CS/GV: Knapp 30% der Aktionäre gegen Millionenboni

Dass nur noch zwei Drittel der Eigentümer hinter den teils rekordhohen Salären stehen, ist für CS-Präsident Hans-Ulrich Doerig ein Grund zum Handeln. Die CS werde die Lohnsysteme verbessern, um wieder mehr Zustimmung der Aktionäre zu bekommen. «Das ist uns sehr wichtig», sagte der oberste Konzernverantwortliche zu den 2’400 GV-Teilnehmern im Zürcher Hallenstadion.


Denkzettel für Syriani
Verwaltungsrat Aziz Syriani, den auch grössere Aktionärsgruppen wegen seiner Verantwortung für die jüngsten Bonusexzesse zur Abwahl empfohlen hatten, erhielt ebenfalls einen Denkzettel: Er brachte für seine Wiederwahl nur 68,2% der Stimmen hinter sich. Seine Kritiker, darunter die Anlagestiftung Ethos, konnten 27,3% Neinstimmen zusammentrommeln. Andere zur Wiederwahl stehende Verwaltungsräte bekamen für weitere drei Jahre Amtszeit jeweils über 95% der Stimmen. Fast 99% erhielten der US-Versicherungsmanager Robert Benmosche und die Vertreterin des Emirats Katar, Jassim Bin Hamad Al-Thani, die neu ins Gremium kommen.


An der GV von Konkurrentin UBS hatten vor gut zwei Wochen über 39% den Vergütungsbericht abgelehnt und der Bankführung für 2007 die Entlastung verweigert. Bei den CS-Aktionären kam die so genannte Décharge für das vergangene Jahr mit über 90% durch, so wie auch die übrigen Traktanden keine Diskussionen verursachten.


Redeschlacht im Hallenstadion
Weite Teile der viereinhalb-stündigen GV bestanden aus einer eigentlichen Redeschlacht. Den Auftakt machte der zur Galionsfigur des Aktionärswiderstandes gewordene Ethos-Direktor Dominique Biedermann, der von exzessiven Vergütungshöhen und fehlender Transparenz sprach. Der sogenannte SISU-Entschädigungsplan könnte in einigen Jahren dazu führen, dass die elf Geschäftsleitungsmitglieder bis zu 1 Mrd CHF erhielten. Selbst wenn es katastrophal laufe, würden sie immer noch 5 Mio pro Person erhalten, sagte Biedermann.


«Allergrösstes Schmarotzertum»
Andere Kleinaktionäre verschärften den Ton noch: Von «schamloser Bereicherung» über «allergrösstes Schmarotzertum» bis hin zu «legalisiertem Diebstahl» reichten die Prädikate, welche die Aktionäre dem Bonusregen für die Topkader ihrer Bank verpassten. Ein Kleinaktionär umschrieb es geschichtlich: «Wir Schweizer haben 1291 den habsburgischen Geldadel aus dem Land gejagt, nun schaffen Sie einen neuen Geldadel», richtete er an Konzernchef Brady Dougan. Der JUSO-Vorsitzende Cédric Wermuth las im Samichlaus-Kostüm der CS-Spitze die Leviten: «Wenn sie glauben, dass 91 Mio CHF Lohn normal sind, glauben sie auch an den Osterhasen und den Weihnachtsmann».


1 Dougan = 2225 Verkäuferinnen
Dass Dougans 71-Mio-Bonus aus dem Langzeit-Prämienprogramm PIP von 2004 stammt und nicht Teil des Vergütungsberichts 2009 ist, kümmerte die Aktionäre wenig. Das Unverständnis über die Riesensummen fasste ein Kleinaktionär in ein Rechenbeispiel: 2’225 Schweizer Verkäuferinnen müssten ihren Lohn zusammentragen, um Dougans Einkommen zu egalisieren. Denn Dougan erhält auch 19,2 Mio CHF für 2009 und wurde damit zum best bezahlten Bankchef Europas. Insgesamt schüttet die CS für 2009 mehr Boni aus, als sie Gewinn machte: Bei 6,7 Mrd CHF Gewinn schüttete sie 6,9 Mrd CHF für variable Vergütungen aus. Der CS-Präsident musste mehrere Aufrufe zu «helvetischer» Mässigung entgegennehmen.


Doerig verteidigt Dougan
Die CS nehme ihre staatsbürgerliche Verantwortung ernst, entgegnete Doerig. Er wisse um die Befindlichkeiten in der Schweizer Bevölkerung. Als global präsentes Institut könne die CS ihr Vergütungsmodell aber nicht nur an der Schweiz ausrichten. Konzernchef Dougan nahm er explizit in Schutz. Die CS habe auch dank ihm die Krise viel besser überstanden als vergleichbare Finanzhäuser. Beim PIP-Programm habe es der Zufall gewollt, dass der Aktienpreis zum Stichtag über 30 Fr. betragen habe. Das Langfristprogramm habe sich ausbezahlt: Der allergrösste Teil der Empfänger sei bei der Bank geblieben, und diese hätten zu den Erfolgen beigetragen.



