EBK-Jahresbericht: Besorgnis über Risikoappetit und Margenschwund

Die Aufsichtsbehörde stellt wachsenden Risikoappetit, Margenschwund und vermehrtes Austesten von Grenzen fest.  Der ungebrochene Wettbewerb unter den Finanzinstituten verlange Anpassungsfähigkeit und weiteres Wachstum. Wer nicht genüge, werde vom Markt verdrängt. «Die Frage, ob es in diesem Kontext eine Aufsicht braucht, ist rhetorisch», sagte EBK-Präsident Eugen Haltiner am Dienstag vor den Bundeshausmedien in Bern.


Zunehmend komplexere Produkte
Der Innovationsdruck gipfle in zunehmend komplexeren Produkten wie Derivaten oder Hedgefonds. Die mangelnde Transparenz von Hedgefonds oder auch des stark wachsenden Private-Equity-Sektors werde es den Banken zusehends erschweren, die Risikosituation der Gegenpartei einzuschätzen, sagte Haltiner.


Kreditderivate überdurchschnittlich gewachsen
Das Volumen ausstehender Kreditderivate sei überdurchschnittlich gewachsen und übersteige mitunter das Volumen ausstehender Anleihen. Im Falle eines externen Schocks wäre ein plötzlicher und starker Rückgang der Liquidität verbunden mit Wertkorrekturen nicht zu verhindern, warnte Haltiner.


Watchdog muss Windhund sein
Insgesamt müsse der «Watchdog» EBK angesichts dieser Entwicklung ein «Windhund» sein, um Schritt zu halten. Mit einem Jahresbudget von 30 Mio CHF überwache die EBK Banken mit Gewinnen von 30 Mrd CHF. 153 EBK-Vollzeitstellen stünden 225’000 Bankmitarbeitende gegenüber.


EBK schlank strukturiert
Die EBK sei damit im internationalen Vergleich durchaus schlank strukturiert und setze ihre Ressourcen gezielt ein. Dazu bedürfe sie auch in Zukunft ausreichender Personalbestände.  Fachleute seien sehr gesucht, entsprechend sei der Druck auf die Saläre. Allein 2007 habe die Personalfluktuation in der EBK 12% betragen, sagte Haltiner mit Blick auf das neue Finanzmarktaufsichtsgesetz (FINMAG).  Dort hatte der Nationalrat eine öffentlichrechtliche Anstellung für die Beschäftigten der neuen Finanzmarktaufsicht festgelegt. Die neue Behörde schliesst EBK, Bundesamt für Privatversicherung und die Kontrollstelle für die Bekämpfung der Geldwäscherei zusammen.


Grenzgänger in ihre Schranken weisen
Die EBK müsse «Grenzgänger in ihre Schranken weisen», ohne mit regulatorischem Übereifer den Wettbewerb zu behindern, sagte Haltiner. Hierbei stützt sich die EBK ab Geschäftsjahr 2006 auf ein neues Frühwarn- und Ratingsystem. Die Ratings gehen von 1 bis 9, wobei 9 das höchste Risiko auszeichnet. Jede Bank werde von der EBK aufgrund quantitativer Daten und qualitativer Elemente entsprechend des Ratings einer Klasse zugewiesen, aus welcher sich eine von drei Stufen der Überwachungsintensität ableitet, erklärte EBK-Direktor Daniel Zuberbühler.  Weil diese Daten aber zum Teil auf vertraulichen Angaben beruhen, werden sie nicht veröffentlicht. Auch die Bank darf sie nicht zu Werbe- oder anderen Zwecken publizieren. Einsprachen gegen das Rating sind nicht möglich, sagte Zuberbühler. Es sei für die EBK ein Instrument, wie es die Banken selbst etwa bei der Bonität von Schuldnern anwenden würden.


Grossbanken UBS und CS sehr intensiv überwacht
Wegen des hohen Schadenspotenzials bei allerdings geringer Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz werden die beiden Grossbanken UBS und CS von mindestens 10 Personen laufend und damit sehr intensiv überwacht.


Risikoorientierte Überprüfungen
Die übrigen der EBK-Aufsicht unterstellten gut 340 Banken und 70 Effektenhändler werden risikoorientiert überprüft. Der Gruppe mit normalem Aufsichtsrisiko sind weitaus die meisten Institute zugeteilt. Zu jenen mit erhöhtem Aufsichtsrisiko gehören die Kantonalbanken wegen ihres öffentlichen Charakters. Auch die internationale Verflechtung eines Instituts kann zu einer Einteilung in dieser Klasse führen. (awp/mc/gh)

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