,01 Mrd EUR seien von institutionellen Investoren und internationalen Private-Banking-Kunden in den Hedgefonds «Optimal Strategic» investiert gewesen, die restlichen 320 Mio EUR gehörten anderen Santander-Private-Banking-Kunden. Laut Internetseite umfasst der Santander-Hedgefonds «Optimal» ein Vermögen von rund 10,5 Mrd EUR. Santander teilte weiter mit, sie habe 17 Mio EUR auf eigene Rechnung bei Madoff investiert.


BBVA revidiert frühere Aussagen
Die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA (BBVA), Spaniens zweitgrösste Bank, teilte am frühen Mittag in einer Erklärung an die spanische Börsenaufsicht mit, die Verluste aus dem Madoff-Engagement könnten bei bis zu 300 Mio EUR liegen. Am Morgen hatte das in Bilbao ansässige Finanzhaus noch mitgeteilt, nicht bei Madoff engagiert zu sein. Die Aussage, das BBVA nicht direkt in Madoff verwickelt sei, bestätigte die Bank auch am Mittag.


UBP: 1,25 Milliarden Franken bei Madoff investiert
Die Genfer Privatbank Union Bancaire Privee (UBP) kündigte in einer Mitteilung an, dass das Engagement bei Madoff unter 1% der gesamten Vermögenswerte der Bank liege. Nach eigenen Angaben summieren sich die von dem schweizerischen Finanzhaus gehaltenen Aktiva auf rund 125 Mrd CHF auf; das Engagement bei Madoff liegt somit unter 1,25 Mrd CHF oder umgerechnet 1,07 Mrd EUR.


SGKB-Privatbank-Tochter Hyposwiss von Madoff-Betrug betroffen
Indirekt muss sich nun auch die St. Galler Kantonalbank (SGKB) mit den vom US-Vermögensverwalters Bernard Madoff verschuldeten Milliardenverlusten beschäftigen. Kunden ihrer Privatbank-Tochter Hyposwiss Genf hatten Madoff Gelder anvertraut. SGKB-Sprecher Simon Netzle bestätigte auf Anfrage eine Meldung der «HandelsZeitung Online», wonach Kundengelder von weniger als 200 Mio CHF vom Betrugsfall tangiert seien. Auf die Finanzstabilität der SGKB-Gruppe und deren Bonität habe der Madoff-Betrug aber keinerlei Auswirkungen, versicherte Netzle.


HSBC steckt mit 1 Milliarde Dollar drin  
Die Royal Bank of Scotland Group (RBS) erwartet aufgrund des Engagements bei der Bernard Madoff Investment Securities LLC einen möglichen Verlust von etwa 400 Mio GBP. Bei der HSBC liegt das Engagement eigenen Angaben zufolge im Bereich von rund 1 Mrd USD (668 Mio GBP). Damit bestätigte sich ein Bericht der «Financial Times». Eine mit der Situation vertraute Person sagte zu Dow Jones Newswires, dass die Verwicklung der britischen Barclays plc nur «minimal» sei.


Frankreich: BNP Paribas und Natixis betroffen
In Frankreich sind die BNP Paribas SA sowie die Investmentbank Natixis betroffen. Die Pariser BNP Paribas bezifferte den möglichen Verlust auf bis zu 350 Mio EUR. Die Bank sei nicht selbst bei den von Madoff geführten Hedgefonds engagiert, wäre allerdings über den Handel und die Vergabe von Krediten indirekt betroffen. Natixis bezifferte das indirekte Engagement auf maximal 450 Mio EUR. Die Pariser Bank Societe Generale beurteilte das Engagement bei Madoff als «vernachlässigbar». Es liege unter 10 Mio EUR. Die französische Credit Agricole bezifferte ihre Verwicklung in Madoff auf weniger als 10 Mio EUR.


Italienische UniCredit kommt mit blauem Auge davon
Von der italienischen UniCredit SpA hiess es, das Engagement liege bei rund 75 Mio EUR. Der in Dublin ansässige Vermögensverwalter Pioneer Investments sei indirekt bei Madoff engagiert. Italienische Kunden seien nicht betroffen, schreibt UniCredit in einer Mitteilung an die Börse.


Auch mehrere Versicherer bei Madoff engagiert
Der Hedgefondsmanager Man Group hat 360 Mio USD in zwei Fonds von Madoff investiert. Auch Versicherungskonzerne blieben nicht gänzlich verschont: Der französische Versicherer AXA bezifferte das Engagement bei der Bernard L. Madoff Investment Securities LLC «deutlich» unter 100 Mio EUR, während der italienische Wettbewerber Assicurazioni Generali mitteilte, nicht bei Madoff engagiert gewesen zu sein.


Schneeball-System nach «Ponzi-Modell»
Der Anlageberater Madoff soll Investoren mit einem gigantisches Schneeball-System um ihr Geld gebracht haben, wie Staatsanwaltschaft und US-Bundespolizei FBI am Donnerstag erklärt hatten. Madoff hatte laut Polizei nach dem «Ponzi-Modell» gearbeitet. Mit dem Namen, der auf den 20er-Jahre-Betrüger Charles Ponzi anspielt, wird in den USA eine Gaunerei nach einem bestimmten Schneeball-Prinzip genannt: Dabei werden einem Investor sehr hohe Renditen versprochen.


Der Krug geht zum Brunnen…
Diese Renditen werden aus dem Geld bezahlt, das andere Investoren, die danach angeworben werden, einzahlen. Fehlt am Ende der Pyramide neues Geld, bricht das System zusammen. Laut Staatsanwaltschaft und FBI hatte Madoff gegenüber seinen Mitarbeitern erklärt, er sei «am Ende» und habe rund 50 Mrd USD (rund 38 Mrd EUR) verloren. (awp/mc/ps/02)

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