Jahresrechnung 2009 genehmigt – Entlastung für Geschäftsleitung
Mit grosser Mehrheit wurde von den Aktionären die statutarische Jahresrechnung 2009 und die konsolidierte Jahresrechnung 2009 genehmigt. Auch die Entlastung für die Geschäftleitung wurde ohne nennenswerte Opposition von den Aktionären genehmigt. Gleiches gilt für die Verwendung des Bilanzgewinns.


«Wir werden unsere Position weiter stärken»
Konzernchef Dougan zeigte sich für die Zukunft der Credit Suisse zuversichtlich: «2010 werden wir unsere Position weiter stärken», versprach Dougan den Aktionären. Die CS wolle die hohen Marktanteilsgewinne im Aktienhandel ausbauen, die Kundenaktivität verstärken. Ebenso wolle die CS die Vertriebsabdeckung bei den festverzinslichen Produkten erweitern und das hohe Wachstumspotenzial in Schwellenmärkten gezielt nutzen. 2010 habe «erfreulich» begonnen. Die CS sei gut aufgestellt, um die Herausforderungen zu meistern, die sich aus den laufenden politischen und regulatorischen Veränderungen ergeben, wiederholt Dougan frühere Aussagen.


Risiken im Investment Banking massgeblich verringert
Der CS-Konzernchef erläuterte den Aktionären an der Generalversammlung die Gründe für die heute gute Positionierung der Bank. So habe die Bank habe das eigene Geschäft zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Krise auf die Herausforderungen des neuen Umfelds vorbereitet. Dazu gehörte unter anderem, dass die Risiken im Investment Banking massgeblich verringert wurden. Insgesamt habe die CS zwischen 2006 und 2008 Massnahmen ergriffen, um die Kapitalkraft zu erhalten, die Risiken im Investment Banking deutlich zu verringern, die Strategie im Investment Banking schneller umzusetzen und die positive Kundenentwicklung in allen Bereichen zu bewahren.


«CS mit einer der solidesten Bilanzen der Branche»
Die CS verfügte heute über eine der solidesten Bilanzen in der Branche, betont Dougan. Mit Blick auf das Private Banking gehört die CS im Urteil des Konzerchefs zu den Nutzniessern der jüngsten Branchen- und Regulierungstrends. «Wir haben eine starke Kapital- und Ertragsbasis, und wir haben uns früh auf gesetzliche Änderungen vorbereitet mit Ansätzen, die den heutigen Anforderungen gerecht werden, was die Sorgfaltspflichten, das grenzüberschreitende Geschäft und den Anlegerschutz betrifft.» Die eigene Wachstumsstrategie sei nicht von unversteuerten Vermögenswerten abhängig, so Dougan.


«Folgen der Krise werden noch Jahre spürbar sein»
Der CEO gab sich vor den Aktionären zudem zuversichtlich, die Rentabilität im Private Banking weiter zu verbessern. Dies sobald sich die Märkte und die Nachfrage nach umfassenden Lösungen erholen. Dougan äusserte sich in seinen Ausführungen auch zum allgemeinen Zustand der Finanzindustrie. «Unsere Branche ist noch längst nicht zum Alltagsgeschäft zurückgekehrt.» Staatliche Eingriffe, neue Vorschriften und wirtschaftliche Umwälzungen hätten in den Märkten nachhaltige Spuren hinterlassen. «Die Folgen der Krise werden noch Jahre spürbar sein, da heute weitreichende politische und regulatorische Vorschläge diskutiert werden,» erklärte der CEO.


Doerig gegen Aufteilung des Universalbankensystems
CS-Verwaltungsratspräsident Hans-Ulrich Doerig machte sich vor seinen Aktionären für das heutige Universalbankensystem stark. «Mit einer Aufteilung oder Abspaltung unseres Universalbankensystems gäben wir ohne Not einen Trumpf aus der Hand. Zum Schaden des Finanzplatzes und unserer Exportwirtschaft – ein klassisches Eigengoal,» folgert Doerig gemäss Redetext an der heute stattfindenden GV. Die offene Schweiz brauche starke, global tätige Banken. Die Aufgabe der erneuerten Grossbankenmodelle entspräche einem Rückzug ins Reduit. Die Grösse einer Bank dürfe nicht alleiniger Massstab sein. Die neue Verschuldungslimite für Grossbanken begrenze bereits das Bilanzwachstum. Grösse könne gemäss Doerig auch zur Stabilität beitragen: «gross genug, um Probleme selber zu lösen. Big enough to cope – und nicht nur too big to fail», so der Verwaltungsratspräsident. (awp/mc/ps/pg/11)

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